Q3 in Sotschi verpasst: Leclerc über Anweisungen der Ferrari-Crew verärgert
Charles Leclerc ärgert sich nach dem Qualifying zum Grand Prix von Russland über die verwirrenden Funksprüche seiner Ferrari-Crew, die zum Q2-Aus geführt haben
(Motorsport-Total.com) - 0,043 Sekunden trennten Charles Leclerc im Qualifying zum Grand Prix von Russland vom Einzug in das Q3. Der Monegasse muss sich mit Startplatz elf begnügen. Nach dem Zeittraining ist er vor allem über die Kommunikation mit seiner Boxencrew verärgert.
"Sie haben mir gesagt, dass Ocon nur ein oder zwei Sekunden hinter mir ist, aber er war weiter zurück. Ich hätte also noch mehr Abstand lassen können, daher bin ich nun verärgert", schildert Leclerc nach dem Qualifying bei 'Sky Italia'. Er spricht die letzten zwei Minuten in Q2 an, in denen es hektisch zuging.
Leclerc konnte sich kurz davor auf Position neun einreihen mit seinem ersten Q2-Versuch, als er plötzlich das Wrack seines Teamkollegen Sebastian Vettel vor sich mitten auf der Strecke vorfand. Er konnte dem verunfallten Deutschen gerade noch ausweichen und Schlimmeres verhindern - er fuhr aber über die Trümmerteile des Schwesterautos.
Leclerc kann es nicht fassen: "Was zur Hölle?"
"Du meine Güte, das war sehr knapp!", funkte Leclerc aufgebracht. Aufgrund des Vettel-Unfalls wurde die Session abgebrochen, bei 2:15 Minuten auf der Uhr fuhren alle Fahrer zurück an die Box. Ohne zu wissen, wann die Rennleitung die Strecke wieder freigeben würde, stellten sich die ersten Piloten nach kurzer Wartezeit an der Ampel der Boxengassen-Ausfahrt an.
Leclerc stellte sich ebenso an, hinter den beiden Red-Bull- und AlphaTauri-Fahrern. "All die Autos werden eine schnelle Outlap fahren müssen, wir müssen also ein paar überholen", funkte sein Renningenieur Xavier Marcos. Außerdem wurde er dazu angehalten, den vor ihm fahrenden Daniil Kwjat zu überholen und zu pushen, um es noch rechtzeitig über die Start-Ziel-Linie zu schaffen.
Der einzig verbliebene Ferrari-Fahrer schaffte es zwar tatsächlich noch rechtzeitig über die Ziellinie, kam aber nicht an Kwjat vorbei und steckte praktisch im Heck des AlphaTauri fest. "Was zur Hölle? Das waren doch mehr als zwei Sekunden [Abstand nach hinten]", beschwerte er sich über die Anweisungen seines Ingenieurs, nachdem er die Runde schließlich abgebrochen hatte.
"Wir hatten einen Spielraum von sechs Sekunden", gesteht ihm Marcos nach der verkorksten Fahrt. Der 22-Jährige war sichtlich wütend. Er schlug sich mit den Händen auf den Helm und stieg rasch aus seinem SF1000 aus.
"Ich muss mich erst mal beruhigen", meint Leclerc kurz daraufhin vor den TV-Mikrofonen. Der Monegasse ärgert sich beim Anblick des Abstands von Lando Norris und Esteban Ocon, die direkt hinter ihm auf einer schnellen Runde unterwegs waren - und deutlich mehr Abstand hatten.
Leclerc fühlte sich hingegen aufgrund der Ansagen seines Teams dazu genötigt, die schnelle Runde direkt hinter Kwjat in der verwirbelten Luft unter suboptimalen Umständen zu fahren, anstatt sich noch ein wenig weiter zurückfallen zu lassen.
Leclerc hätte auf freie Reifenwahl gerne verzichtet
"Es ist enttäuschend, dass wir es nicht ins Q3 geschafft haben. Ich dachte, ich hätte überhaupt keinen Spielraum, das wurde mir zumindest per Funk mitgeteilt", schildert er. "Aber ich hätte ein wenig mehr Abstand lassen können zum Vordermann."
Das Ergebnis sei frustrierend. Denn schon das gesamte Wochenende haderte er mit seiner Pace. "Das ist ein schwieriges Wochenende, bis zum Qualifying bin ich nicht gut gefahren. Dann habe ich endlich den Rhythmus gefunden, aber konnte das Potenzial des Autos heute nicht zeigen."
Er findet aber auch etwas Positives an Platz elf: die freie Reifenwahl am Sonntag. "Wir sind das erste Auto, das sich die Reifen aussuchen darf, hoffentlich können wir davon profitieren." Er merkt aber auch an, dass er lieber auf Platz acht gestartet wäre und auf die Reifenwahl verzichtet hätte.