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Warum Hamilton über die weiße Linie fahren durfte und Verstappen nicht
Warum darf Lewis Hamilton in Kurve 4 straffrei neben die Strecke fahren, Max Verstappen aber nicht? FIA-Rennleiter Michael Masi liefert die Erklärung!
(Motorsport-Total.com) - "Track-Limits" sind in der Formel-1-Community immer ein heiß diskutiertes Thema, und das war nach dem Saisonauftakt am Sonntag in Bahrain nicht anders. Die Entscheidung der Rennleitung, dass Max Verstappen die Führung nach seinem Überholmanöver in Kurve 4 an Lewis Hamilton zurückgeben musste, weil er dabei über die weiße Linie hinausgetragen worden war, ist für viele Fans nicht nachvollziehbar.
© Motorsport Images
Red-Bull-Teamchef Christian Horner mit FIA-Rennleiter Michael Masi Zoom Download
Mehrfach war nämlich auch Hamilton in Kurve 4 jenseits der weißen Linie gefahren, doch das wurde nicht geahndet. FIA-Rennleiter Michael Masi versteht die Aufregung aber nicht. Man könne nicht Äpfel mit Birnen vergleichen, und außerdem habe man bereits vor dem Rennen klar und deutlich kommuniziert, dass man im Fall der Fälle genau so entscheiden werde.
"Es kam im Fahrerbriefing ganz klar zur Sprache und stand auch in den 'Event-Notes', dass wir Verstöße nicht überwachen, wenn es nur um die Rundenzeit geht", erklärt Masi. "Aber es war immer klar und steht auch so im Reglement, dass dabei kein anhaltender Vorteil gewonnen werden darf."
"Lasting Advantage" ist also das Schlüsselwort, an dem sich wieder einmal die Geister scheiden. Für Masi unverständlich: Er habe den Fahrern bereits am Freitag mitgeteilt, "dass ich mich am Funk melden und dem Team empfehlen werde, die Position zurückzugeben, wenn ein Auto neben die Strecke fährt und durch ein Überholmanöver einen anhaltenden Vorteil gewinnt".
Zwei Versionen: Kam daher die Verwirrung?
Verwirrung kam auf, weil es im Verlauf des Wochenendes zwei Versionen der sogenannten "Event-Notes" gab. wurde am Donnerstag vor Trainingsbeginn an die Teams kommuniziert. In der stand, dass die "Track-Limits" in Kurve 4 "nicht überwacht werden", weil dort durch den Kunstrasen und das angrenzende Kiesbett ohnehin eine natürliche Streckenbegrenzung gegeben sei.
Nach dem ersten Freien Training reagierte Masi dann aber mit , in der stand, dass die "Track-Limits" in Kurve 4 in den Trainings doch überwacht und so erzielte Rundenzeiten gestrichen werden. Gleichzeitig wurde festgehalten, dass die "Track-Limits" in Kurve 4 im Rennen nicht überwacht werden - mit einem Verweis auf Artikel 27.3 des Sportlichen Reglements.
Im besagten Artikel 27.3 steht, dass ein Fahrer nach Überfahren der "Track-Limits" nur dann auf die Strecke zurückkehren darf, wenn es erstens sicher ist und er dadurch zweitens keinen anhaltenden Vorteil daraus zieht. Ein anhaltender Vorteil ist zum Beispiel ein Positionsgewinn.
Artikel 27.3 sieht auch vor, dass der Rennleiter, wenn es denn schon mal zu so einer Situation kommen sollte, dem Fahrer, der den anhaltenden Vorteil gezogen hat, empfehlen kann, die Position sofort zurückzugeben, um einer Strafe zu entgehen.
Auch Verstappen hätte neben die Strecke fahren dürfen
Masi erklärt: "Ich habe Red Bull sofort die Anweisung erteilt, dass sie die Position zurückgeben, wie es im Sportlichen Reglement vorgesehen ist und was sie dann auch taten. Dabei ging es nicht um das Überfahren der 'Track-Limits' per se, sondern um das Ziehen eines anhaltenden Vorteils durch das Überholen eines anderen Fahrzeugs neben der Strecke."
"Wenn das Team die Position nicht zurückgegeben hätte, hätte ich das Thema an die Kommissare weiterleiten müssen, und die hätten dann darüber entschieden, welche Sanktion dafür angemessen gewesen wäre. Normalerweise wird dann eine Zeitstrafe angewendet. Soweit ich weiß entweder fünf oder zehn Sekunden."
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Dass die Regeln für die "Track-Limits" während des Rennens geändert wurden, wie Mercedes-Teamchef Toto Wolff behauptet hat, weist Masi zurück: "Im Rennen wurde gar nichts geändert. Wir hatten zwei Leute eigens dafür abgestellt, sich jedes Auto in jeder Runde dort anzuschauen." Dabei habe es bis zur Situation in Runde 53 keine nennenswerten Auffälligkeiten gegeben.
Interessant übrigens: Beim Grand Prix von Bahrain 2020 wurden die "Event-Notes" im Hinblick auf Kurve 4 ebenfalls während des Wochenendes verändert. Für das Rennen war die Regel damals aber noch anders. 2020 durfte man nur dreimal über die Linie fahren, dann wurde mit schwarz-weißer Flagge (Verwarnung) gedroht.
Sprich: Ein vierter Verstoß wäre bei den Kommissaren auf dem Schreibtisch gelandet und hätte sehr wahrscheinlich zu fünf oder zehn Sekunden Zeitstrafe geführt. Glück für Hamilton, denn er fuhr am Sonntagabend beim Saisonauftakt 2021 in 56 Runden 29 Mal (!) neben die Strecke. Das wäre 2020 noch nicht straffrei geblieben.