Werde jetzt Teil der großen Community von Formel1.de auf Facebook, diskutiere mit tausenden Fans über die Formel 1 und bleibe auf dem Laufenden!
Runde 34 in Imola: Hat Leclerc hier die Chance auf den Sieg verspielt?
Als Christian Horner bei Max Verstappens Fehler das Herz in die Hose rutschte, schien es für einen kurzen Moment so, als könne Charles Leclerc in Führung gehen
(Motorsport-Total.com) - Es war eine Situation, die in den ersten Analysen nach dem Rennen in Imola untergegangen ist, den Verlauf des Grand Prix aber entscheidend verändern hätte können: Als Max Verstappen in der letzten Kurve der "Aufwärmrunde" vor dem fliegenden Re-Start nach der roten Flagge beinahe von der Strecke gerutscht wäre, hätte er rein theoretisch die Führung verlieren können.
© Motorsport Images
Max Verstappen führte beim Re-Start vor Charles Leclerc und Lando Norris Zoom Download
Und zwar nicht nur im Falle eines tatsächlichen Abflugs, den der Red-Bull-Pilot gerade noch verhindern konnte. Sondern auch, wenn Leclerc die Gelegenheit genutzt hätte, einfach an ihm vorbeizugehen. "Meiner Meinung nach hätte Charles dort überholen dürfen", sagt etwa Lando Norris, der unmittelbar dahinter beste Sicht auf den Zwischenfall hatte.
Denn bereits zuvor im Rennen war Verstappens Teamkollege Sergio Perez ebenfalls hinter dem Safety-Car von der Strecke abgekommen, und die beiden Autos, die in der Situation an ihm vorbeigingen, erhielten keine Strafe dafür. Perez selbst wurde dafür sanktioniert, dass er sich anschließend wieder zurücküberholte, bevor das Rennen freigegeben wurde.
"Charles", sagt Norris, "ist auf die Bremse gestiegen und fast stehengeblieben. Irgendwann muss er aber aufs Gas, denn Max rutschte eine ganze Weile in Richtung Mauer. [...] Ich denke, wenn ich Zweiter gewesen wäre, hätte ich's drauf ankommen lassen, denn dann hast du eine Chance, das Rennen zu gewinnen. Da lohnt sich das Risiko."
Verstappen: Leclerc musste sich binnen Sekunden entscheiden
Was Christian Horner in dem Moment durch den Kopf gegangen ist, "kann man nicht schreiben", lacht der Red-Bull-Teamchef im Nachhinein. Und Verstappen selbst sagt: "Ich war kurz neben der Strecke. Als ich wieder auf der Strecke war, fuhr ich natürlich einen Moment langsam, weil ich mich sammeln und das Lenkrad geradestellen musste."
Letzte Nacht Imola: So viel Dusel hatte Hamilton!
Wie Hamilton die WM-Führung behalten hat, warum Toto Wolff Russell mit Clio-Cup droht und welches Malheur Verstappen fast den Sieg gekostet hätte Weitere Formel-1-Videos
"Ich glaube aber, da kannst du nicht mehr überholen. Außerdem: Wenn du ein Auto vor dir rutschen siehst, gehst du instinktiv erstmal vom Gas, weil du nicht wissen kannst, wie es weitergeht. Das sind vielleicht zwei, drei Sekunden, in denen du dich entscheiden musst. Und wenn du dann reagierst, drehst du dich vielleicht auch noch selbst. Kann passieren", nimmt er Leclerc in Schutz.
Im Nachhinein betrachtet ist die Diskussion obsolet. Zwar war Verstappens Hinterrad am "Höhepunkt" des kleinen Fehlers nicht mehr auf der weißen Linie und er somit komplett neben der Strecke. Trotzdem hätte sich Verstappen, selbst wenn Leclerc vorbeigegangen wäre, zurücküberholen dürfen. Anders als Perez davor.
Rennleiter Michael Masi erklärt warum: "Nach einer Rennunterbrechung zählt diese Runde als Rennrunde, sie wird aber wie eine Formationsrunde gehandhabt. Wenn da also ein Auto seine Position verliert, darf es diese bis zur ersten Safety-Car-Linie zurückholen." Das stehe so im Reglement.
Die Safety-Car-Linie überquerten Verstappen und Leclerc allerdings nur 15 Sekunden später. Angenommen, Leclerc wäre wirklich vorbeigegangen, stellt sich die Frage, ob Verstappen rechtzeitig die Geistesgegenwart gehabt hätte, seine Führungsposition wieder einzunehmen. Und was die Rennleitung unternommen hätte falls nicht.
Leclerc: "Sein Dreher hat mich überrascht"
Leclerc behauptet, von 'Motorsport-Total.com' auf die Situation angesprochen, er habe kurz über ein "Überholmanöver" nachgedacht, aber es sei dann schon "zu spät" gewesen: "Ich bin vom Gas gegangen. Ich glaube, im Nachhinein betrachtet war das richtig, weil er immer ein Rad auf der Strecke hatte. Und es war ja auch kein richtiger Dreher."
"Sein Dreher hat mich ziemlich überrascht", gibt Leclerc zu. "Und ich hatte im zweiten Stint ein Problem mit dem Boxenfunk. Dadurch war ich damit beschäftigt, die ganzen Knöpfe zu testen, ob alles funktioniert." Beim Re-Start wurde er dann auch noch auf dem falschen Fuß erwischt, sodass er noch vor der ersten Kurve von Norris überholt wurde.
Dazu kommt: Genau wie Verstappen war Leclerc mit dem härteren Medium-Reifen ausgestattet, Norris hingegen mit dem Soft. Der hatte bei kühlen und feuchten Bedingungen gerade in der ersten Runde nach dem Re-Start einen klaren Temperaturvorteil gegenüber dem Medium. Vielleicht mit ein Grund, warum Verstappen der Fehler überhaupt passiert ist.