Carlos Sainz über Führung: "Bin einfach an ihnen vorbeigefahren!"
McLaren-Fahrer Carlos Sainz erklärt, warum er zu Rennbeginn in Portimao so stark war und warum P6 am Ende keine Enttäuschung ist für ihn
(Motorsport-Total.com) - "Carlos hat beim Portugal-Grand-Prix die Führung übernommen." Das twitterte McLaren in Großbuchstaben, nachdem sich Sainz in Portimao an die Spitze gesetzt hatte. Und das war die Sensation beim zwölften Formel-1-Rennen des Jahres, doch sie hielt nur vier Runden lang. Und am Ende belegte Sainz "nur" den sechsten Platz. Ob er sich deswegen ärgert?
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Carlos Sainz fuhr im McLaren zeitweise vor den beiden Mercedes auf P1 im Rennen Zoom Download
Er selbst meint: "Über P6 kann ich mich nicht beschweren. Es war eines der kompliziertesten Rennen, die ich bisher in der Formel 1 absolviert habe. Wir hatten Regen, rutschigen Belag, Graining und die unglaublichen Windstöße in manchen Kurven."
Doch nicht mal Sainz hatte damit gerechnet, nach wenigen Metern ganz vorne zu liegen. "Davon gehst du nie aus", sagt er. "Ich habe aber einfach versucht, die Gelegenheit zu ergreifen."
Gewissenhafte Aufwärmrunde ermöglicht Blitz-Start
Tatsächlich habe er sich in der Aufwärmrunde gewissenhaft auf den Start vorbereitet, um gleich nach dem Losfahren in einer guten Ausgangslage zu sein. "Ich hatte viel Wert darauf gelegt, die Reifen auf Temperatur zu bringen. Dieses Extra und das Extra der Soft-Reifen dürften mir diese gute erste Runde beschert haben", erklärt Sainz.
Von P7 stürmte er bei leichtem Nieselregen vor auf die zweite Position und überholte dabei unter anderem WM-Spitzenreiter Lewis Hamilton. "Beinahe wären wir gecrasht", sagt Sainz. "Er hat [vor Kurve 4] so früh gebremst. Dann bin ich auf der Außenseite ganz problemlos vorbeigefahren. Das ging echt einfach, weil es die anderen ruhiger angehen ließen."
Auf dem Weg an die Spitze habe er "keine harten Duelle oder so" gehabt, sondern hätte einfach nur eine bessere Linie fahren können, sogar im Positionskampf mit den Mercedes-Fahrern. "Ich fuhr nur einfach so um sie herum, wie sie meist um uns herumfahren! Ich fühlte mich einfach super wohl", sagt Sainz.
Graining lässt Sainz abreißen
In Runde zwei war dann auch Valtteri Bottas fällig, der das Rennen zunächst angeführt hatte. "Ich wollte ihn nervös machen, damit er in die Rückspiegel schauen muss", meint Sainz. "Dann verpasste er seinen Scheitelpunkt, und ich schlüpfte durch."
Weil aber der Regen aufhörte und die Medium-Reifen von Mercedes plötzlich Grip boten, setzte Bottas in Runde sechs einen erfolgreichen Konter und Sainz war P1 wieder los. Kurz darauf ging auch Hamilton wieder vorbei.
Und dann begannen die Probleme für McLaren-Fahrer Sainz erst so richtig. Denn es gelang ihm nicht, das Tempo der Spitze mitzugehen, weil an seinen Pirelli-Reifen schon früh Graining auftrat. Das kostete Sainz Geschwindigkeit und einige Positionen.
McLaren: Ein Opfer des bedeckten Himmels?
Er hadert deshalb mit dem Wetter am Renntag: "Wenn es sonnig gewesen wäre, dann hätte es gepasst. So aber war es rutschiger und damit viel schwieriger, den linken Vorderreifen im richtigen [Temperatur-] Fenster zu halten."
Bereits am Freitag und am Samstag habe McLaren Graining festgestellt. "Es ist selbst bei meinem Reifensatz im Qualifying aufgetreten", sagt Sainz. "Wir dachten aber nicht, dass es [im Rennen] so viel sein würde."
Hinzu sei eine spezielle Eigenart des McLaren MCL35 gekommen, die sich verstärkt in den jüngsten Rennen und bei kühlen Bedingungen gezeigt habe, meint Sainz. Er erklärt: "Unser Auto tendiert dann ein bisschen mehr zu Untersteuern in der Kurvenmitte. Dadurch wird der linke Vorderreifen mehr strapaziert."
Last-Minute-Manöver sichert P6
"Wir müssen mal schauen, ob wir dahinterkommen, warum das so ist. Denn heute hätten wir ohne Graining mindestens P4 oder P5 belegen können, in einem normalen Rennen."
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Immerhin: Sainz schnappte sich kurz vor Schluss noch Sergio Perez von Racing Point. "Er war auf Softs und hatte ebenfalls Graining, ich hatte Medium-Reifen, und mit DRS leichtes Spiel", meint Sainz, der damit Rang sechs sicherstellte. AlphaTauri-Mann Pierre Gasly auf P5 fing er nicht mehr ab.
"Wenn man zwischendurch geführt hat, dann scheint P6 am Ende nicht so toll zu sein", sagt Sainz weiter. "Es sind aber gute Punkte, auch wenn ich gerne etwas mehr erreicht hätte."
Sainz jetzt in den Top 10 der Fahrerwertung
Immerhin seien Führungsrunden für ihn herausgesprungen. "Und es fühlte sich gut an, ein Rennen anzuführen. Wenn es künftig wieder eine Chance dazu gibt, dann werde ich immer darum kämpfen, wie schon in Monza und jetzt auch hier."
Dank P6 in Portimao ist Sainz jedenfalls in die Top 10 der Formel-1-Fahrerwertung eingezogen und hat McLaren wichtige Punkte im Kampf um P3 in der Konstrukteurswertung beschert. Sein McLaren-Teamkollege Lando Norris blieb in Portugal als 13. punktelos.