Abu Dhabi 2020: So lief das erste F1-Training von Mick Schumacher!
Mick Schumacher schlägt seinen Teamkollegen auf Anhieb um 2,834 Sekunden - Probleme für Lewis Hamilton bei der Rückkehr ins Mercedes-Cockpit
(Motorsport-Total.com) - Mick Schumacher hat sein erstes Freies Training als Formel-1-Pilot erfolgreich gemeistert. Der Haas-Neuzugang absolvierte bei seinem Freitagseinsatz in Abu Dhabi (anstelle von Kevin Magnussen) 23 Runden und belegte am Ende der eineinhalb Stunden den 18. Platz. Damit war er deutlich schneller als sein Teamkollege Pietro Fittipaldi (19.).
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Der Name M. Schumacher ist wieder zurück auf einem Formel-1-Boliden Zoom Download
Die Bestzeit sicherte sich Max Verstappen (Red Bull) in 1:37.378 Minuten, 0,034 Sekunden vor Valtteri Bottas (Mercedes). Die beiden fuhren letztendlich in ihrer eigenen Liga, denn Esteban Ocon (Renault) auf P3 hatte bereits einen Rückstand von 1,137 Sekunden. Vierter wurde Alexander Albon (Red Bull/+1,169), Fünfter Lewis Hamilton (+1,366).
Für Hamilton lief die Rückkehr ins Mercedes-Cockpit nach überstandener COVID-19-Erkrankung nicht ganz reibungslos. Im ersten Teil der Session verlor der 35-Jährige viel Trainingszeit wegen eines technischen Problems. Das, so twitterte Formel-1-Experte Gary Anderson, damit zu tun haben könnte, dass vor einer Woche noch George Russell in seinem Auto saß.
Denn bei Hamilton war es offenbar so, dass sich der Bremszylinder nach einem Bremsmanöver nicht vollständig in die Ausgangsposition zurückzog, weil offenbar noch Hydraulikdruck im System war. Dadurch wurde sein Auto auch gebremst, wenn es gar nicht gebremst werden sollte. Die Reparatur war so umfangreich, dass selbst ein paar Bottas-Mechaniker kurzzeitig die Box wechselten.
Mercedes testet neue Boxenfunk-Protokolle
Das Thema Boxenfunk-Protokolle stand hingegen nicht auf der Agenda: Man werde die nach dem Boxenstopp-Chaos in Bahrain "überarbeiteten Prozeduren für Sonntag während der Boxenstopp-Übungen im Verlauf des Wochenendes testen", erklärt ein Teamsprecher auf Anfrage von 'Motorsport-Total.com'.
Hinter Hamilton landeten die Racing Points, die in der Konstrukteurs-WM aktuell die besten Chancen auf den dritten Platz haben. Auch wenn das Wochenende mit einem kleinen Rückschlag beginnt, denn Sachir-Sieger Sergio Perez tritt mit einer komplett neuen Power-Unit an und muss damit von ganz hinten starten (ähnlich wie Magnussen, bei dem auch Teile getauscht wurden).
Perez hatte bereits nach seinem Sieg vor einer Woche geklagt, dass sein Motor nicht volle Leistung bieten konnte. Eine Woche davor war eines seiner Mercedes-Triebwerke aus dem Pool für 2020 spektakulär verraucht. Jetzt hat er einen frischen Motor und kann mit dem zumindest das ganze Wochenende attackieren, während andere mit ihren Motoren am Ende der Lebensdauer sind.
Doch aus deutscher Sicht waren im ersten Training natürlich alle Augen auf Schumacher jun. gerichtet, und der machte seine Sache richtig gut. Am Ende war er bei seiner ersten Ausfahrt mit dem Formel-1-Haas um 2,834 Sekunden schneller als Pietro Fittipaldi, der das Auto schon vom vergangenen Wochenende kennt.
Schumacher: Sehr großer Vorsprung auf den Teamkollegen
Dass das nur am Speed der beiden liegt, ist unwahrscheinlich. Mutmaßlich testeten die beiden unterschiedliche Dinge. Aber Schumacher leistete sich keine nennenswerten Fehler und spulte konzentriert sein Programm ab, um möglichst viel für seine Premierensaison 2021 zu lernen.
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Aus Sicht von Günther Steiner hat sich der Rookie jedenfalls "sehr gut" aus der Affäre gezogen: "Er hat das perfekt gemacht. Er hatte den richtigen Speed, hat nicht versucht zu übertreiben, ist einfach das Programm durchgefahren", lobt der Haas-Teamchef im Interview mit 'Sky'.
"Das Feedback ist gut. Die Ingenieure haben mir gesagt, er weiß schon genau, wo er Zeit verliert. Das ist sehr gut. Das erste Mal im Formel-1-Auto ist es schwer, einfach nur die Abläufe richtig mitzubekommen. Da ist so viel, was man verarbeiten muss. Aber hat einen super Job gemacht heute."
"FT1 ist immer schwierig, weil so viel auf einen jungen Mann zukommt in eineinhalb Stunden", sagt Steiner und schaut bereits voraus auf den Young-Driver-Test: "Am Dienstag geht es mehr darum, das Auto besser kennenzulernen und besser zu werden, was man ändern kann. Die Technik zu verstehen, um gewisse Sachen zu erreichen."
Steiner: Das muss Mick jetzt noch lernen
"Wenn du zu viel Untersteuern hast, wie viel braucht man mehr Frontflügel? Einfach ein gutes Verständnis aufzubauen, weil Testen ist im Moment ja sehr limitiert. Deshalb muss man jede Minute und jede Runde nutzen, um zu lernen. Dann geht es weiter, dann müssen wir warten bis nächstes Jahr."
"Er wird sicher einmal die Fabrik besuchen, was im Moment ja auch schwierig ist, weil die Leute in England von zu Hause arbeiten wegen COVID. Das haben wir auch schon besprochen. Wir haben ihm gesagt, er soll sich Zeit nehmen. Es ist sinnlos, jetzt dort hinzufliegen, weil da nur zehn oder 15 Leute sitzen, weil die anderen nicht reindürfen. Das müssen wir alles noch planen", sagt Steiner.
Für den zweiten Deutschen im Feld, Sebastian Vettel, begann das Wochenende weniger positiv. Der Ferrari-Pilot war um 0,326 Sekunden langsamer als Charles Leclerc (12.) und belegte mit 2,292 Sekunden Rückstand auf die Bestzeit von Verstappen den 14. Platz.
Für Ferrari standen wie für viele andere Teams schon Aero-Tests im Hinblick auf 2021 im Mittelpunkt. Leclerc wurde mit dem hinten ausgeschnittenen Unterboden gesehen, der weniger Anpressdruck generiert und nächstes Jahr FIA-Vorschrift ist. Auch Red Bull probierte den neuen Unterboden im ersten Training aus.
Der einzige Fahrer, der ohne Zeit blieb, war Daniel Ricciardo. Der scheidende Renault-Pilot rollte bereits nach drei Runden mit einem technischen Defekt aus. Inzwischen ist die Ursache geklärt: Benzindruck. Der Motor wäre am Freitagabend sowieso ausgebaut worden. Für Ricciardo gibt's also keine Gridstrafe.