• 30. November 2020 · 15:32 Uhr

Toto Wolff: "... dann hätten wir uns aus dem Rennen zurückgezogen!"

Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff gibt zu, dass man seine Autos unter anderen Umständen nach dem Unfall von Romain Grosjean zurückgezogen hätte

(Motorsport-Total.com) - Dass die Fahrer in der Unterbrechung den Unfall von Romain Grosjean in Dauerschleife sehen mussten, hat viele der Piloten am Sonntag gestört. Sie wollten den Unfall nicht unbedingt noch einmal sehen, wenn sie in Kürze wieder selbst in das Auto steigen müssen.

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Für die Fahrer war es nicht leicht, wieder in den Fokus zu kommen Zoom Download

Sebastian Vettel gibt zu, dass in einem solchen Moment auch mal Zweifel aufkommen, ob man wieder ins Auto steigen sollte. "Bei mir auf jeden Fall", gibt er zu. "Du bist ein Mensch. Wir lieben zwar, was wir tun, und das kommt an erster Stelle, aber selbst wenn du es respektierst, unterschätzt du vermutlich, was passieren kann", so der Deutsche.

"Ich glaube nicht, dass jemand so einen Unfall erwartet hat. Es war ein wenig seltsam, aber ich schätze, dass es am Ende das Beste war, gleich wieder zurück ins Auto zu steigen und nicht noch eine Woche zu warten und zu lange darüber nachzudenken", sagt Vettel.

Verzweiflung bei Charles Leclerc

Teamkollege Charles Leclerc schließt sich den Worten Vettels an. Der Monegasse hatte besonders zu knabbern, weil er im Rückspiegel den Unfall hautnah gesehen hatte. Am Funk fragte er mehrfach nach, ob alles in Ordnung sei, und als er nach einiger Zeit immer noch keine Antwort bekam, schlug er noch während der Fahrt beide Hände aus Verzweiflung über den Kopf.

"Es ist immer schwierig, nach so etwas zurück ins Auto zu steigen, aber es ist das Beste, was wir machen können", sagt der Ferrari-Pilot. "Wir brauchen auf der Strecke unsere volle Konzentration, und jeder hat sich vollkommen auf das Rennen und seinen Job fokussiert. Trotzdem war es schwierig, wieder in den Fokus zu kommen."

Max Verstappen hat derweil seine andere Ansicht. Er verkündete in der Pressekonferenz, dass er einen Fahrer sofort feuern würde, wenn er nach einem solchen Unfall nicht wieder fahren wollen würde. "Zum Glück bist du nicht mein Teamchef", entgegnete Lewis Hamilton.

Wolff: Rückzug aus dem Rennen eine Option

Dessen Teamchef heißt Toto Wolff, und der Österreicher selbst schließt einen Rückzug vom Rennen nicht generell aus. Bei Mercedes habe man sich nach dem Unfall von Grosjean kurz zusammengesetzt, da aber schon gesehen, dass der Franzose aus dem Auto steigen konnte.


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"Wenn er - Gott bewahre - schlimmer verletzt worden wäre, dann hätten wir uns vermutlich an diesem Tag aus dem Rennen zurückgezogen", sagt Wolff. "Gesundheit und Leben sind wichtiger als ein Renn- oder Sportevent."

Dass die Fahrer aber wieder zurück in das Auto steigen, verlange laut ihm eine Menge Mut: "Wir vergessen zu oft, dass es ein gefährlicher Sport ist und dass diese Jungs mit mehr als 350 km/h um die Strecke fahren", so Wolff.

Wolff: Kameras zeigen Speed nicht wirklich

"Die heutigen modernen Kameras und weite Winkel zeigen die Geschwindigkeiten gar nicht wirklich, aber man kann sehen, was passiert. Es war immer gefährlich, auch mit den heutigen Sicherheitsstrukturen", sagt er weiter und möchte die Sicherheit noch weiter erhöhen.

"Für jeden, der die Bilder gesehen hat, war es schwierig. Als wir Romain aus dem Auto steigen gesehen haben und er relativ unverletzt aussah, war das eine immense Erleichterung. Er besitzt immer noch Verbrennungen, was schlimm genug ist, aber es hätte auch furchtbar schlechter laufen können."

Dass Grosjean so glimpflich davongekommen ist, ist auch den ständigen Sicherheitsbestrebungen zu verdanken, obwohl die Formel 1 als recht sicher gilt. Die Einführung des Halo wurde damals stark kritisiert - auch von Grosjean -, doch am Sonntag rettete das System ihm vermutlich das Leben.

Wurz: Unkenrufe wird es immer geben

"Die Unkenrufe, die ich vor zwei Jahren gehört habe, dass es eh schon so sicher ist, die werden wir immer wieder hören. Aber wir werden immer wieder eines Besseren belehrt", sagt Ex-Pilot Alexander Wurz, der sich selbst für das Thema Sicherheit einsetzt, im 'ORF'.

"Die Formel 1 hat sich dramatisch verbessert seit den 1970er-Jahren, obwohl wir in der Performance immer schneller geworden sind. Das spricht für das Sicherheitssystem, aber es heißt lange nicht, dass man sich ausruhen kann und auf keinen Fall ausruhen darf", so der Österreicher. "Wir sind schon relativ weit mit der Sicherheit der Autos, aber immer noch muss man weiterarbeiten."


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"Dass hier ein Fahrer bei so einen Unfall noch aussteigt. Unglaublich", so Wurz weiter, der an den Unfall von Elio de Angelis in Le Castellet erinnert wird. "Da ist er auch in die Leitschiene reingefahren, die Leitschiene hat sich geöffnet und er ist tödlich verunglückt."

"Aber die Autos haben sich so dramatisch verbessert. Und da muss man sagen, dass alle Sicherheitsvorkehrungen, die so ein Monocoque durchläuft, vom Aufprallschutz vorne, auch das Halo - alles hat hier Leben gerettet", so Wurz.

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