• 14. November 2020 · 18:09 Uhr

Mercedes geht baden: Große Stärke des W11 wird zum Schwachpunkt

Mercedes erlebte im Regen von Istanbul sein Waterloo und fing sich fast fünf Sekunden Rückstand ein - Die große Stärke des W11 wird zum großen Nachteil

(Motorsport-Total.com) - Nein, auch 2020 wird es keine perfekte Qualifying-Bilanz eines Teams geben. Denn zum ersten Mal in dieser Saison steht mit Lance Stroll keiner der beiden Mercedes-Piloten auf der Pole-Position. Mercedes kam beim verregneten Qualifying in Istanbul überhaupt nicht in Tritt und belegte mit Lewis Hamilton und Valtteri Bottas nur die Positionen sechs und neun (Formel 1 2020 live im Ticker).

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Für Mercedes lief das Qualifying in eine falsche Richtung Zoom Download

Zum ersten Mal seit 2013 steht damit kein Mercedes unter den Top 5. Überraschend war vor allem der immense Rückstand, den sich die beiden Piloten einhandelten. 4,8 Sekunden fehlten Hamilton auf die Pole-Position, 5,5 Sekunden waren es bei Bottas. Der Grund dafür ist schnell ausgemacht: "Ich habe keinen Grip gefunden", sagt Hamilton.

"Das ganze Wochenende war ein Albtraum. Der Grip ist der schlechteste, den ich je gesehen habe. Zehnmal schlechter als auf den andere Strecken", hadert der WM-Führende. Zwar haben es andere Teams hinbekommen, Mercedes jedoch nicht: "Wir haben alles gegeben, und das war das schnellste, was wir gehen konnten", so Hamilton.

"Dann ist es wie Plastik ..."

Für Valtteri Bottas war das Hauptproblem vor allem, dass man sich in Q3 zu spät entschieden hat, auf Intermediates zu gehen. Während etwa die beiden Racing Point schon früh die Intermediates hatten und diese warmfahren konnten, wechselte man bei Mercedes zu spät. "Ich habe die Reifen nicht zum Arbeiten gebracht. Das hat einen Unterschied von vielen Sekunden gemacht", sagt der Finne.

Überhaupt waren die Reifen generell das Problem von Mercedes am Samstag. Zu keinem Zeitpunkt bekam man die Pneus wirklich auf Temperatur. "Dann ist es wie Plastik", sagt Bottas. "Die Reifen sind das einzige, was das Auto mit der Strecke verbindet. Und da ist es egal, welches Auto auf den Reifen steckt, wenn sie nicht funktionieren."

Bislang war das Reifenmanagement des Teams in dieser Saison die große Stärke, doch genau das hat Mercedes heute gebissen, meint Motorsportchef Toto Wolff: "Wir waren eigentlich über den Saisondurchschnitt immer recht gut, die Temperaturen recht tief zu halten - besonders auf den Hinterreifen", sagt der Österreicher. "Und das ist uns heute nicht zum Vorteil gewesen."

Hamilton: Habe im Grunde keine Fehler gemacht

Red-Bull-Motorsportkonsulent Helmut Marko hatte nach dem Qualifying geätzt, dass sich Mercedes zu sicher gewesen sei. Deswegen seien sie auch im dritten Training kaum Runden gefahren. Doch das verneint Wolff: "Wir haben uns gar nicht sicher gefühlt", winkt er ab. "Wir haben gewusst, dass wir ein Temperaturproblem haben. Das ist heute zum Tragen gekommen."

Für die Fahrer war dann wenig zu machen. Denn mit seiner Leistung an sich war Hamilton eigentlich zufrieden. "Ich habe mich nicht gedreht, habe im Grunde keine Fehler gemacht, von daher bin ich glücklich über meine Leistung", sagt er. Das gilt aber nicht für Bottas: "Das war nicht gut genug", sagt er über seine eigene Performance. "Ich bin froh, dass ich die meiste Zeit auf der Strecke bleiben konnte, aber viel Spaß hat das trotzdem nicht gemacht."

Wolff versucht derweil das Positive in der Niederlage zu sehen: "Ein guter Tag für uns zu lernen", sagt er. "Das ist das erste Rennen, das irgendwie nicht so läuft. Wir werden stärker hervorgehen."

Hamiltons Ziel: Auf der Strecke bleiben

Das ist für die Konkurrenz zu befürchten. Auch schon morgen im Rennen? "Das wird nicht einfach, das ist klar", sagt er, betont aber: "Ich glaube schon, dass wir ein paar Positionen nach vorne gutmachen können. Wir können es sicher besser machen als heute."

Auch Bottas glaubt, dass Racing Point und Red Bull im Rennen durchaus schlagbar sein werden. "Das Rennen ist eine andere Geschichte. Heute ging es um Performance über eine Runde, aber im Rennen haben wir normalerweise ein gutes Auto", so der Finne. "Es wird mit Sicherheit ein aufregendes Rennen. Ich freue mich darauf."

Hamilton spricht hingegen vor allem von einem Ziel: "Auf der Strecke bleiben! Keine Ahnung. Einfach auf der Strecke bleiben!" Vor allem wenn es regnen sollte, werde es äußerst schwierig und kein Spaß. "Normalerweise mag ich das, aber hier funktionieren die Reifen nicht. Du fährst die ganze Zeit mit kalten Reifen", ärgert er sich und will sich nicht unbedingt in Geduld üben.

"Ich muss die Möglichkeiten ergreifen, wenn sie vor mir liegen."

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