• 28. März 2021 · 21:02 Uhr

Erklärt: Das ist in Runde 53 bei Hamilton/Verstappen wirklich passiert

Wie die Situation um Lewis Hamilton und Max Verstappen in Runde 53 des Formel-1-Auftaktrennens 2021 in Bahrain wirklich abgelaufen ist

(Motorsport-Total.com) - Max Verstappen hat Lewis Hamilton beim Kampf um den Sieg im ersten Rennen der Formel-1-Saison 2021 in Sachir überholt, aber P1 dann wieder zurückgegeben. Warum Verstappen so gehandelt hat und weshalb Red-Bull-Sportchef Helmut Marko ein falsches Spiel seitens Hamilton witterte, was in Runde 53 im Bahrain-Grand-Prix wirklich passiert ist und wann, das erklären wir in diesem Artikel.

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Lewis Hamilton und Max Verstappen kämpften in Bahrain um den Rennsieg Zoom Download

Und wir fangen vorne an, nämlich mit dem Überholversuch von Verstappen gegen Hamilton vor Kurve 4, nachdem sich Verstappen mit DRS an Hamilton rangezogen hat. Vor Kurve 4 zieht er auf der Außenbahn neben Hamilton und geht am Kurvenausgang auch außen an Hamilton vorbei. Aber: Beim Abschluss des Manövers bewegt sich Verstappen mit allen vier Rädern abseits der Rennstrecke.

Hamilton reagiert sofort und meldet Mercedes noch vor Kurve 8 per Funk: "Er hat mich außen überholt, außerhalb der Strecke."

Wenige Augenblicke später, ausgangs Kurve 8, erhält Verstappen von Red Bull die Ansage: "Lass Lewis vorbei."

Warum Red Bull eine "Bummel-Taktik" witterte

Beim Herausbeschleunigen aus Kurve 10 fährt Verstappen von der Ideallinie weg und nach links, beschleunigt nur bis in den sechsten Gang. Hamilton erhält in diesem Moment die Info: "Verstappen wurde gesagt, er soll dich durchlassen." Und Hamilton bleibt auf der Ideallinie, beschleunigt normal und schaltet hoch bis in den achten Gang.

Letzteres ist in der Onboard-Aufnahme von Hamiltons Mercedes gut zu erkennen, war aber im Live-TV-Bild nur schwer zu sehen. Die Live-Bilder des Vorbeilassens zeigten Hamilton und Verstappen frontal, und Hamilton schien langsam zu machen. (ANZEIGE: Hol dir die komplette Formel 1 und den besten Live-Sport mit Sky Q oder streame flexibel mit Sky Ticket. Ganz ohne Receiver.)

Wohl deshalb witterte Red-Bull-Sportchef Marko hier eine Taktik Hamiltons, als er bei 'ServusTV' dazu sagte: "Dann hat es Hamilton natürlich geschickt gemacht, [er] hat ganz bewusst Tempo herausgenommen, bis er Max wieder überholt hatte."


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Die Zwischenzeiten von Verstappen und Hamilton zeigen: Beide waren langsamer als in der Runde zuvor, aber wahrscheinlich vor allem, weil sie sich im Zweikampf beide nicht auf der idealen Rennlinie befunden hatten. Und: Bei Hamilton beläuft sich der Unterschied im Mittelsektor im Vergleich zur Vorrunde auf nur 0,9 Sekunden (41,865 Sekunden in Runde 53 vs. 40,960 Sekunden in Runde 52). Verstappen war 1,4 Sekunden langsamer.

Was in Kurve 4 erlaubt war und was nicht

Und damit zurück zum Manöver in Kurve 4 und der Frage: Was war dort eigentlich erlaubt und was nicht? Denn zum Beispiel Hamilton war dort während des Rennens gleich mehrfach neben der Strecke gewesen.

Oder wie es Red-Bull-Teamchef Christian Horner formulierte: "Als Mercedes angefangen hat, Druck zu machen, da haben sie diesen Teil der Strecke verwendet. Wir haben dann bei der Rennleitung nachgefragt: 'Wenn sie das machen, können wir das auch tun?'"

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Formel-1-Rennleiter Michael Masi spielte im Rennen eine Schlüsselrolle Zoom Download

"Wenn es schon spitz auf Knopf steht in so einem Duell, da kann man sich ein Zehntel Vorteil holen. Das hat Mercedes Runde für Runde gemacht. Dann sagte ihnen der Rennleiter, sie sollen die Limits beherzigen, weil ansonsten eine Verwarnung folgen würde."

Heißt: Erst war das Überfahren der weißen Linien in Kurve 4 in Ordnung, dann auf einmal nicht mehr, per Ansage des Formel-1-Rennleiters Michael Masi.

Kritik am Regel-"Freestyle" im Rennen

Selbst Mercedes-Sportchef Toto Wolff spricht davon, dass die Regeln zu diesem Zeitpunkt "freegestylt" worden seien und meint: "Plötzlich musste man Track-Limits einhalten, wo es vorher geheißen hat 'nein'. Das hat Max schlussendlich das Rennen gekostet."

Aber: Überholmanöver abseits der Strecke waren 2021 in Bahrain immer schon nicht erlaubt, wie nichtbeteiligte Fahrer bestätigen. Ferrari-Mann Charles Leclerc etwa meint: "Die Regel lautete: Man durfte [in Kurve 4] rausfahren, aber nicht für das Überholen oder dergleichen." Das sei zwar in der Fahrerbesprechung am Freitag "nicht speziell für das Rennen" angesprochen worden, aber "ab dem Sonntagvormittag wussten wir Bescheid", so Leclerc.

Leclercs Ferrari-Teamkollege Carlos Sainz sieht es ebenso. "Mir war klar: Wenn ich jemanden außerhalb der Strecke überhole, dann muss ich das andere Auto ziehen lassen."

Red Bull räumt ein: Überholmanäver wäre illegal gewesen

Auch Verstappen-Teamchef Horner räumt ein, dass es in diesem Punkt keine zwei Meinungen geben kann. Er sagt: "Vor dem Rennen war klargestellt worden: Wenn jemand einen Vorteil erlangt, in dem er dort rausfährt, dann muss er den Vorteil zurückgeben. Das hat Max umgehend gemacht. Das Team hatte ihm das nach der entsprechenden Anweisung durch die Rennleitung gesagt."


Fotos: F1-Auftakt: Grand Prix von Bahrain (Sachir) 2021


Rausfahren war also (zunächst) erlaubt, Überholen nicht. Der frühere Formel-1-Fahrer Ralf Schumacher kritisiert das bei 'Sky' als "ein bisschen engmaschig" und meint: "Max hat das Rennen fair gemacht, es war kein schlimmes Überholmanöver. Aber das ist halt so, es wurde anders gesehen."

Teamchefs fordern mehr Konstanz von der Rennleitung

Bei einem "ist halt so" wollen es die Beteiligten selbst nicht bewenden lassen. "Diese Regelungen", sagt etwa Horner, "sind immer umstritten. Was es braucht, ist eine konstante Regelung. Man kann nicht sagen: 'Es ist okay, es im Rennen zu machen, aber überholen darfst du so nicht.' Es sollte Schwarz oder Weiß sein, aber nicht eine Art von Grau."

Wolff zeigt sich ebenso "verwirrt" und fordert ebenfalls "konsistente Regeln" ein. Er meint: "Schlussendlich müssen die Fahrer wissen, was sie tun können und was nicht." Dass Verstappen die Position habe zurückgeben müssen, "das hat uns das Rennen gerettet", so Wolff.

Leclerc und Sainz ergänzen noch, man dürfe nicht während einer Veranstaltung für Verwirrung sorgen, indem die Regeln mehrfach verändert würden. O-Ton Leclerc: "Es wäre wahrscheinlich sinnvoller gewesen, die Regeln von gestern einfach beizubehalten." Und Sainz sagt: "Für die Fans und alle zuhause dürfte es schwierig sein, bei all den Änderungen immer auf Stand zu sein."

Warum die Schlussattacke von Verstappen ausblieb

Bleibt also noch die Frage zu klären, warum Verstappen nicht noch eine weitere Attacke gegen Hamilton starten konnte. Wolff vermutet, "er hatte wohl einfach keine Temperatur mehr im Reifen und brauchte zwei Runden, bis er das wieder recovert hatte."

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Ein Überholversuch, aber der galt nicht: Am Ende wurde es P2 für Max Verstappen Zoom Download

Marko dagegen gibt an, Verstappen habe sich "die Reifen beschmutzt, dass er erst wieder in der allerletzten Runde attackieren konnte. Aufgrund des Schmutzes ist die Offensive zum Schluss nicht mehr zustandegekommen."

Dieser Version schließt sich Horner grundsätzlich an, verweist aber zusätzlich auf einen "kleinen Ausrutscher" Verstappens "ein paar Runden vor Schluss".

Ein kleiner Rutscher in Kurve 13 ...

Damit meint er vermutlich ebenfalls Runde 53, als Verstappen auf der Verfolgung Hamiltons in Kurve 13 ins Rudern kam, mehrfach korrigieren musste und viel Zeit verlor. Dann betrug der Abstand zu Hamilton schon über sechs Zehntel, eine weitere unmittelbare Überholchance gab es nicht. Horner: "Das scheint Lewis genau ausreichend Luft verschafft zu haben."

Verstappen selbst erklärt dazu kurz und bündig bei 'Sky': "Ich hatte [nach dem Vorbeilassen Hamiltons] keinen Grip mehr auf den Reifen." Und Marko fügt bei 'ServusTV' hinzu, dass Red Bull gegen Rennende "nicht mehr die volle Motorleistung" habe abrufen können.

Sein Fazit: "Wir waren dran, aber um Mercedes zu schlagen, da muss man perfekt sein."

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