Geheimfavorit Ferrari? Das ist Charles Leclercs gestrichene Bestzeit wert!
Ferrari scheint beim Heim-Grand-Prix in Imola so konkurrenzfähig zu sein wie schon lange nicht mehr, wie die gestrichene Bestzeit von Charles Leclerc andeutet
(Motorsport-Total.com) - Das Ferrari-Team könnte beim Heim-Grand-Prix im Autodromo Enzo e Dino Ferrari in Imola zur großen Überraschung werden (F1-Qualifying in Imola ab 13:55 Uhr live im Ticker!). Zwar wies die Zeitenliste am Ende des Freitags Valtteri Bottas als Schnellsten aus; tatsächlich war aber Charles Leclerc sogar um 0,184 Sekunden schneller als der Mercedes-Pilot.
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Wegen der Tracklimits wurde Charles Leclerc die Bestzeit gestrichen Zoom Download
Leclerc wurde im offiziellen Klassement mit 0,820 Sekunden Rückstand auf Rang fünf geführt, weil ihm seine Bestzeit gestrichen wurde. Ausgangs Piratella (Kurve 9) hatte der Tracklimits-Sensor angeschlagen. Doch die paar Zentimeter, die sein Ferrari an der Stelle neben der erlaubten Linie war, hatten auf die Rundenzeit praktisch keine Auswirkung.
"Wenn wir das mit dem Vorjahr hier vergleichen, fühlt sich das Auto viel besser an", schwärmt der 23-Jährige. "Der Grip ist gut, die Balance ist gut. Und ich habe Vertrauen ins Auto und kann attackieren." Allerdings relativiert er: "Es fällt mir ehrlich gesagt noch schwer zu glauben, dass wir so nahe an den Topteams dran sein sollen. Ich bin mir sicher, die haben noch was im Köcher."
Ferrari hingegen nicht mehr so viel. Die Mutmaßung liegt nahe, dass bei Leclerc ein paar Kilogramm weniger Benzin an Bord waren als bei Bottas. Und auch die GPS-Daten zeigen: Alleine auf den Geraden hat Leclerc dem Mercedes-Duo drei Zehntelsekunden abgenommen. Das spricht dafür, dass Mercedes den Motor weniger aufgedreht hatte.
Leclerc: Crash trübt Freude über die Performance
Abgesehen vom schieren Speed seines SF21 lief der Freitag für Leclerc nicht nach Wunsch. Im ersten Freien Training stand er wegen eines "kleinen Problems" lange an der Box ("War nichts Ernstes"), und am Ende des zweiten Freien Trainings war er ausgangs Rivazza zu optimistisch mit dem Gasfuß und crashte in die Streckenbegrenzung.
"Es war kein leichter Tag für mich", sagt Leclerc. "Erst wurde mir die Rundenzeit wegen einer minimalen Übertretung in Kurve 9 gestrichen. Wichtig, dass mir das im Qualifying nicht nochmal passiert. Und dann habe ich in der letzten Kurve einen Fehler gemacht. Andererseits könnte man sagen: Besser am Freitag als im Rennen."
"Die Performance", hält Leclerc fest, "war großartig." Auch wenn er nicht erklären kann, woher der Speed plötzlich kommt: "Muss strecken- und temperaturspezifisch sein. Denn wir haben am Auto nicht das Geringste geändert." Offenbar liegen die viel kühleren Temperaturen als in Bahrain und der ganz anders aufgebaute Asphalt dem Ferrari wesentlich besser.
Sainz: Steigerung war schon 2020 so
Zumal auch Leclercs Teamkollege Carlos Sainz konkurrenzfähig war. Der Ferrari-Neuzugang belegte mit 0,283 Sekunden Rückstand auf Bottas den vierten Platz und musste sich nur zwei Mercedes und dem AlphaTauri von Pierre Gasly, der laut GPS-Daten auf den Geraden sogar noch etwas schneller war als die Ferraris, geschlagen geben.
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"Wir haben das Gefühl, dass wir hier konkurrenzfähiger sind als in Bahrain", bestätigt der Spanier. "Das folgt ein bisschen dem Trend aus dem Vorjahr, als wir auch gesehen haben, dass Ferrari in Imola konkurrenzfähiger war als in Bahrain." Dabei sei er selbst "noch nicht am Limit" gewesen: "Ich schöpfe das Potenzial noch nicht hundertprozentig aus", räumt der Ferrari-Neuling ein.
"Besonders bei diesen kühlen Temperaturen scheint das Auto viel besser zu funktionieren. Vielleicht ist es auch der Asphalt. So genau kann ich das nicht sagen. Aber ich spüre auf jeden Fall viel mehr Grip. So macht das richtig Spaß", sagt er und ergänzt: "Wenn Mercedes und Red Bull für ihre Q3-Runde aufdrehen, werden sie trotzdem schneller sein als wir."