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Schlüsselmoment Silverstone-Training: Renault bläst zum Sturm auf P3
Renault will mit Daniel Ricciardo und Esteban Ocon den dritten Platz in der Konstrukteurs-WM angreifen und schon in Monza den ersten Podestplatz feiern
(Motorsport-Total.com) - "Pizza, genau! Lasst uns über Pizza sprechen", scherzt Esteban Ocon vor dem Grand-Prix-Wochenende in Italien. Die Renault-Mannschaft kommt nach dem ausgezeichneten Ergebnis in Belgien voller Vorfreude auf die Hochgeschwindigkeitspiste in Monza. Denn dem R.S.20 sollten die langen Geraden im königlichen Park besonders entgegenkommen.
Seit Silverstone fühlen sich die Renault-Piloten deutlich wohler im Auto. "Das ist eine Standardeinstellung, die man am Auto vornehmen kann. Aber als wir das im Training in Silverstone taten, und ich danach in der nächsten Session rausgefahren bin, da fühlte sich das Auto wie verwandelt an", schildert Daniel Ricciardo.
Der Australier erzählt, dass er plötzlich "so viel mehr Grip" gespürt habe. "Ich habe dadurch mehr Selbstvertrauen gewonnen, um am Kurveneingang mehr pushen zu können. Damit haben wir auch in Spa wieder rumgespielt und es hatte denselben Effekt."
Konstrukteurs-WM: Platz drei im Visier
Es gehe dabei vor allem darum, den berühmten "sweet spot" - also das optimale Arbeitsfenster - des Wagens zu finden. "Die meiste Zeit am Wochenende ändern wir Dinge am Auto, entweder am Abtrieb oder an der Aufhängung. Normalerweise findet man dadurch ein wenig Zeit, aber meist muss man Kompromisse eingehen."
Doch nicht in Großbritannien: "Diese Änderung gab uns einfach deutlich mehr Grip auf der Hinterachse." Am zweiten Silverstone-Wochenende konnte Ricciardo schon am Freitag mit Platz drei aufzeigen, im Qualifying wurde er Fünfter.
"Das Heck funktioniert deutlich besser", lobte er. Er könne nun eher ans Gas gehen und fühle mehr Abtrieb. "Das ist ein schönes Gefühl, denn als Fahrer brauchst du Vertrauen ins Auto, um den Kurvenscheitel härter zu attackieren, ohne Angst haben zu müssen, dass du das Heck verlierst."
Auch Teamkollege Ocon stimmt Ricciardos Eindrücken zu. "Aber natürlich haben wir alle ein wenig unterschiedliche Abstimmungen und Fahrstile. Dennoch hat sich das Auto in Spa sehr gut angefühlt, ich hatte dort mein bestes Qualifying bisher."
Nach dem enttäuschenden Rennen in Barcelona - null Punkte - konnte Renault mit einem Low-Downforce-Paket in Belgien überraschen. "Wir sind stärker aus dem Spanien-Wochenende zurückgekommen und haben die Wende in Spa geschafft. Wir haben viel verstanden", berichtet Ocon.
Das französische Werksteam holte mit den Rängen vier und fünf (und der schnellsten Rennrunde) insgesamt 23 Punkte und ist damit nun Anwärter auf WM-Platz drei. "Wenn wir so weitermachen", meint Ricciardo grinsend, dann sei Renault definitiv ein Kandidat auf Rang drei.
Muss Abiteboul schon ein Tattoostudio suchen?
"Aber es ist wirklich sehr eng im Moment", weiß der Australier. Sein Team liegt bei 59 Punkten, McLaren auf Rang drei bei 68 - dazwischen reihen sich Ferrari (61) und Racing Point (66) ein. Er möchte erneut ein so reibungsloses Wochenende erleben wie in Belgien: "Das war mein bislang stärkstes Renault-Wochenende."
Besonders hat er den Kampf gegen seinen ehemaligen Teamkollegen Max Verstappen zu Rennbeginn genossen. Er kämpfte Rad-an-Rad gegen den Niederländer um Position drei. "Das war cool. Wir haben danach darüber geplaudert und beide gemeint, dass das Spaß gemacht hat."
Allerdings konnte Ricciardo nur wenige Kurven dagegenhalten, Verstappen verwies ihn im Laufe des Renntrimms auf Position vier. "Wir wären lieber die nächsten 40 Runden so weitergefahren." In Monza könnte er schon die nächste Chance dazu bekommen.
Fotostrecke: Belgien: Fahrernoten der Redaktion
Antonio Giovinazzi (5): Mal wieder ein unnötiger Fahrfehler des Italieners, der schon 2019 das Rennen in Belgien mit einem Unfall weggeworfen hatte. Aufgrund der guten Ergebnisse von Mick Schumacher, Robert Schwarzman & Co. steht er unter Druck, da ist so ein Crash nicht hilfreich. Hinzu kommt ein unbefriedigendes Qualifying. Fotostrecke
Denn: Der Renault-Motor erwies sich auf den Geraden in Belgien als äußerst konkurrenzfähig, im Qualifying führte Ocon gar die Geschwindigkeitsmessung an. "In Monza kann man überholen und auch Rad-an-Rad fahren. Wir werden es also wieder versuchen."
Grundsätzlich werde Renault wieder konkurrenzfähig sein, glaubt Ricciardo. "Das sollten wir zumindest erwarten." Muss sich Teamchef Cyril Abiteboul gar schon nach einem Tattoostudio in Mailand umsehen? "Ob wir ein Podium einfahren können, werden wir erst sehen. Das ist natürlich unser Ziel."
"Wir waren schon in Spa nahe am Podium dran", merkt Ocon an. Ricciardo fehlten im Ziel nur 3,4 Sekunden auf Platz drei, dem Franzosen hingegen 25 Sekunden. Aber auch er spricht von einem "reibungslosen" Wochenende. "Ich bin mit sehr vielen neuen Teilen am Auto gefahren, alles hat gut funktioniert."
Er wollte mit neuem Motor und ebenbürtigem Material eigentlich Ricciardo herausfordern, zumindest im Qualifying konnte er sich steigern - und im Rennen in der letzten Runde noch Red-Bull-Piloten Alexander Albon überholen.
Auch Ocon ist davon überzeugt, dass Renault in Monza mit dem aktuellen Paket eine gute Chance auf ein starkes Ergebnis haben wird. "Die Charakteristika sind ähnlich, die Strecke liegt uns wohl noch besser als Spa. Wir sollten also eine gute Position herausfahren können."