Kimi Räikkönen eskaliert am Funk: "You don't understand!"
Warum sich Alfa-Romeo-Fahrer Kimi Räikkönen beim Formel-1-Auftakt in Bahrain über seinen Renningenieur aufgeregt hat und worum es genau ging
(Motorsport-Total.com) - Irgendwann sagt Kimi Räikkönen energisch am Funk: "You don't understand!" Und das, nachdem er sich im Bahrain-Grand-Prix 2021 der Formel 1 ausgiebig mit seinem Renningenieur Julien Simon-Chautemps über die aktuelle Situation ausgetauscht hat. Was aber hat dazu geführt, dass Räikkönen so deutliche Worte fand?
© Motorsport Images
Kimi Räikkönen unter Druck: Platz zehn im Rennen konnte er nicht lange halten ... Zoom Download
Die Szene spielt sich nach dem Boxenstopp von Räikkönen in Runde 29 ab. Er sortiert sich anschließend auf P14 wieder ins Klassement ein und fragt sofort nach: "Wer liegt hinter mir?" Antwort: "Vettel, auf harten Reifen." So weit, so gut.
Simon-Chautemps unterrichtet ihn über die weiteren Abstände und, in Runde 33, über den Boxenstopp von AlphaTauri-Fahrer Yuki Tsunoda. Und dann hätte Räikkönen gerne eine Ansage, wie die Strategie für den restlichen Rennverlauf aussehen könnte. O-Ton: "Wenn wir nichts zu verlieren haben, dann kämpfe ich. Ich kann nämlich viel schneller, aber das machen die Reifen dann nicht mehr mit."
Räikkönen will wissen: Kämpft Alfa Romeo um Punkte?
Der Renningenieur weist Räikkönen darauf hin, dass niemand mehr an der Box erwartet wird und dass es jetzt ein "Reifenmanagement-Rennen" werde bis zur Zielflagge. Räikkönen fragt nach: "Ja, aber sind wir auf Punkte aus oder nicht?" Antwort: "Natürlich!" Dann: "Welche Position erwarten wir?" Antwort: "P10. Russell vor uns muss noch an die Box."
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Daraus zieht Räikkönen den Schluss: "Okay, dann haben wir nichts zu verlieren und ich kann Druck machen, um [die anderen Fahrer] hinter mir zu halten." Doch Simon-Chautemps hat einen Einwand: "Nun, du könntest einen Punkt für P10 verlieren. Ich melde mich wieder."
Und dann kommt besagter Funkspruch, mit dem Räikkönen dem Renningenieur vorwirft, nicht die Gesamtsituation zu erfassen: "You don't understand!" Und Räikkönen erklärt: "Ich muss versuchen, Druck zu machen, um sie hinter mir zu halten. Das mache ich. Und wenn die Reifen in die Knie gehen, dann ist das halt so, okay?" Antwort: "Okay."
Ergebnis: Räikkönen verfehlt als Elfter knapp die Punkteränge, weil er in Runde 37 die zehnte Position an Tsunoda verliert. Am Ende fehlen gut vier Sekunden auf P10.
Räikkönens Fazit zum Auftaktrennen in Bahrain
Räikkönens Fazit, noch am Funk: Er habe "keine Chance" gehabt, den gewünschten Punkt einzufahren. Nach dem Rennen fügte er bei 'Ziggo Sport' hinzu: "Naja, was kann ich machen? Das Auto ist zu langsam."
Der Alfa Romeo C41 sei per se kein schlechtes Auto, sondern verhalte sich sogar "sehr gut". Aber: "Wenn wir die Reifen am Leben erhalten wollen, dann müssen wir wahrscheinlich etwas langsamer machen als die anderen. Es fehlte nicht viel, aber zu viel."
Gegen Tsunoda im AlphaTauri war Räikkönen tatsächlich chancenlos: Der Japaner holte seinen dreisekündigen Rückstand nach dem Boxenstopp binnen vier Runden auf und zog Räikkönen nach dem erfolgreichen Überholvorgang um bis zu acht Sekunden davon.
Reifenproblem bei Alfa Romeo nur streckenspezifisch?
Und so spricht der frühere Formel-1-Weltmeister in der Nachbetrachtung davon, das Ergebnis sei unterm Strich "etwas enttäuschend" für Alfa Romeo. "Wir müssen mehr Speed finden. Da sitzen aber alle im selben Boot: Wir müssen die Reifen schonen, und dann kann man nicht kämpfen. Denn wenn wir aggressiv sind, dann gehen die Reifen in die Knie."
Das sei ein generelles Formel-1-Problem, aber auch eines, bei dem Alfa Romeo schlechter dastehe als andere Teams, behauptet Räikkönen weiter und meint: "Das ist schon ärgerlich. Und ich weiß: Wenn ich Vollgas fahre, dann kann ich es nicht [mit den anderen Autos] aufnehmen, weil danach meine Reifen mehr abfallen als ihre."
Er könne nur hoffen, dass es sich hierbei um ein streckenspezifisches Problem bei Alfa Romeo handle. "Das würde helfen", sagt Räikkönen.
Grundsätzlich sieht er Fortschritte gegenüber dem vergangenen Jahr: "Wir sind generell ein bisschen besser. Es ist nur enttäuschend, wenn du so nahe dran bist an Punkten, aber dann keine kriegst. Im nächsten Rennen versuchen wir also, etwas besser zu sein."