60 Runden "gelitten": Carlos Sainz unzufrieden mit McLaren-Update
McLaren-Pilot Carlos Sainz glaubt, dass er mit dem alten MCL35-Paket eher eine Chance auf das Podium im Eifel-Grand-Prix gehabt hätte
(Motorsport-Total.com) - Carlos Sainz ist unzufrieden mit Rang fünf im Grand Prix der Eifel. Der Spanier berichtet, er habe im Rennen 60 Runden lang "gelitten" - aufgrund des neuen Update-Pakets von McLaren. Daher sei er am Sonntag auf dem Nürburgring auch chancenlos im Kampf um den letzten Podestplatz gewesen, so Sainz.
"Das war ein schwieriges Wochenende für mich. Mir hat das Gefühl der letzten paar Rennen diesmal gefehlt", gesteht Sainz im 'Sky'-Interview. Nach der Absage der beiden Freitagstrainings entschied sich das britische Team dafür, das neue Aero-Paket nur an Sainz' Auto zu schrauben.
Teamkollege Lando Norris war mit dem alten Paket auf dem Nürburgring unterwegs. Schon am Samstag war Sainz weniger zufrieden mit seinem MCL35 als der Brite. "Es gibt noch einige Fragen zu klären. Wir müssen jetzt unsere Hausaufgaben bis zum nächsten Rennen erledigen."
"Werden überlegen, welche Updates wir behalten"
Das Gefühl mit dem neuen Paket stimme einfach noch nicht, erklärt Sainz. Genauere Details will er zwar nicht verraten, erklärt aber: "Ich hatte sehr viel Graining und die Balance des Autos war weit weg vom Idealzustand." Ob auf einer schnellen Runde oder im Renntrimm, Sainz war unzufrieden.
Das Graining, also das Körnen auf der Reifenoberfläche, sei vor allem an den Vorderreifen aufgetreten. Sky-Experte Nico Rosberg schließt daraus, dass McLaren durch die neue Frontpartie Abtrieb vorne verloren habe. Sainz will das zwar nicht bestätigen, er ist aber zuversichtlich, dass sich das Problem beheben lässt.
"Ja. Lando schien auf dem alten Paket glücklich zu sein. Sein Auto hat ganz gut performt. Als ich in Russland mit dem alten Paket gefahren bin, war ich happy. Als er die neuen Teile gefahren ist, war er auch nicht so glücklich", schildert der zukünftige Ferrari-Pilot.
McLaren brauche nun mehr Zeit, um das neue Paket zu verstehen und zu entwickeln. Ohne die Freitagstrainings sei einfach zu wenig Testzeit geblieben, um optimal zu entwickeln. "Hoffentlich haben wir nun genügend Daten aus 60 Runden, um alles zu analysieren", ergänzt Sainz gegenüber 'Movistar'.
In den nächsten Tagen bis zum nächsten Grand Prix in Portugal werde man die Zeit nutzen und herausfinden, warum das Update nicht wie gewünscht funktioniert hat. Davon hänge auch ab, was von den kommenden Rennen zu erwarten ist, betont Sainz.
"Wir werden überlegen, was wir mit dem Auto machen, welche Updates wir behalten und wie wir es weiterentwickeln können. Denn im Moment ist Renault zwei Zehntel schneller als wir, Racing Point auch ein oder zwei Zehntel."
McLaren verliert WM-Rang drei an Racing Point
Will McLaren den dritten Rang in der Konstrukteurs-WM zurückerobern, dann müsse man einen Schritt machen. Aktuell liegt das Team vier Punkte hinter Racing Point und zwei Zähler vor Renault. Auch Teamchef Andreas Seidl ist alarmiert.
"Für uns ist klar: Wir müssen jetzt diese ein, zwei Zehntel finden und den nächsten Schritt machen, damit wir auch im Qualifying mit Renault mithalten können. Die haben einen Schritt gemacht, den wir noch nicht gemacht haben", erklärt der Deutsche gegenüber 'Sky'.
Aufgrund der geringen Testzeit mit dem Update am Auto habe man "das Potenzial nicht heben" können. "Und darauf wird jetzt der Fokus liegen in der nächsten Woche. Und dann können wir hoffentlich in Portimao mit beiden Autos wieder gut punkten."
In Deutschland konnte das britische Team lediglich zehn WM-Punkte mit Sainz einfahren, Norris schied aufgrund eines technischen Defekts aus. Zwar ist der Spanier deshalb noch glücklich, das Maximum erreicht zu haben, merkt aber auch an: "Der fünfte Platz hat einen bitteren Nachgeschmack."
Denn: Seine direkten Konkurrenten Daniel Ricciardo im Renault und Serigo Perez im Racing Point haben um das Podium gekämpft, diese Chance habe McLaren am heutigen Sonntag "ausgelassen". Nachsatz: "Mit diesem Auto, das wir heute hatten, war das nicht möglich. Aber vielleicht mit dem, das ich vor zwei Rennen hatte."
Von Startplatz zehn aus hing Sainz im Rennen lange Zeit hinter dem Renault von Esteban Ocon fest. Erst als der Franzose in Runde 23 aufgrund eines Hydraulikdefekts aufgeben musste, konnte der Spanier bei freier Fahrt schneller fahren. Er zog seinen ersten Stint bis Runde 28 in die Länge und wechselte dann auf frische Medium-Pneus. "Ich konnte die weichen Reifen länger verwenden als gedacht und Zeit auf Perez und Lando aufholen."
In der Safety-Car-Phase wechselte er erneut, diesmal auf gebrauchte weiche Reifen für die letzten 16 Runden. Dadurch steckte er nach dem Restart knapp hinter dem Racing Point erneut fest. Schließlich kam er nicht an Perez vorbei, verlor immer mehr Zeit auf den pinken Renner und rettete Platz fünf noch vor Pierre Gasly ins Ziel.
"Es war wirklich ein hartes Rennen. Ein Tag des Leidens. Ich habe mich im Auto einfach nicht wohlgefühlt."