• 29. November 2020 · 20:53 Uhr

GP Bahrain 2020: Fragen & Antworten zum F1-Rennen in Sachir

Was neben dem Feuerunfall von Romain Grosjean sonst noch geschah: Das Duell Hamilton vs. Verstappen und warum sich Vettel über Leclerc ärgert

(Motorsport-Total.com) - Lewis Hamilton hat beim Grand Prix von Bahrain den 95. Sieg seiner Formel-1-Karriere gefeiert, doch das Rennen in der Sachir-Wüste bei Manama wurde überschattet von einem schweren Feuerunfall von Romain Grosjean. Der Haas-Pilot hat diesen offenbar mit verhältnismäßig leichten Verletzungen überstanden.

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Lewis Hamilton feiert den Sieg mit den beiden Red-Bull-Piloten Zoom Download

Nach den ersten TV-Bildern war die Sorge um den Gesundheitszustand Grosjeans groß. Als jedoch gezeigt wurde, wie er selbst der Flammenhölle entfliehen konnte und im Medical-Car saß, atmete der Formel-1-Paddock auf. Innerhalb des Haas-Teams waren zuvor sogar Tränen geflossen.

Das Sportliche rückte angesichts des Unfalls zunächst in den Hintergrund.

Hamilton fuhr das in der Schlussphase neutralisierte Rennen vor Max Verstappen und Alexander Albon (beide Red Bull) zu Ende. Tragischer Held war Sergio Perez (Racing Point), dessen Power-Unit an dritter Stelle liegend abbrannte.

Sebastian Vettel (Ferrari) kam nach einem verkorksten Nachmittag als 13. ins Ziel.

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Wie geht es Grosjean?

Zum Glück verhältnismäßig gut. Er war zu jedem Zeitpunkt bei vollem Bewusstsein und wurde nach dem Unfall mit dem Helikopter in ein nahegelegenes Militärkrankenhaus geflogen, um seine Verletzungen behandeln zu lassen.

Das Haas-Team berichtete zunächst von geringfügigen Verbrennungen an den Händen. Später gab das Team bekannt, dass ein Verdacht auf Rippenbruch besteht.

Wie kam es zum Unfall?

Wie so oft war die erste Runde des Rennens gerade im Mittelfeld unübersichtlich. In den TV-Wiederholungen war zu sehen, dass ein Teil von einem anderen Auto das rechte Vorderrad von Grosjean traf, kurz bevor es zum Unfall kam. Es sah aber nicht danach aus, als hätte das den Unfall ausgelöst.

Letztendlich ausschlaggebend war, dass Grosjean von der linken auf die rechte Fahrbahnseite wechselte und dabei offenbar nicht in den Rückspiegel schaute. So kam es zu einer Berührung mit Daniil Kwjat (AlphaTauri).

Der sagt über den Unfall: "Im ersten Moment war ich stinksauer. Ich dachte mir nur, wie kann der da so rüberziehen? Aber als mir die Tragweite klar wurde, änderte ich natürlich meine Meinung."

Ab dem Punkt war der dreifache Familienvater nur noch Passagier. Sein Haas bog nach rechts ab und krachte fast in einem 90-Grad-Winkel mit hoher Geschwindigkeit in die Leitplanken. Sowohl die Leitplanken als auch das Auto waren danach völlig zerstört.


Reaktionen auf den Feuerunfall von Grosjean

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Die Experten sind sich einig: "Womöglich hat ihm Halo heute das Leben gerettet", sagt zum Beispiel Damon Hill. Und George Russell ist sich sicher: "Kein Zweifel, dass das ohne Halo anders ausgegangen wäre."

Wie lange saß Grosjean im Feuer?

Ungefähr 26 Sekunden.


Inspektion der Unfallstelle von Grosjean

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Hat ihm Halo das Leben gerettet?


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Erklärt: Warum es gebrannt hat


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Musste Hamilton für seinen Sieg kämpfen?

Von außen betrachtet sah es so aus, als habe er das Rennen zu jeder Zeit im Griff gehabt. Doch gleich nach der Zieldurchfahrt sagte er am Boxenfunk: "Es war nicht so leicht, wie es ausgesehen hat!" Und später im ersten TV-Interview: "Es war körperlich wirklich sehr anstrengend. Mit der langen Unterbrechung nach dem Unfall läufst du Gefahr, die Konzentration zu verlieren. Du fährst raus, hast einen guten Start - und dann musst du eine Stunde warten. Da bist du schnell aus der Zone raus."

Doch auch wenn Hamilton sagt, dass der Red Bull "sehr schnell" gewesen sei, war der Sieg letztendlich souverän. Auch die unterschiedlichen Planstrategien (Medium-Medium-Hard bei Hamilton, Medium-Hard-Hard bei Verstappen) führten zu keinem nennenswerten Unterschied pro Red Bull.

Hatte Verstappen wirklich gar keine Chance?

Zu Beginn des Rennens klagte er am Boxenfunk: "Mein Auto hüpft wie ein Känguruh, ich schwöre!" Doch Valtteri Bottas hatte er schon beim ersten Start überholt, und nach dem zweiten konnte er Hamilton zumindest halbwegs folgen.

In Runde 19 kam Hamilton zum ersten Reifenwechsel. Daraus ergab sich keine Chance. Beim zweiten aber schon. Verstappen kam in Runde 34 rein, eine Runde vor Hamilton. Nachdem seine Crew schon für den ersten Boxenstopp 2,8 Sekunden gebraucht hatte, benötigte sie diesmal 5,1 Sekunden.


Interview mit Lewis Hamilton nach dem Rennen

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Das ist umso bitterer, als Verstappen nach Hamiltons Stopp nur noch 3,6 Sekunden Rückstand hatte. Ohne die verpatzten Boxenstopps, könnte man spekulieren, wäre es womöglich eng geworden.

Im Finish holte sich der Niederländer nochmal neue Reifen ab, weil sein Vorsprung auf Perez groß genug war und das ohne Positionsverlust zuließ. Mit einem frischen Satz Mediums sicherte er sich immerhin noch den Bonuspunkt für die schnellste Runde.

"Es ist, wie es ist", funkte er bei der Zieldurchfahrt.

Warum wurde Bottas nur Achter?

Der Finne erwischte von der schmutzigen Seite der Fahrbahn keinen guten Start. Weil er dann auch noch zwischen zwei Gegnern eingeklemmt wurde, lag er nur noch an sechster Stelle, als das Rennen wegen des Grosjean-Crashs abgebrochen wurde.

Doch für den zweiten Grid wurde die Reihenfolge beim Überfahren der zweiten Safety-Car-Linie herangezogen, und so hatte Bottas den vierten Startplatz inne. Aber dann lief alles schief.

Zuerst musste er wegen eines Reifenschadens früher als geplant an die Box kommen. Später lag er schon wieder an sechster Stelle, hatte aber noch einen Boxenstopp vor sich.

Im Finish erlitt er noch einen Reifenschaden. Trotzdem behielt er den achten Platz, weil der Reifen erst in der letzten Runde kaputtging und das Safety-Car auf der Strecke war.

Warum hat sich Vettel so über Leclerc geärgert?

Vettel lag eigentlich schon weiter hinten, durfte aber als Zehnter zum Re-Start. Dann hatte er Pech, als vor ihm Kwjat und Lance Stroll (Racing Point) kollidierten und der Racing Point sich überschlug. Vettel musste vom Gas gehen, verlor dabei einige Positionen.

Bereits beim ersten Start hatte er sich über seinen Teamkollegen Charles Leclerc mächtig aufgeregt: "Das kann er doch nicht machen! Er tut so, als wäre ich nicht da gewesen. Genau wie in Österreich. Ganz ehrlich. Vielleicht hätte ich es diesmal auf einen Crash ankommen lassen sollen. Den ganzen Vormittag reden wir darüber, wie wir uns gegenseitig Platz lassen sollen, und dann sticht der Kerl in die kleinste Lücke rein, die es gar nicht gibt, und spekuliert darauf, dass ich Platz mache."

Dem vorangegangen war eine haarige Situation am Start, in der sich Leclerc vor den Deutschen drängelte. Das warf Vettel offenbar aus dem Konzept. Nach einem Dreher fiel er zwischenzeitlich sogar an die letzte Stelle zurück. Letztendlich kam er als 13. ins Ziel.

Leclerc wurde Zehnter.

Zum Thema:
So tobt Vettel über Leclerc

Wer war schuld an der Kollision Stroll vs. Kwjat?

In den Augen der Rennkommissare Kwjat. Er wurde dafür mit zehn Sekunden Zeitstrafe belegt. Eine Entscheidung, die 'ORF'-Experte Alexander Wurz nachvollziehen kann: "In dem Fall gerechtfertigt. Er hätte ein bisschen zurückstecken können, um Strolls Hinterreifen den Platz zu lassen, und er hatte genügend Zeit, sich das zu überlegen."

Dass Kwjat das anders sieht, überrascht wenig. Er sagt: "Ich hatte keinen Platz. Mein Auto war auf dem inneren Randstein. Er auf der anderen Seite wusste, dass ich da war. Aber er nahm die Kurve dennoch, als wäre ich nicht da. Deshalb bin ich ein wenig verärgert über die Entscheidung, weil das mein Rennen ruiniert hat."

Kwjat kam als Elfter ins Ziel.

Zum Thema:
Kwjat kritisiert Entscheidung der FIA-Kommissare

Und Gasly?

Pierre Gasly fuhr ein starkes Rennen, befand sich aber in einer schwierigen Position, als er mit alten Reifen an fünfter Stelle lag und die Gegner von hinten immer näher kamen. An die Box kommen oder nicht? Gasly blieb draußen, musste beide McLaren-Piloten überholen lassen, kam aber als Siebter ins Ziel.

Gab es bei Renault eine Teamorder?

Ja. In Runde 29 funkte Daniel Ricciardo: "Warum fahren wir Rennen gegeneinander? Ich denke, wir sollten uns was überlegen." Ein paar Momente später ließ ihn Esteban Ocon durch. Die Reifen waren zwar praktisch gleich alt, aber Ricciardos Hards hielten in der Zeit besser als Ocons Mediums.

Nach dem Boxenstopp lag Ocon wieder vor Ricciardo, der Australier ging aber noch einmal vorbei und wurde Siebter. Ocon kam als Neunter ins Ziel.

Wo hat sich Räikkönen seinen Frontflügel beschädigt?

Kimi Räikkönen wurde 15. Er musste zu Beginn des Rennens mit einem lockeren Frontflügel kämpfen. Auch er wurde ein Opfer der Kollision Stroll-Kwjat, denn der Alfa Romeo fuhr über kleine Wrackteile. Später war er einmal neben der Strecke, aber Chancen auf Punkte hätte er sowieso nicht gehabt.

Wer war die tragische Figur des Rennens?

Für uns: Otmar Szafnauer. Als die Power-Unit von Perez verrauchte und Platz drei sich in Luft auflöste, die Ingenieure längst vom Kommandostand weg waren, saß er noch ganz alleine an der Boxenmauer und verarbeitete seine Emotionen.

Perez trug's mit mehr Fassung: "An einem Tag wie heute ist nur wichtig, dass es Romain gut geht."

Als der Mercedes-Motor zu rauchen begann, wollte es Perez noch nicht wahrhaben. Er ließ zunächst einen Williams durch, war aber noch flott unterwegs und lag vor Albon. Erst als sein Auto zu brennen begann, stellte er ab.

Dabei kam es zu einer weiteren gefährlichen Situation. Denn um das Auto zu löschen, überquerte ein Sportwart die Strecke. McLaren-Pilot Lando Norris konnte zum Glück ausweichen.

Wie geht's jetzt weiter?

In einer Woche wieder in Bahrain. Gefahren wird aber nicht auf dem Grand-Prix-Kurs, sondern auf der Außenvariante der Strecke, oftmals fälschlich als "Oval" bezeichnet.

Weitere Links:
F1-Paddock live: Der Rennsonntag in Bahrain


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