F1 Sotschi 2020: Mercedes dominiert, Bottas hat Hamilton im Griff
Mercedes fährt am Freitag beim Grand Prix von Russland in einer eigenen Liga, und teamintern ist Valtteri Bottas vorerst klar schneller als Lewis Hamilton
(Motorsport-Total.com) - Lewis Hamilton hat im Kampf um seinen 91. (Rekord-)Sieg in der Formel 1 mutmaßlich nur einen Gegner, und der heißt Valtteri Bottas. Das ist die Erkenntnis des ersten Trainingstags zum Grand Prix von Russland in Sotschi (Formel 1 2020 live im Ticker!), den das Mercedes-Team nach Belieben dominiert hat.
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Valtteri Bottas fährt Bestzeit im zweiten Freien Training in Sotschi Zoom Download
Die beiden fuhren je zwei schnelle Runs mit frischen, weichen Reifen. Bottas war auf beiden der schnellere Mercedes-Fahrer, leistete sich aber im ersten Versuch einen Fehler in der letzten Kurve. Auch in der zweiten, aber da reichte es trotzdem zur Bestzeit: 1:33.519 Minuten, 0,267 Sekunden vor seinem Teamkollegen.
"Mercedes fährt auf einem anderen Planeten. Aber Mercedes-intern ist es ein richtig spannender Kampf", analysiert Formel-1-Experte Karun Chandhok. Seine Theorie: Bottas war am Freitag der schnellere Mercedes-Fahrer. Doch spätestens am Sonntag ist Hamilton normalerweise tendenziell stärker als sein finnischer Teamkollege.
Bottas ließ sich am Freitag auch von kleineren Malheuern nicht aus der Ruhe bringen, etwa als irgendein Objekt im Cockpit steckte und ihn beim Lenken behinderte. Oder als eine Zeit wegen Überschreiten der Track-Limits gestrichen wurde. Seine beste Runde blieb übrigens stehen, obwohl er in er Zielkurve weit neben der weißen Linie war.
Bottas: Im dritten Sektor halbe Sekunde verloren
Und genau das verzerrt das Kräfteverhältnis im Mercedes-internen Duell. Denn im dritten Sektor, den er in keiner seiner schnellen Runde fehlerfrei hinbekommen hat, verlor Bottas 0,448 Sekunden auf Hamilton. Im ersten und zweiten Sektor hingegen war er um 0,030 beziehungsweise 0,183 Sekunden schneller als Hamiltons beste Zeiten.
Erster Mercedes-Verfolger war am Freitagnachmittag nicht Max Verstappen (7./Red Bull/+1,529), sondern Daniel Ricciardo (3./Renault/+1,058). Verstappen verlor auf seiner schnellsten Runde mit einem Fehler in Kurve 2 viel Zeit. Später drehte er sich auch noch in Kurve 13, wonach sein weicher Reifensatz nicht mehr zu gebrauchen war.
"Wir wissen, dass das nicht unsere beste Stecke ist", sagt Verstappen. "Ich glaube, es wäre ein bisschen mehr drin gewesen. Aber wir haben ein paar Dinge im Hinblick auf morgen ausprobiert. Im Qualifying weiß ich nicht, ob ich Dritter werden kann. Aber für das Rennen bin ich optimistisch."
Aber Ricciardo gab auch bei den abschließenden Longruns die beste Figur aller Mercedes-Verfolger ab. Bottas war in jener Phase der Session der einzige Fahrer, der Zeiten unter 1:39 Minuten schaffte. Und Mercedes als Team wurde im Vergleich zu den Konkurrenten immer schneller, je länger die Runs dauerten.
McLaren: Bleibt die neue Nase am Samstag?
Das McLaren-Duo Carlos Sainz (am Vormittag noch mit Unfall) und Lando Norris belegte die Positionen vier und fünf. Jene neue Frontpartie, die Sainz schon in Mugello testen durfte, war diesmal am Norris-Auto installiert. Der Brite blieb damit aber im A/B-Test um 0,124 Sekunden hinter seinem Teamkollegen.
"Beide Fahrer sind mit unterschiedlichen Konfigurationen unterwegs", bestätigt Teamchef Andreas Seidl. "Lando ist mit der neuen Nase gefahren, Carlos mit der anderen. Das gibt tolle Daten aus den Longruns, um die richtigen Schlüsse zu ziehen." Die Entscheidung, ob die neue Nase für Samstag dranbleibt, fällt erst am Freitagabend.
Auch Racing Point rückte mit unterschiedlichen Spezifikationen aus. Lance Stroll hat in Mugello eine Version des neuen Hecks gecrasht, und die einzige noch verfügbare Version bekommt er als in der WM besser platzierter Fahrer auch in Sotschi. Perez schaut durch die Finger - war im FT2 aber trotzdem schneller: P6, 0,737 Sekunden vor Stroll (17.).
Steil bergauf geht's bei Ferrari mit P8 für Charles Leclerc (+1,533) und P10 für Sebastian Vettel (+1,664). Zwischen den beiden landete Esteban Ocon, der das Renault-Stallduell um 0,562 Sekunden verlor. Alexander Albon im zweiten Red Bull wurde Zwölfter. Trotz Verstappens Fahrfehler betrug sein Rückstand auf die Nummer 1 im Team zwei Zehntelsekunden.