Martin Brundle: "Bottas war jedenfalls nicht schuld dran"
Martin Brundle findet, dass George Russell mit dem Crash in Imola einen Fehler gemacht hat, während Ralf Schumacher auch Valtteri Bottas kritisiert
(Motorsport-Total.com) - Die "Mercedes-interne" Kollision zwischen Mercedes-Werksfahrer Valtteri Bottas und Mercedes-Junior George Russell war eines der ganz heißen Themen nach dem Grand Prix in Imola 2021. In der Bewertung der Schuldfrage ist die Formel-1-Community gespalten. Zunächst hatten die meisten Fans instinktiv eher Bottas in der Verantwortung gesehen. Mit mehr Distanz zum Rennen scheint sich das Stimmungsbild jedoch zu verändern.
© Motorsport Images
Martin Brundle nimmt Valtteri Bottas nach dem Crash in Imola in Schutz Zoom Download
Russell selbst hat sich inzwischen auf Instagram für den Unfall und sein Verhalten danach entschuldigt. Und auch der angesehene Formel-1-Experte Martin Brundle bewertet die Kollision zwar grundsätzlich wie die FIA-Rennkommissare ("no further Action"), stellt aber klar: "Bottas war jedenfalls nicht schuld dran."
"Russell", schreibt der ehemalige Formel-1-Fahrer in seiner Kolumne auf 'Sky Sports', "muss sich genau überlegen, ob er die Gefahr nicht hätte kommen sehen können. Vielleicht hätte er zurückstecken und auf eine weniger riskante Gelegenheit warten sollen. Und er sollte darüber nachdenken, was er nach dem Crash gesagt und getan hat."
Die Einordnung der Schuldfrage war am Montag in der Formel-1-Analyse auf 'Sky Sport News' auch ein großes Thema, das Moderator Noah Pudelko mit unserem Chefredakteur Christian Nimmervoll besprochen hat. Der sieht auch eher Russell als Bottas in der Verantwortung für die Situation, wie er schon in seiner Kolumne "Wer letzte Nacht am schlechtesten geschlafen hat" geschrieben hatte.
In der Analyse kam unter anderem Ralf Schumacher zu Wort, der Bottas nicht von jeder Schuld freisprechen möchte: "Valtteri muss da schon ein bisschen vorsichtiger sein bei dem Speed", findet der 'Sky'-Experte. "Er hätte damit rechnen müssen." (ANZEIGE: Alle Formel-1-Rennen live und ohne Werbebreaks, dazu topaktuelle Insights, Stories und Analysen plus Einschätzungen der Experten Ralf Schumacher, Timo Glock & Nico Rosberg - all das und mehr gibt's jetzt ab 17,50 Euro pro Monat. Hier informieren!)
Mercedes-Teamchef Toto Wolff räumt zwar ein, dass zu einer solchen Situation immer zwei gehören, betont aber: "Valtteri fährt meiner Meinung nach der trockenen Linie nach." Worauf Schumacher dagegenhält: "Er zuckt aber rüber, und deswegen kriegt George Angst, glaube ich. Deshalb fährt er in den Rasen. So ungefähr ist es passiert."
"George", sagt Wolff, "hätte es ein bisschen ruhiger angehen können. Die Strecke trocknet auf, er ist in einem Williams. Er braucht uns nichts zu beweisen." Denn selbst wenn Russells Überholversuch an sich legitim gewesen sein mag: Ausgerechnet gegen einen Mercedes-Fahrer so ein hohes Risiko einzugehen, sei überflüssig gewesen, findet Wolff.
FIA-Rennleiter Michael Masi bezieht in der Schuldfrage keine klare Position: "Ich weiß nicht, ob es 50:50 war oder 60:40. Aber die Kommissare kamen jedenfalls zu der Auffassung, dass kein Fahrer alleinig oder überwiegend schuld war." Daher habe das Urteil folgerichtig "no further Action" gelautet.
Letzte Nacht Imola: So viel Dusel hatte Hamilton!
Wie Hamilton die WM-Führung behalten hat, warum Toto Wolff Russell mit Clio-Cup droht und welches Malheur Verstappen fast den Sieg gekostet hätte Weitere Formel-1-Videos
Der Crash war übrigens auch eines der großen Themen in der großen Analyse des Rennwochenendes in Imola auf dem YouTube-Kanal von Formel1.de. In ihrem "Letzte-Nacht"-Talk erklären Christian Nimmervoll und Stefan Ehlen unter anderem, warum sich Russell mit seinem Verhalten am Sonntag für den weiteren Verlauf seiner Karriere wahrscheinlich keinen Gefallen getan hat. (Jetzt Kanal abonnieren und bei neuen Formel-1-Videos benachrichtigt werden!)
Doch bei aller Kritik an Russell: "Er ist ein munterer Rennfahrer, der jede Überholmöglichkeit am Schopf packt. Das sollte man ihm absolut nicht austreiben", findet Brundle. "Aber gerade gegen einen Werks-Mercedes hätte er vielleicht mehr ans große Ganze denken sollen und das Risiko anders bewerten müssen."