• 27. März 2021 · 20:02 Uhr

Vettels Teamchef klagt: Regeländerung hat uns eine Sekunde gekostet!

Aston Martin beklagt, dass das Team durch die Aerodynamik-Einschnitte 2021 härter getroffen wurde - Grund dafür ist der flache Anstellwinkel, wie auch bei Mercedes

(Motorsport-Total.com) - Die These scheint sich zu verfestigen: Jene Formel-1-Teams, die auf einen Boliden mit flacherem Anstellwinkel setzen, wurden von den Regeländerungen 2021 härter getroffen als andere mit einem steileren "Rake". Zur ersten Kategorie zählt auch Sebastian Vettels neues Team, Aston Martin.

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Der Aston Martin ist flacher angestellt als Red Bull & Co. Zoom Download

"Wir sind erst vor vier Monaten in Bahrain zuletzt gefahren und waren auf Podestkurs, bevor Motorenprobleme Checos Rennen vorzeitig beendet haben", erinnert sich Teamchef Otmar Szafnauer. "Wir werden aktuell nicht annähernd diese Leistung zeigen können."

Seine Erklärung für den Leistungsabfall: "Das ist eine direkte Folge der neuen Aero-Regeln für 2021." Der Vergleich der Qualifying-Zeiten 2020/21 zeigt deutlich: Aston Martin hat 2,3 Sekunden verloren. Nur Haas musste noch mehr Zeit liegen lassen.

So viel Zeit hat Aston Martin im Vergleich zu 2020 verloren

"Vergleicht man die Qualifying-Zeiten zwischen den beiden Rennen hier, dann scheint es so, dass die Autos mit einem steileren Anstellwinkel rund eine Sekunde pro Runde verglichen zu jenen, die flacher angestellt sind, gewonnen haben. Mercedes und wir sind am härtesten getroffen."

Partnerteam Mercedes musste im Vergleich zum Vorjahr ebenso 2,1 Sekunden an Rundenzeit einbüßen. Auch Technik-Experten führen den Verlust auf die Beschneidung der Aerodynamik im Bereich des Unterbodens und Diffusors zurück, die Autos mit flacherem Rake stärker zurückgeworfen haben.

"Nachdem wir die Daten von den Tests und diesem Wochenende gewissenhaft analysiert haben, ist klar, dass die neuen Aero-Regeln Autos mit einer Low-Rake-Philosophie deutlich mehr geschadet haben als anderen mit einer High-Rake-Philosophie", ergänzt Szafnauer.


Vettel wirklich so schlecht? Red Bull Favorit?

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Besonders Änderungen der Dimensionen des Unterbodens und auch im hinteren Heckbereich der Autos haben einen "sehr negativen Effekt" auf die Performance von flacher angestellten Autos gehabt, merkt er an. "Nicht nur wir sprechen über das Problem, auch Toto hat gestern darüber geredet."

Auch der Mercedes-Teamchef will ein "Muster" erkannt haben. "Low-Rake-Autos scheinen mehr [Abtrieb] verloren zu haben als High-Rake-Autos. Aber würden wir einfach nur sagen, dass wir von den Regeln bestraft wurden, wären wir keine Racer und Kämpfer", will er den Nachteil nicht als Ausrede interpretiert wissen.

Ursprünglich wurden die Einschnitte in der Aerodynamik, vor allem am Unterboden und Diffusor, deshalb beschlossen, damit die Pirelli-Reifen nicht noch ein drittes Jahr die enormen Lasten durch den Abtrieb stemmen müssen.

Aston-Martin-Teamchef: "Bin nicht glücklich"

Die Beschneidung der Downforce sollte rund zehn Prozent betragen, die Hälfte davon hätten viele Teams schon beim Saisonstart wieder zurückgewonnen, konnte Pirelli-Chef Mario Isola beobachten. Der Hersteller hat sich nach den Silverstone-Reifenschäden im Übrigen dann doch für neue Pneus 2021 entschieden.

Wurden die Aero-Regeln also hauptsächlich deshalb eingeführt, um manche Teams absichtlich einzubremsen und ein ausgeglicheneres Feld zu schaffen? "Ich sage nur, dass die neuen Aero-Regeln Autos mit einem flacheren Anstellwinkel härter getroffen haben als steiler angestellte Autos", weicht Szafnauer der Frage aus.

"Mercedes und auch wir leiden darunter, wohingegen High-Rake-Autos, wie Red Bull, AlphaTauri, McLaren und Ferrari, weniger hart getroffen wurden."

Ein Blick zurück: War Aston Martin, damals noch Racing Point, in Bahrain 2020 dritte Kraft hinter Mercedes und Red Bull (Sergio Perez auf P5 in 1:28.322 Minuten), so liegt das Team nur wenige Monate später an siebter Stelle im Kräfteverhältnis. Lance Stroll erkämpfte sich Platz zehn (1:30.601 Minuten) im Qualifying am Samstag.

Noch härter traf es Sebastian Vettel, den Neuling im Team. Der Heppenheimer musste nach einem durchwachsenen Auftritt, eingebremst durch zwei gelbe Flaggen, gleich nach Q1 aussteigen - er war 3,7 Sekunden langsamer als Perez im Vorjahr: 18. Rang. Für Teamchef Szafnauer ist dieser Rückschritt schwierig zu akzeptieren.


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"Ich bin nicht glücklich", gesteht er. "Wenn ich sage, ich bin nicht glücklich, dann meine ich, nicht glücklich für unsere beiden großartigen Fahrer, für die 500 großartigen Frauen und Männer, die das neue Auto designt und gebaut haben und nun am Laufen halten. Und ich bin nicht glücklich für unsere Partner und die Fans."

"Können nicht einfach auf High-Rake umschwenken ..."

Er wirkt frustriert, nachdem das Team im Vorjahr einen überraschend starken Aufschwung erlebt hat und teilweise sogar um Pole-Positionen und Siege mitfahren konnte. Mit dem Einstieg von Aston Martin hat sich die Mannschaft erhofft, den nächsten Schritt Richtung Spitze machen zu können.

"Wir werden natürlich hart daran arbeiten, so viel wie möglich vom Leistungsdefizit wieder aufzuholen in den kommenden Rennen." Schon das Weltmeisterteam Mercedes musste nach den Testfahrten und Freien Trainings feststellen, dass man unter der Rake-Philosophie leidet.

Da dieses Konzept zum fundamentalen Grundgerüst eines jeden Fahrzeugs gehört, wird man keine schnellen Lösungen von Aston Martin und Mercedes in der Kürze der Zeit erwarten können, meint Szafnauer. Schließlich unterliegen die Boliden strikten Regularien.

"Wir können nicht einfach auf eine High-Rake-Philosophie umschwenken, selbst wenn wir wollten, weil die Radaufhängung an den diesjährigen Autos bereits homologiert wurde", erklärt der Teamchef.

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