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Podium in Reichweite: Norris von "Sainz-Problem" außer Gefecht gesetzt
Lando Norris plagte sich im Grand Prix der Eifel mit einem Problem an der Renault-Power-Unit - "So ein Stück Scheiße", tobte der Brite nach seinem Ausfall
(Motorsport-Total.com) - Lando Norris erlebte einen ereignisreichen Grand Prix der Eifel - bis sein Renault-Motor im Heck des MCL35 in Runde 44 endgültig streikte. Der Brite musste den Wagen am Streckenrand abstellen und das restliche Rennen von der Seitenlinie verfolgen. Was führte zum Defekt?
"Es sieht so aus, als hätten wir das gleiche Problem gehabt, das schon bei Carlos in Spa aufgetreten ist", erklärt Teamchef Andreas Seidl unmittelbar nach seinem Heimrennen. Carlos Sainz konnte den Grand Prix von Belgien aufgrund eines Defekts der Renault-Power-Unit nicht starten.
Nun hat es Norris erwischt. "Die Probleme sind erstmals so um Runde 20 oder 25 aufgetreten. Ich habe daher länger damit gekämpft und wir haben auch einen Weg gefunden, wie wir es im Griff behalten konnten. Aber das war wirklich schwierig, weil ich dauernd irgendwelche Knöpfe drücken musste", schildert der 20-Jährige bei 'Sky'.
Verwirrung um Perez: "Ich muss wohl blind sein!"
In Runde 25 funkte er aufgeregt: "Ich verliere Power. Irgendetwas passiert da, ich verliere Power!" Wenig später fügte er hinzu: "Die Fahrbarkeit ist schrecklich. Ich habe keine Kraftentfaltung. Es wird immer schlimmer." Sein Renningenieur erklärte ihm daraufhin: "Wir sehen ein Sensorproblem. Fahr weiter."
"Default 03" funkte William Joseph als Hilfestellung. "Bestätige, aber es wird nicht besser", reagierte Norris zunehmend gereizt. Zu jenem Zeitpunkt lag der Brite vor Sergio Perez auf dem starken dritten Rang, nachdem er seinen ersten Stint verlängert hatte.
Kurze Zeit später funkte der Renningenieur eine neue Anweisung: "Multi H7, Position 5!" Und Norris antwortete erfreut: "Es ist besser! Es ist besser! Es wird besser, es ist nicht so schlimm. Und [Perez] ist außerdem an die Box gefahren."
Norris glaubte, dass der Racing Point hinter ihm zum Reifenwechsel abbog, doch da irrte er sich. "Fahren wir an die Box, oder was?", fragte er deshalb beim Team nach. "Multi H7, Position 6", erklärte ihm Joseph daraufhin. Doch der Brite antwortete verwirrt: "Aber Perez hat doch gestoppt? Was machen wir dagegen?"
Erst da klärte ihn der Renningenieur auf: "Perez ist immer noch hinter dir, 1,5 Sekunden zurück." Norris reagierte überrascht: "Mein Fehler. Ich muss wohl blind sein!" Wenig später vermeldete er dann auch wieder eine Verschlechterung: "Es wird jetzt wieder schlimmer, verliere viel Power! Er ist jetzt an die Box, habe überhaupt keine Power mehr."
Nach weiteren Anweisungen von der Boxenmauer ging er schließlich in Runde 29, eine Runde nach Perez, zum Reifenwechsel an die Box (Soft-Medium), was ihn auf Rang sechs zurückspülte. "Das ist immer noch Scheiße", schrie er nach seinem Stopp in den Funk.
"So ein Stück Scheiße", polterte Norris
"Default 03", wiederholte Joseph gebetsmühlenartig am Funk. "Das werden wir wohl das gesamte Rennen hindurch verwenden müssen." Norris wirkte verärgert und reagierte trotzig: "Ja, aber das hilft überhaupt nicht!" Schließlich ging Perez am Briten in der NGK-Schikane vorbei.
In Runde 34 musste er dann auch noch für Teamkollegen Sainz Platz machen. Im Vergleich zum Spanier war Norris zu jenem Zeitpunkt bereits deutlich langsamer - in den folgenden zehn Runden bis zum Ausfall verlor er 18,6 Sekunden, 1,8 Sekunden pro Runde.
Das Team rechnete zwar damit, dass er weiter zurückfallen würde und glaubte, dass er sich vor Antonio Giovinazzi auf Rang neun halten könnte. "Wir brauchen 'Default 03' auf jeder Geraden, deine Pace ist gut. Du bist gleich schnell wie Giovinazzi."
"Das war knifflig. Ich war voll darauf fokussiert. Da lagen wir aber noch gut dabei auf Punktekurs. Es gab das Potenzial, immer noch in den Top 10 zu landen. Dann irgendwann ging es komplett aus. Ich habe alles versucht, was ich konnte", schildert der Brite nach seinem Ausfall enttäuscht.
Als er auf Kurve 5 einbiegen wollte, hatte er plötzlich keinen Vortrieb mehr. "So ein Stück Scheiße", polterte er, noch während er hinter dem Kiesbett entlang der Reifenstapel ausrollte.
Anstatt danach direkt zurück zur Garage zu laufen, musste er erst einmal seinen Frust verdauen. Dazu setzte er sich auf einen Stuhl der Streckenposten und beobachtete das Geschehen. Den Helm nahm er nicht ab.
Seidl: Hoffentlich kommt das nicht noch einmal vor!
Die Zuverlässigkeit bereite ihm nun "natürlich" Sorgen, gesteht er später. "Das ist nicht ideal. Ich bin nicht sicher, wie gravierend der Schaden ist. Mal sehen. Aber das bringt uns in keine gute Position, da wir schon vergangene Nacht den Motor gewechselt haben und jetzt das Problem hatten."
Norris hat bereits seine dritte Power Unit in der Eifel eingebaut bekommen und steht damit sechs Rennen vor Saisonende am Limit seines Kontingents. "Es sieht so aus, als hätten wir ein ähnliches Problem gehabt, wie Carlos in Spa auf dem Weg zum Grid, das war ein Problem mit der Zündung", erörtert Seidl.
Fehlzündungen führten zu einem gröberen Schaden am Auto, da der unverbrannte Sprint in den Auspuff gelangte. "Gemeinsam mit den Kollegen von Renault haben wir versucht, den Motor aus dem Schutzmodus zu bringen, in den der Motor springt, wenn ein solches Problem auftritt. Das war aber nicht möglich, da das Problem immerfort bestand."
Nachdem Norris den Wagen abgestellt hatte, war Rauch im Heck zu sehen. "Wir müssen jetzt schauen, weil das Auto auch gebrannt hat unter dem Bodywork, was sehr ärgerlich ist. Aber wir müssen jetzt abwarten auf die Analyse seitens Renault und dann gibt es hoffentlich eine Abhilfemaßnahme, die sicherstellt, dass es in diesem Jahr nicht mehr vorkommt."
Seidl ist nach dem Ausfall sichtlich verärgert und enttäuscht, da erneut ein Problem am Motor auftrat. "Zunächst ist das natürlich sehr enttäuschend, denn wir waren unterwegs zu einem sehr guten Ergebnis heute mit beiden Autos. Lando war unterwegs auf P4 und aufgrund der anderen Strategie hat er auch aufgeholt auf Daniel", erklärt der Teamchef im 'Sky'-Interview.
Er hatte gehofft, dass Norris am Sonntag gegen Renault und Racing Point um das Podium kämpfen könnte. Doch der Defekt hinderte ihn daran, das sei "extrem ärgerlich". "Es wäre interessant gewesen, wie die verschiedenen Ansätze funktioniert hätten." Während McLaren den Briten auf eine Einstoppstrategie schickte, fuhr der Australier zwei Stopps.
McLaren verliert WM-Rang drei - Renault lauert!
Hätte er gegen den Renault tatsächlich eine Chance gehabt? "Ich denke, der vierte Platz war ziemlich sicher. Er ist von Perez weggezogen und hat auf Daniel aufgeholt. Wir wissen natürlich nicht, wie sehr Daniel seine Reifen geschont hat, da er länger draußen geblieben ist. Aber es wäre sehr interessant geworden."
Seidl glaubt, dass es gegen Rennende zum Showdown zwischen den zukünftigen Teamkollegen hätte kommen können. "Wir haben heute definitiv einen guten vierten Platz mit Lando verloren." Positiv sei zumindest dessen Pace im ersten Rennabschnitt gewesen.
Allerdings hat McLaren wertvolle zwölf Punkte durch den Ausfall verloren und ist in der Konstrukteurs-Wertung dadurch auf den vierten Platz hinter Racing Point zurückgefallen. Und Renault fehlen nur zwei Punkte auf die Briten.