Esteban Ocon auf P6: Alpine in Portimao "wie Tag und Nacht"
Alpine-Pilot Esteban Ocon fährt im Qualifying zum Grand Prix von Portugal auf den starken sechsten Platz, dennoch ist er nicht vollkommen zufrieden
(Motorsport-Total.com) - Esteban Ocon beschert dem Alpine-Werksteam im Qualifying zum Grand Prix von Portugal mit Platz sechs eine positive Überraschung. Der Franzose selbst spricht von einem "sehr guten Tag" und einem "riesigen Schritt", den die ehemalige Renault-Mannschaft nach einem eher durchwachsenen Saisonauftakt in Portimao vollbracht hat.
Schon die Trainingsleistungen am Freitag ließen vermuten, dass die Alpine-Mannschaft in Portugal besser aufgestellt ist als zuletzt in Imola. Das Update-Paket, das die Truppe schon in Italien erstmals zum Einsatz brachte, trug erste Früchte. Die Piloten meldeten ein deutlich besseres Gefühl im A521.
Vom ersten Freien Training an hat die Mannschaft ein gutes Basis-Set-up gefunden. "Wir waren aber nicht vollkommen zufrieden am Freitag", merkt Ocon an. Das Team erwartete eine Steigerung im Vergleich zum Vorjahr, unternahm daher auch Änderungen am Boliden für Samstag.
"Rang fünf wäre heute möglich gewesen"
"Die Änderungen über Nacht brachten einen riesigen Schritt. Das Auto fühlte sich an wie Tag und Nacht verglichen zum Vortag. Wir mussten dann nur noch kleine Anpassungen für das Qualifying vornehmen", schildert der Franzose erfreut.
Konkret trumpfte Ocon schon im ersten Qualifying-Abschnitt auf. Kurz vor Ablauf der Zeit startete er einen letzten Versuch auf einem frischen Soft-Reifen und katapultierte sich dadurch aus der Gefahrenzone auf Platz vier (+0,370 Sekunden).
In Q2 war er erneut auf den vorderen Plätzen zu finden. In 1:18.586 Minuten schaffte er eine persönliche Bestmarke, die erneut zu Platz vier reichte. "Die großartigste Runde war die in Q2. Wäre mir diese Runde in Q3 gelungen, wäre das eine andere Geschichte gewesen", hadert er ein wenig.
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Denn im letzten Qualifying-Segment konnte sich auch der Alpine-Pilot nicht mehr steigern. In 1:19.042 Sekunden reihte er sich schließlich auf dem sechsten Platz ein, drei Tausendstelsekunden hinter Ferrari-Fahrer Carlos Sainz - er war eine halbe Sekunde langsamer als noch in Q2.
Auch die Konkurrenz an der Spitze hatte Mühe, sich in Q3 noch einmal zu steigern. "Das war nicht meine beste Runde leider! Daher bin ich auch ein wenig enttäuscht mit Platz sechs. Ich denke, Rang fünf wäre möglich gewesen heute", meint Ocon.
Im Nachhinein weiß er: Hätte er seine Q2-Runde im letzten Abschnitt wiederholen können, wäre er auf Platz drei nur hinter den beiden Mercedes-Fahrern gelandet. "Für alle wurden die Bedingungen immer schwieriger. Die Umstände in Q3 waren wirklich sehr hart. Ich wäre in Kurve 1 schon fast abgeflogen im ersten Run."
Warum ist Alpine nun plötzlich schneller?
Am Ende hat sich die harte Arbeit der vergangenen Wochen für Alpine ausgezahlt, Ocon konnte mit einer "ordentlichen Runde" das beste Qualifying-Ergebnis in dieser Saison einfahren. Und das ausgerechnet nach einem schwachen Saisonstart samt Windkanal-Problemen.
"Das Auto war nicht unbedingt dort, wo wir es haben wollten", gesteht der 24-Jährige, "aber wir haben weitergesucht, gegraben und sind an diesem Wochenende mit ein paar Dingen angekommen, die wir testen wollten. Und ich denke, wir haben einen riesigen Schritt gemacht, was die Performance und das Gefühl im Auto betrifft."
Nachsatz: "An einem Wochenende, das im Vorjahr noch ziemlich knifflig für uns war, haben wir nun die beste Leistung des Jahres gezeigt. Das ist bislang ein sehr positives Wochenende und wir hoffen, dass wir den Fortschritt mitnehmen können."
Woran aber macht er diesen Fortschritt nun konkret fest? "Wir haben in Imola ein paar neue Teile gebracht, aber auch hier. Wir versuchen erst noch, all diese Updates zu verstehen und das Maximum herauszuholen." Schon in Imola habe sich der Wagen nicht schlecht angefühlt, doch am Ende landete er nur mit viel Glück in den Punkterängen.
"Es war potenziell noch mehr zu erwarten. Und jetzt verstehen wir ein paar Dinge, wir haben neue Teile getestet und das zahlt sich aus. Ich bin sicher, wenn wir weiterhin Verbesserungsspielräume finden, können wir das Auto noch schneller machen. Es gab aber keine wesentlichen Änderungen am Auto, es geht nur ums Feintuning."
Was ihn außerdem freuen dürfte: Im Qualifying-Duell gegen Teamkollegen Fernando Alonso konnte Ocon auf 2:1 stellen. Der Spanier lag in Q2 satte 0,870 Sekunden hinter seinem Garagennachbar zurück. "Wir müssen uns anschauen, was auf Fernandos Seite heute passiert ist, es lief also nicht alles perfekt."
"Viele Jungs haben heute ein Lächeln auf den Lippen"
Dennoch sei es für die gesamte Mannschaft wichtig gewesen, diesen sechsten Platz einzufahren, vor allem für die Moral. "Ja, das ist sehr wichtig. Denn bei den Tests und im ersten Rennen waren wir mit der Performance des Autos nicht vollkommen zufrieden."
"Das Ergebnis heute hat uns nun gezeigt, dass man einfach nicht aufgeben darf - und das haben wir nicht. Wir haben gesucht und darüber nachgedacht, was wir machen können. Wir haben im Simulator und in der Fabrik hart gearbeitet."
Gemeinsam habe die Truppe die Schwachpunkte ausgemacht und versucht, diese auszumerzen. "Das ist nicht so einfach. Aber wir machen weiter und [dieses Ergebnis] motiviert jeden. Viele Jungs haben heute ein Lächeln auf den Lippen."