Norris verpasst Q3 klar: Schlechtestes Quali-Ergebnis in dieser Saison
McLaren-Pilot Lando Norris verpasst das Q3 im Qualifying zum zweiten Bahrain-Rennen klar: Warum der Brite verärgert ist und Carlos Sainz zufrieden
(Motorsport-Total.com) - McLaren landet im zweiten Qualifying in Bahrain auf den Rängen acht und 15. Nur Carlos Sainz schafft den Einzug in das Q3, Lando Norris verpasst den Sprung deutlich. Damit steht es nun 8:8 im internen Quali-Duell. Der Brite schildert, warum er knapp neun Zehntelsekunden auf dem "Oval"-Layout auf den eigenen Teamkollegen verloren hat - sein mit Abstand größter Rückstand in dieser Saison.
"Das war kein guter Tag für mich", resümiert Norris. "Q1 war okay, aber Q2 war nicht so gut, speziell der zweite Versuch. Das war nicht ideal. Das ist mein erster echter Fehler in einem Qualifying in diesem Jahr", muss er enttäuscht feststellen. "Aber jeder macht mal Fehler. Heute war eben ich dran."
Er ärgert sich nach dem Zeittraining über sich selbst. Rang 15 markiert seine schlechteste Startposition in diesem Jahr. Was war passiert? Zwei Faktoren haben zu diesem Ergebnis geführt, erklärt der Brite. In Q1 konnte er noch die viertschnellste Zeit (0:54.194 Minuten) auf dem zweiten weichen Reifensatz setzen.
Norris: Outlap in Q2 war zu langsam
Im zweiten Abschnitt war er am Ende eine halbe Sekunde langsamer. "In Q2 der erste Run war auch okay, nur auf einem gebrauchten Reifensatz. Und im zweiten Versuch sind wir einfach zu früh rausgefahren. Ich bin eine sehr langsame Outlap gefahren, um Verkehr zu verhindern", schildert er.
Bei noch 2:30 Minuten auf der Uhr griff Norris auf einem frischen Soft-Pneu an. Er musste liefern, da er nur auf Position 14 lag. Doch durch seine langsame Runde wurden die Reifen zu kalt und gerieten aus dem optimalen Arbeitsfenster. Dadurch schaffte er keine Verbesserung. Er brach die erste fliegende Runde ab.
"Die zweite Runde habe ich nicht zusammengebracht." Das Auto habe im zweiten Versuch zu Übersteuern geneigt, außerdem hatte er mit der verwirbelten Luft des Vordermannes zu kämpfen. "Das Auto war vier oder fünf Sekunden vor mir, aber das reicht schon, um einen Unterschied auszumachen. Das hat zu ein paar Fehlern geführt."
Am Ende bleibt seine Zeit des ersten Q2-Versuchs auf den gebrauchten Pneus stehen. Damit hat er am Ende 1,3 Sekunden Rückstand auf die Pole-Position von Valtteri Bottas. "Ich habe keinen guten Job gemacht, es war allerdings auch etwas verkorkst. Ich weiß, dass im Auto mehr Pace steckt."
"Wir haben heute nur einfach nicht gut genug gearbeitet." Die Schuld sieht er zur Hälfte bei sich selbst, zur Hälfte bei seinem Team. Für das Rennen am Sonntag hofft er auf möglichst viel Chaos, von dem er profitieren kann. Da er so weit hinten steht, überlegt McLaren, einen neuen Motor und ein neues Getriebe bei Norris einzubauen - und eine Strafe in Kauf zu nehmen.
"Das ist wohl ein Kurs, auf dem wir ganz ordentliches Racing sehen könnten. Das führt manchmal auch zu Kollisionen oder Zwischenfällen und das werden wir morgen brauchen, wenn wir nach vorne kommen wollen. Es ist keine einfache Strecke, um zu überholen. Es ist sogar ein wenig schwieriger als vergangenes Wochenende", glaubt er.
Seidl zufrieden: "Konnte Schritt vorwärts machen"
Zumindest konnte McLaren die Pace des MCL 35 von Freitag auf Samstag steigern. Jetzt sei das Auto "ordentlich" aber nicht "unglaublich" schnell, so Norris. "Wir waren schon das gesamte Wochenende ein bisschen im Hintertreffen gegenüber den anderen Mittelfeldteams."
Am Freitag waren beiden Piloten negativ überrascht darüber, wie weit sie von der Spitze entfernt waren. Woran lag der Wandel innerhalb von nur wenigen Tagen? "Das ist eine Kombination aus dem Wind, dem Abtrieb, einem anderen Set-up."
Teamchef Andreas Seidl bestätigt im Interview mit 'Sky': "Wir hatten einfach die Pace nicht gestern. Die Fahrer waren nicht glücklich mit der Balance. Die Rundenzeiten sind einfach nicht gekommen, egal was wir gemacht haben gestern. Im Vergleich zum Wochenende davor war das erstmal eine Riesenenttäuschung."
Dementsprechend lang hat das Team in der Nacht auf Samstag gearbeitet, und einige Änderungen am Boliden vorgenommen - "sowohl auf der Aero-Seite als auch am mechanischen Set-up". Damit wollte das Team vom Ende des Mittelfeldes nach vorne rücken, was in Teilen auch gelungen ist.
Mit Sainz konnte sich zumindest ein McLaren in den Top 10 qualifizieren, daher ist der Deutsche auch zufrieden mit der harten Arbeit seines Teams. "Wir konnten heute definitiv einen Schritt vorwärts machen. Das haben wir schon im dritten Training gesehen."
Der Spanier konnte sich mit einer Rundenzeit von 0:54.010 Minuten auf dem achten Platz knapp hinter Renault-Fahrer Daniel Ricciardo einreihen - mit einem beschädigten Wagen. "Das war ein bisschen ein Kampf auf der Strecke. Jedes Mal, wenn ich in die Boxen gefahren bin, war etwas gebrochen oder hing herunter."
Sainz glücklich mit P8: "Hätte ich unterschrieben"
Vor allem die Randsteine in der Passage zwischen Kurve 7 und 9 seien besonders aggressiv, dazu die Bodenwellen im zweiten Sektor, schildert er. Sainz ist dennoch zufrieden mit seiner Leistung, besonders gemessen an der gestrigen Enttäuschung in den Trainings.
"Das ist das Maximum, das heute im Auto drin war. Es ist ein guter Tag für uns, denn nach dem dritten Freien Training hat es eher so ausgesehen, als würden wir auf P12 oder P13 landen." Doch schon im ersten Abschnitt kam er mit einem weichen Reifensatz weiter.
In Q2 profitierte er außerdem auf seiner ersten schnellen Runde von einem Windschatten durch Mercedes-Pilot George Russell, was ihn ebenso einen Reifensatz aufsparen ließ. Dadurch konnte er gar Bestzeit im ersten Sektor fahren. "Das war wegen des Windschattens, denn ansonsten würde das Auto keine Rekorde aufstellen."
Laut Sainz bringt der Vorteil rund zwei Zehntelsekunden auf der kurzen Strecke. In Q3 sei er dann wieder "am Boden der Tatsachen" angekommen mit Rang acht am Ende. Dennoch: "Hätte mir das jemand vor dem Qualifying gesagt, hätte ich das unterschrieben."
"Ich denke, wir habe das heute besser gemacht, als wir erwarten konnten. Ich habe meine Tricks angewandt und meine Karten gut gespielt, das hat sich heute bezahlt gemacht." Ein "wirklich guter Tag" kann Sainz zufrieden sein.
Allerdings erwarte ihn am Sonntag im Rennen Schadensbegrenzung: "Ich werde wohl mehr in meine Rückspiegel schauen als nach vorne. Ich habe das Gefühl, dass wir ein paar Autos ausqualifiziert haben, die das Wochenende über stärker waren als wir. Ich werde mich also ein wenig verteidigen müssen."
Zumindest konnte er sich für das Rennen ein paar Reifensätze aufsparen. "Das ist auch wichtig. Wir haben uns in eine gute Ausgangsposition gebracht für morgen." Doch obwohl er sieben Plätze weiter vorne startet als am vergangenen Sonntag, rechnet Sainz nicht mit einem weiteren Top-5-Platz.