Drei Faktoren für Leclerc-Erfolg: Ist Ferrari jetzt auf dem richtigen Weg?
Der vierte Platz im Qualifying am Nürburgring gibt Ferrari Auftrieb: Sportdirektor Laurent Mekies sieht drei Gründe dafür und eine positive Richtung für die Zukunft
(Motorsport-Total.com) - Mit Rang vier legte Charles Leclerc im Qualifying vom Nürburgring wohl die Überraschung des Eifel-Samstags hin. Nach den vergangenen Wochen hätte wohl kaum jemand gedacht, dass Ferrari zu einem solchen Ergebnis in der Lage sein würde. Bei der Scuderia freut man sich über Fortschritte, gibt's sich aber weiterhin betont vorsichtig und möchte das Ergebnis nicht überbewerten (Formel 1 2020 live im Ticker).
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Tiefpunkt vorbei: Ferrari scheint langsam wieder auf die Konkurrenz aufzuholen Zoom Download
"Charles hat eine sehr gute Leistung gezeigt, und es war generell ein guter Tag für das Team", lobt Sportdirektor Laurent Mekies. "Hinter uns liegen sehr harte Wochen und Monate, von daher ist es sehr ermutigend für unsere Anstrengungen, zurück in eine gute Entwicklungsrichtung zu finden." Das Ergebnis sei daher nicht unbedingt gut für den Samstag, sondern vielmehr für die Zukunft.
Dass man plötzlich so gut performen konnte, liegt laut Mekies vor allem an drei Faktoren. Der erste Faktor ist das Upgrade, das Ferrari mit zum Nürburgring gebracht hat. Schon in Sotschi gab es ein kleines Paket für das Auto, in der Eifel folgte nun der nächste Schritt.
"Hoffentlich sind wir vor einigen Wochen auf dem Boden angekommen. Und jetzt versuchen wir, die Lösung zu unseren Problemen aufzubauen", so Mekies. "Das ist ein langer Weg. Ich bin sicher, dass es mal auf und mal ab geht, aber heute ist nach Sotschi der erste Schritt in diese Richtung. Und hoffentlich wird das Auto etwas mehr Performance haben."
Starker Leclerc und besondere Umstände
Der zweite Erfolgsfaktor ist für den Ferrari-Mann die Leistung von Charles Leclerc. Während Sebastian Vettel die Fortschritte mit Rang elf nicht zeigen konnte, holte der Monegasse alles aus dem Auto heraus. "Er ist ein sehr, sehr gutes Qualifying gefahren", lobt Mekies.
Und zu guter Letzt will der Sportchef nicht vergessen, dass am Nürburgring nach der kompletten Absage des Freitags besondere Umstände herrschen. "Das wird das Kräfteverhältnis immer ein wenig durchmischen - im Guten wie im Schlechten", sagt er.
Vor dem Qualifying hatte Ferrari die Sorge, ob man bei den kalten Temperaturen ins richtige Reifenfenster kommen würde. Denn damit hatte man in dieser Saison schon häufiger Probleme. Doch das Thema lief für die Scuderia recht ordentlich.
"Ich weiß nicht, wie sehr unsere Gegner damit zu kämpfen hatten", meint Mekies. "Aber ich würde einfach mal annehmen, dass für uns ein guter Samstag war und die Upgrades uns die notwendigen Zehntelsekunden gebracht haben, die den Unterschied in einem so engen Feld machen können. Zwei Zehntel besser und du bist mit Rang vier in guter Form, drei Zehntel schlechter und du bist nicht in Q3. Wir müssen daher realistisch bleiben."
Das Rennen als große Unbekannte
Fraglich ist auch, ob Ferrari seine gute Form im Rennen auch halten kann. Auch in Mugello hatte Leclerc eine gute Ausgangsposition, bevor es am Sonntag für ihn immer weiter nach hinten ging. Das Rennen wird für die Teams aufgrund der geringen Vorbereitung eine große Unbekannte, und Mekies geht davon aus, dass es nicht genau wie im Qualifying aussehen wird.
"Es wird Überraschungen geben, weil wir nicht die Chance hatten, Longruns zu fahren", sagt er. Das bedeutet, dass die Teams das Rennen lesen und auf die Gegebenheiten reagieren müssen. "Das wird für ein gutes Rennen sorgen. Und wenn es ein bisschen weniger Perfektion gibt, gibt es mehr Spaß für alle."
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Passend dazu hatten sich bereits einige Fahrer dafür ausgesprochen, den Freitag auf den Prüfstand zu stellen. Geht es nach Mekies, könnte es gerne immer so sein: "Das ist die Herausforderung, die wir im Rennsport wollen", sagt er. Normalerweise bereiten sich alle Teams im Simulator intensiv vor und schauen dann am Freitag nur, ob die Realität so wie am Computer ist.
"Und ein Wochenende ohne dies gibt uns Hinweise auf unsere Vorbereitung", sieht es Mekies positiv. "Man kann immer etwas lernen."