Daniel Ricciardo: "Schlafe besser, falls mein Unterboden beschädigt war"
Daniel Ricciardo wird bei seinem McLaren-Debüt in Bahrain Siebter - Im zweiten und dritten Stint "immer langsamer geworden" - Heikle Szene mit Pierre Gasly
(Motorsport-Total.com) - Daniel Ricciardo landet bei seinem Debüt für McLaren auf dem siebten Rang. Im Grand Prix von Bahrain erlebte er schon wenige Runden nach dem Start eine Schrecksekunde, AlphaTauri-Pilot Pierre Gasly touchierte sein Heck nach dem Restart in der Startphase.
"Ich hoffe, dass ich einen Schaden hatte, der vielleicht die Pace ein wenig erklären würde", gibt Ricciardo nach dem Rennen zu Protokoll. Beim Restart in der vierten Runde setzte er innen in Kurve 4 zum Überholmanöver gegen den Franzosen an.
Hin zu Kurve 5 schlüpfte er am AlphaTauri vorbei, dieser verschätzte sich jedoch beim Anbremsen und krachte mit dem Frontflügel in den linken Hinterreifen des McLaren. "Ehrlich gesagt habe ich [nichts gespürt]. Ich habe nur gehört, dass sein Auto beschädigt war."
Auf Medium & Hard: "Bin immer langsamer geworden"
Erst nach dem Rennen habe Ricciardo gesehen, was wirklich passiert war. "Er hat mir dann erzählt, dass er in mein Heck gekracht ist. Ich hatte keine Ahnung, aber sollte mein Unterboden dabei beschädigt worden sein, schlafe ich heute Nacht besser."
Denn: Ricciardo wurde im Laufe des Rennens immer langsamer. In der ersten Phase konnte er noch mit seinem Teamkollegen Lande Norris und Ferrari-Pilot Charles Leclerc mithalten - den Monegassen hatte er am Samstag nach dem Qualifying noch als seinen Hauptkontrahenten ausgemacht.
Doch nach seinem ersten Boxenstopp in Runde 13 wurde er weit zurückgespült und verlor viel Zeit hinter Sebastian Vettel im Aston Martin. Als er den Deutschen sechs Runden später erst überholen konnte, war bereits eine Lücke von knapp fünf Sekunden auf Leclerc aufgerissen.
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"Ehrlich gesagt fühlte es sich so an, als würde ich, je länger das Rennen andauerte, immer langsamer werden. Im ersten Stint auf dem Soft konnte ich hinter Lando und Charles mehr oder weniger mithalten, aber auf dem Medium sind sie ein wenig weggezogen", schildert der Australier.
In Runde 32 musste er sich außerdem Sergio Perez im Red Bull geschlagen geben. Nach seinem zweiten Boxenstopp in Runde 32 ein ähnliches Bild: Sein Abstand auf Leclerc wuchs weiter auf mehr als sieben Sekunden an, wenig später schnappte sich der Mexikaner den McLaren ein zweites Mal.
"Auf den harten Reifen fühlte es sich noch eher an, [als würde ich langsamer werden]. Es war, als würde ich im Laufe des Rennens immer langsamer werden." Das könnte das Resultat davon sein, dass er die hohe Pace im MCL35M auf Dauer noch nicht halten könne.
P7 in einem schlechten Rennen ein "gutes Zeichen"
Das ist auch Andreas Seidl aufgefallen: "Er hat gestern ein großartiges Qualifying gezeigt und hatte heute einen guten Start ins Rennen, aber dann im zweiten und dritten Stint hatte er Probleme mit der Konstanz", analysiert der McLaren-Teamchef. Auch beim Reifenmanagement habe Ricciardo Schwierigkeiten gehabt.
Dennoch fällt das Resümee des Umsteigers grundsätzlich positiv aus: "Das war ein solides Wochenende." Er gibt auch zu: "Ich hatte eigentlich erwartet, dass das Rennen der einfachste Teil des Wochenendes werden wird." Das habe nichts mit Selbstüberschätzung zu tun, betont er.
"Ich dachte einfach, dass ich am meisten Fortschritt im Rennen erzielen könnte. Aber das Gegenteil war wohl der Fall. Ich habe mehr aus dem Qualifying rausgeholt, als aus dem Rennen. Ich hatte Probleme, die Pace zu halten", gibt er zu.
Das hat auch damit zu tun, dass Ricciardo bislang noch keine optimale Abstimmung des McLaren gefunden hat. "Ich habe noch kein Set-up, das ich liebe. Das braucht noch ein wenig Zeit. Aber wenn ein schlechtes Wochenende für mich Platz sieben bedeutet, dann läuft es nicht so schlecht."
Verglichen mit seinem ersten Rennen im Renault in Australien 2019 - Zwischenfall direkt nach dem Start, danach Ausfall in Runde 28 - sei er mit seinem Einstand beim britischen Traditionsteam zufrieden. "Ich fühle mich hier besser als vor zwei Jahren."
Er sei nun schon "einen Schritt weiter" als nach seinen ersten Rennen im französischen Werksteam, "aber dennoch nicht dort, wo ich sein möchte". Seine Ex-Mannschaft belegte mit Esteban Ocon am Sonntag Rang 13, Fernando Alonso musste bei seinem Comeback vorzeitig aufgeben.
"Ich wünsche ihnen sicherlich nichts Schlechtes. Aber ja, ich denke, wir haben als Team einen guten Start hingelegt", bereut er seinen Wechsel zu McLaren nicht. "Ich fühle mich wohl. Wie schon gesagt, wenn ich heute Siebter bin und das Gefühl habe, kein gutes Rennen gefahren zu sein, dann denke ich, ist das ein gutes Zeichen für die Zukunft."