Nicholas Latifi im Parc ferme: "Wo ist denn bitte der Mercedes?"
Williams-Pilot Nicholas Latifi wurde in Monza erst im Parc ferme bewusst, wie verrückt dieser Formel-1-Grand-Prix war - Die Mercedes suchte er vergeblich
(Motorsport-Total.com) - Der Grand Prix von Italien war das erste Formel-1-Rennen seit Ungarn 2012, bei dem kein Fahrer von Mercedes, Red Bull oder Ferrari auf dem Podium stand. Stattdessen sicherte sich Pierre Gasly (AlphaTauri) nach einem verrückten Rennen seinen ersten Sieg vor Carlos Sainz (McLaren) und Lance Stroll (Racing Point).
© Motorsport Images
Kein Mercedes in den Top 3: Nicholas Latifi traute seinen Augen kaum Zoom Download
Nicholas Latifi, der als Elfter in Monza sein bisher bestes Saisonergebnis einstellte, wusste zunächst gar nicht, wie ihm geschieht, als er ins Parc ferme kam: "Ich weiß ja nicht, was vor mir vorgeht. Ich denke, an der Spitze geht alles ganz normal weiter, und dann komme ich in die Boxengasse und den Parc ferme und sehe Gasly feiern."
Zunächst glaubte der Williams-Pilot, Gasly würde über einen Podestplatz jubeln, nicht aber den Sieg. "Ich sagte mir: 'Oh, er hat ein Podium, gut gemacht! Oh, okay, wo ist denn da der Mercedes? Dann sehe ich, dass es keinen zweiten oder dritten Mercedes gibt! Also ja, das Rennen war eindeutig viel aufregender, als ich dachte."
Hat Vettel jetzt genug von Ferrari und der F1?
So schlecht war Ferrari in Monza seit 25 Jahren nicht: Hat Sebastian Vettel wirklich keine Lust mehr oder kämpft er sich durch bis zum (Saison-)Ende? Weitere Formel-1-Videos
Er werde sich das ganze Drama auf jeden Fall noch einmal zu Hause anschauen, erzählt Latifi weiter. "Ich finde es toll, ab und zu solche Rennen zu haben", sagt er und glaubt, dass die Fans ein solches Spektakel gerne häufiger sehen wollen. Im Starterfeld seien wahrscheinlich nur 50 Prozent dieser Ansicht und die andere Hälfte nicht.
Damit spricht Latifi freilich die Verlierer des Chaos an, allen voran Weltmeister Lewis Hamilton. Weil er während der Safety-Car-Phase an die Box fuhr, obwohl die Boxengasse geschlossen war, erhielt er eine Zehn-Sekunden-Strafe, die ihm den sicheren Sieg kostete. Der Mercedes-Pilot wütete am Funk: "Das ist lächerlich!"
Dabei ärgerte sich Hamilton nicht nur über die übersehenen Anzeigetafeln am Streckenrand und die Fehlkommunikation mit dem Team, sondern auch über die Tatsache, dass die Boxengasse überhaupt geschlossen wurde. Grund dafür war Kevin Magnussens havarierter Haas, den er unweit der Boxeneinfahrt abgestellt hatte.
Fotostrecke: Italien: Fahrernoten der Redaktion
Charles Leclerc (5): Der Unfall des Monegassen als Sinnbild für das schlechteste Ferrari-Ergebnis in Monza seit 1995. Ja, der SF1000 ist schwer zu fahren. Trotzdem hat Leclerc die Schuld für den Unfall auf sich genommen. Das ehrt ihn, lässt für uns aber keine andere Note als eine 5 zu. Fotostrecke
"Ich gehe davon aus, dass das bei der nächsten Fahrerbesprechung thematisiert wird, denn es gibt sicher Fahrer, die darüber nicht glücklich sein werden", mutmaßt Latifi. "Vielleicht werden einige Fahrer finden, dass es unnötig war. Ich habe nur gesehen, dass ein Auto zurückgeschoben wurde. Das war schon sehr seltsam."
Letztendlich habe er das aber auch nicht zu entscheiden, so der Williams-Pilot. "Ich bin einfach dankbar, dass ich neue Erfahrungen sammeln konnte, unabhängig vom Ergebnis. Es war offensichtlich ein gutes Rennen. Ich bin mit diesem elften Platz auf jeden Fall viel zufriedener als beim ersten Rennen der Saison."