Startplatz acht: Valtteri Bottas vom Mercedes-Heck überrascht
Wie Mercedes-Fahrer Valtteri Bottas sein Abschneiden im Formel-1-Qualifying in Imola erklärt und wie Teamchef Toto Wolff das Ergebnis bewertet
(Motorsport-Total.com) - "Natürlich hatte ich es nicht auf P8 abgesehen", sagt Valtteri Bottas. Doch genau das ist es geworden: Bottas belegte im Qualifying zum Emilia-Romagna-Grand-Prix 2021 in Imola eben jenen achten Platz und steht damit weit hinten in der Startaufstellung - zu weit, um direkt in den Kampf an der Spitze eingreifen zu können. Und Bottas rätselt, wie es dazu gekommen ist.
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Mercedes-Fahrer Valtteri Bottas auf Kurs zu Platz acht im Qualifying in Imola Zoom Download
Denn eigentlich habe er zu Beginn des Qualifyings ein gutes "Gefühl" gehabt, sagt der Finne. Da stimmte auch das Ergebnis: Bottas beschloss das erste Segment der Qualifikation auf Position eins, mit 1:14.672 Minuten, fast eineinhalb Zehntel vor Teamkollege Lewis Hamilton.
Dann aber riss der Erfolgsfaden abrupt ab: Schon in Q2 kam Bottas nicht über 1:14.905 Minuten hinaus, dann freilich nicht mehr mit Soft-, sondern mit Medium-Reifen. Aber auch in Q3, wieder mit Soft, wurde es nur minimal besser: 1:14.898 Minuten. Am Ende nahm ihm Hamilton im entscheidenden Moment fast fünf Zehntelsekunden ab.
So erklärt sich Bottas sein Abschneiden
Wie sich Bottas das erklärt? So: "In Q3 hatte ich beim ersten Versuch in Kurve 2 plötzlich ein ausbrechendes Heck. Das hat sich dann durch den restlichen ersten Sektor durchgezogen. Da habe ich viel Zeit verloren. Und im zweiten Versuch lief es dann genauso."
Das Auto habe "einfach nicht gepasst", meint Bottas weiter. "Ich hatte kein Vertrauen zum Heck. Und das war ganz anders als das, was ich bis dahin im Qualifying gespürt hatte." Er schließe auch einen Schaden am W12-Mercedes nicht aus, "weil das war sicherlich nicht ideal", so sagt er. "Wir müssen jetzt schauen, ob mit dem Auto alles in Ordnung ist."
Schon bei den Testfahrten und dem Auftaktrennen in Bahrain hatte Mercedes mit einem nervösen Heck zu kämpfen gehabt, doch die Situation in Imola sei "etwas anderes" gewesen, meint Bottas. "Jetzt war es mehr beim Kurveneingang. Das hatte ich noch nie." In Bahrain war der Mercedes eher zur Kurvenmitte oder am Kurvenausgang ausgebrochen.
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So oder so: Das Resultat, Platz acht in der Startaufstellung in Imola, sei "enttäuschend", sagt Bottas. "Wir müssen uns das anschauen", denn er habe noch "keine Ahnung, was da passiert" sei.
Mercedes-Teamchef Wolff hat einen Verdacht
Mercedes-Teamchef Toto Wolff aber hat schon einen Verdacht: den Reifenhaushalt. Wolff: "Valtteri hat auf der zweiten Runde in Q1 die Zeit hingekriegt, aber niemals in der ersten. Ich denke, [die Zeit aus] Q1 hätte gereicht für P4, wenn ich mich jetzt nicht irre. Insofern ist [das Aufwärmen der Reifen] bei ihm einfach das Problem. Da sieht man, wo's liegt."
Und Wolff hat Recht: Hätte Bottas in Q3 seine Q1-Zeit wiederholt, er wäre komfortabel zumindest auf P4 gefahren, mit ausreichend Puffer vor Ferrari-Mann Charles Leclerc. Dafür, so meint der Mercedes-Teamchef weiter, sei Bottas aber nicht konstant genug aufgetreten.
"Valtteri", sagt Wolff, "hat unheimlich gute Runden dazwischen. Er war unheimlich schnell in Kurve 2 und 3, in allen Freien Trainings. Und dann im Qualifying, wenn es drauf ankommt, sind das gerade die Ecken, wo die Zeit fehlt."
Strategisch ist Mercedes ohne Bottas im Nachteil
Tatsächlich hat Bottas im Qualifying nicht nur im ersten Sektor kleine Fehler gemacht, sondern auch mehrfach an anderen Stellen der Strecke, zum Beispiel in der Acque Minerali, wo er den Scheitelpunkt nicht richtig traf.
Das bereitet Mercedes in zweierlei Hinsicht Kopfzerbrechen: Zum einen steht die Frage im Raum, ob es nicht doch einen gewissen Schaden am Bottas-Auto gab. Zum anderen fehlt Lewis Hamilton ganz vorne der Teamkollege im Kampf gegen Red Bull. Oder wie es Wolff selbst ausdrückt: "Uns fehlt das zweite Auto." Sprich: Die strategischen Möglichkeiten im Rennen sind eingeschränkt, umso mehr, wo Red Bull von P2 und P3 losfährt.
Zur Erinnerung: In Bahrain hatte sich noch eine umgekehrte Situation ergeben, mit Max Verstappen als Solist für Red Bull an der Spitze und Hamilton und Bottas als Mercedes-Verfolger dahinter. Ergebnis: Hamilton schaffte den "Undercut" durch einen früheren Boxenstopp, weil Red Bull so die Initiative aus der Hand genommen wurde. "Wir konnten nur noch reagieren, nicht mehr agieren", sagte selbst Red-Bull-Sportchef Helmut Marko.
Jetzt ist Mercedes mit Hamilton und ohne Bottas in einer ähnlichen Ausgangslage. Für Wolff ist dieses Qualifying-Resultat "natürlich unerfreulich".