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F1 Portimao 2020: "Behinderter Vollidiot, Mongo" - Verstappen tobt nach Crash!
Was war das für ein Trainingsauftakt beim Grand Prix von Portugal, überschattet vom unnötigen Crash der beiden Heißsporne Max Verstappen und Lance Stroll ...
(Motorsport-Total.com) - Das zweite Freie Training in Portimao sorgte mit zwei spektakulären Zwischenfällen für Aufregung beim ersten Grand Prix von Portugal seit 1996 (Formel 1 2020 live im Ticker!). Und beschäftigt am Freitagabend die FIA-Kommissare. Denn die müssen sich, in einem Freien Training ziemlich ungewohnt, mit einer Kollision zwischen Max Verstappen (Red Bull) und Lance Stroll (Racing Point) auseinandersetzen.
Bei den Experten sorgt der Crash in Kurve 1 für Kopfschütteln: "Stroll hätte Max innen ein bisschen mehr Platz lassen sollen", findet zum Beispiel Paul di Resta. Sein 'Sky'-Kollege Anthony Davidson ergänzt: "In einem Freien Training müssen beide besser aufpassen."
Für Verstappen war die Schuldfrage klar: "Ist dieser verdammte Kerl blind? Was zur Hölle stimmt nicht mit dem? Jesus! Was für ein behinderter Vollidiot. Mein Auto ist beschädigt. Was für ein Mongo, ich schwöre es euch", schimpfte er in den Boxenfunk. Racing-Point-Teamchef Otmar Szafnauer kontert: "Max wusste zu 100 Prozent, dass Lance da war. Unmöglich, dass er ihn nicht gesehen hat. Aber Lance wusste nicht, dass Max innen war!"
Was im Live-TV-Bild nicht zu sehen war: Stroll hatte sich am Ende seiner Aufwärmrunde vor Verstappen gedrängelt, um für seine schnelle Runde freie Fahrt zu haben. Verstappen wollte selbst aber auch gerade Gas geben und war dementsprechend "ziemlich sauer wegen dem, was davor in Kurve 14 passiert ist", vermutet Davidson.
War Verstappen wegen zweier Vorgeschichten sauer?
Verstappen, offensichtlich verärgert, saugte sich im Windschatten an Stroll heran, scherte bei Start und Ziel aus, hatte dann aber nicht genug Topspeed, um vor der ersten Kurve innen sauber zu überholen, weil auch Stroll nicht vom Gas ging. In der ersten Kurve gab keiner der beiden Heißsporne nach, und so kam es unweigerlich zum Crash.
Analyse Crash Verstappen vs. Stroll in Portimao
Christian Nimmervoll und Stefan Ehlen analysieren die Kollision zwischen Max Verstappen und Lance Stroll im Freien Training zum Grand Prix Portugal Weitere Formel-1-Videos
"Wahrscheinlich haben beide damit gerechnet, dass der andere nachgibt", verteidigt Red-Bull-Teamchef Christian Horner seinen Schützling. Johnny Herbert, gelernter FIA-Kommissar in Diensten von 'Sky', hält dagegen: "Lance war auf einer schnellen Runde. Es ist sein Recht, auf seiner Linie zu beharren. Für meine Begriffe hätte Max nicht reinhalten dürfen. Es ist Frontflügel gegen Heckflügel."
Was vielen nicht aufgefallen ist: Verstappen war sein Temperament schon vor dem Stroll-Crash durchgegangen, als er vor der ersten Kurve von Carlos Sainz (McLaren) überholt wurde. "Ha, was für ein Mistkerl! Unglaublich", funkte er da. Gut möglich, dass Stroll dann nur noch das Fass zum Überlaufen brachte.
Eine Strafe sprach die Rennleitung am Ende aber nicht aus - Missverständnis, lautet die Begründung.
Verstappen belegte letztendlich den zweiten Platz, 0,595 Sekunden hinter Valtteri Bottas (1:17.940 Minuten). Der Mercedes-Pilot hatte schon in FT1 Bestzeit erzielt, doch das FT1-Ergebnis war wegen wenig Grip wenig aussagekräftig. Und auch nach FT2 sind die Experten nicht wirklich schlauer, weil die Session ausgerechnet während der spannendsten Phase zweimal unterbrochen werden musste.
AlphaTauri von Gasly in Flammen
Bereits vor der Verstappen-Stroll-Kollision hatte Pierre Gaslys Auto spektakulär Feuer gefangen. Der Franzose hatte sich gerade auf Platz fünf verbessert, als er vor Kurve 13 langsamer wurde und schließlich ausrollte. Er stieg aus - und merkte erst beim Umdrehen, dass es hinter ihm lichterloh brannte.
Die Ursache für den Brand ist bisher nicht bestätigt. Dass es ein Problem im Bereich der Honda-Power-Unit war, erscheint aber offensichtlich. Die Session musste anschließend für gut eine Viertelstunde unterbrochen werden, weil das Auto noch unter Strom stand und minutenlang nicht angefasst werden konnte.
Ungünstiges Timing für Lewis Hamilton, denn der Mercedes-Fahrer hatte gerade frische Softs aufgezogen und seinen ersten schnellen Versuch nach besten Minisektoren abgebrochen, um einen zweiten Anlauf zu starten. "Ich habe null Grip", beschwerte sich Hamilton da, nachdem er zuvor schon über so starke Vibrationen geklagt hatte, dass er kaum noch etwas sehen konnte.
Renningenieur Peter Bonnington funkte da jedoch zurück, dass er auf den Daten nichts Verdächtiges erkennen könne, und so schlecht kann der Mercedes tatsächlich nicht gewesen sein. Denn am Ende sicherte sich Hamilton auch ohne schnelle Soft-Runde immerhin den achten Platz in FT2 und den vierten Platz im Freitagsklassement. Rückstand: 0,809 Sekunden.
Reifen schwierig auf Temperatur zu bringen
Als die Session nach dem Verstappen-Stroll-Crash für acht Minuten freigegeben wurde, hatten die meisten Fahrer weder eine schnelle Qualifying-Simulation noch einen Longrun absolviert. Dazu kam, dass es extrem schwierig war, die Reifen auf Temperatur zu bringen. Nicht nur Hamilton, sondern auch Verstappen brauchten mehr als eine Aufwärmrunde: "Die Reifen sind nicht ready."
Einer, der sich im Finish trotzdem verbessern konnte, war Sainz. Zuerst legte er eine persönliche Bestzeit von 1:19.112 Minuten hin, die ihn auf den vierten Platz katapultierte, dann aber wegen Verstoß gegen die Track-Limits gestrichen wurde. Im nächsten Versuch fuhr er 1:19.113 Minuten (!) und landete somit auf P5.
Denn sein Teamkollege Lando Norris schob sich mit einer starken Schlussrunde nach Ablauf der 90 Minuten noch auf den dritten Platz, 0,803 Sekunden hinter Bottas und 0,095 Sekunden vor Charles Leclerc, am Freitag klar schnellster Ferrari-Mann. Sein Vorsprung auf Sebastian Vettel (6.) betrug am Ende 0,337 Sekunden, war aber über weite Strecken des Tages viel größer.
Zu einem großen Thema könnten in Portimao die Track-Limits in Kurve 1 und Kurve 4 werden. Im ersten Training wurden nicht weniger als 65 Rundenzeiten gestrichen. In der zweiten Session kamen weitere 60 Verstöße dazu, und das trotz der beiden Rotphasen, in denen die Zeit runtertickte, aber nicht gefahren werden durfte.
Eines der Mehrfach-Opfer: Romain Grosjean (18./Haas/+2,029). "Die müssen das ändern. Es ist unmöglich zu sehen", tobte er am Boxenfunk und forderte lautstark, das Thema am Freitagabend auf die Agenda des Fahrerbriefings mit FIA-Rennleiter Michael Masi zu setzen.