Max Verstappen dämpft Red-Bull-Erwartungen für Monza
Red-Bull-Fahrer Max Verstappen erklärt, weshalb er sich weiterhin als Außenseiter im WM-Titelkampf der Formel-1-Rennsaison 2020 sieht
(Motorsport-Total.com) - 47 Punkte Rückstand nach sieben Rennen: Max Verstappen gibt sich vor dem Italien-Grand-Prix 2020 in Monza (hier im Liveticker verfolgen!) keinen Illusionen hin. Er sagt: "Wir geben nicht auf. Ich bin da aber realistisch: Im Augenblick sind wir zu langsam."
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Max Verstappen: Dran an Mercedes, aber nicht schnell genug für den Sieg Zoom Download
Das bedeute, sein Red Bull RB16 könne es nicht mit dem Mercedes W11 aufnehmen, weil Mercedes immer noch einen Vorteil habe. Und daraus folgert Verstappen: "Wir brauchen Glück, um Rennen zu gewinnen und Punkte aufzuholen."
"Derzeit scheinen wir noch im Titelkampf mitmischen zu können. Im Prinzip aber verliere ich sieben Punkte pro Rennen. Und irgendwann wird der Abstand sehr groß sein."
Verstappen: Es gibt kein Motivationsproblem!
Er sei deshalb ausdrücklich "nicht niedergeschlagen", betont Verstappen. "Ich bin nur realistisch." Und die Realität sei nun einmal: "Wir können derzeit eigentlich nicht mit [Mercedes] kämpfen."
Letzteres habe das Rennwochenende in Spa-Francorchamps wieder deutlich gemacht. Und auch in Monza werde es nicht sehr viel anders aussehen.
Verstappen hat deshalb aber noch lange kein Motivationsproblem, wie er sagt: "Ich verstehe nicht, warum die Leute immer glauben, man wäre nicht motiviert. Ich habe einen der besten Jobs der Welt."
Ein Scherz für die Journalisten in Monza
"Ich fahre superschnelle Autos. Und ich fahre auf P3 oder P2 und ich hatte schon einen Sieg [in diesem Jahr]. Da ist es unglaublich, wenn die Leute meinen, man hätte keine Motivation. Das ist wirklich dumm."
Fotostrecke: Italien-Grand-Prix in Monza: Zahlen, Fakten, Statistik, Rekorde
Mehr als 77% der Rundenzeit und 84% der Rundendistanz werden in Monza unter Volllast absolviert - der höchste Wert im Formel-1-Kalender. Deshalb erhielt Monza den Spitznamen: "Hochgeschwindigkeits-Tempel". Fotostrecke
Ihm seien auf der Rennstrecke die Hände gebunden, wenn Mercedes zu stark auftrete und keine Angriffsmöglichkeit biete. Und wenn Mercedes eben nicht schlagbar sei, "dann nehme ich das bestmögliche Ergebnis mit, was das Auto hergibt", erklärt Verstappen. "Ich liebe, was ich tue. Und auch das macht Spaß."
Offenbar so sehr, dass er die Journalisten vor Ort in Monza direkt aufs Korn nahm und angab, "sehr zuversichtlich" ins Rennwochenende in Italien zu gehen.
Die Red-Bull-Bilanz beim Italien-Grand-Prix
O-Ton: "So großes Vertrauen [ins Auto] hatte ich noch nie in meinem Leben. Wir fahren mit einer halben Sekunde Vorsprung auf die Pole-Position!" Nach einem Schmunzler fügte Verstappen noch hinzu: "Wenn ich die Schikane abkürze oder so."
Ernsthaft erklärte der aktuelle WM-Zweite, es könne in Monza nur darum gehen, erneut die Top 3 anzupeilen, allerdings unter erschwerten Bedingungen: "Die Geraden sind hier sehr lang. Das spielt uns nicht so sehr in die Karten. Hoffentlich finden wir in den Kurven eine gute Balance, um das zu kompensieren. Es wird aber sicher nicht die einfachste Strecke für uns."
Das war Monza historisch betrachtet noch nie für Red Bull in der Turbo-Hybrid-Ära seit 2014. Der bisher letzte Red-Bull-Sieg, was dem bisher letzten Red-Bull-Podium in Monza entspricht, datiert bereits aus der Saison 2013. Sieger damals: Sebastian Vettel. (Mehr dazu in der Formel-1-Datenbank!)
Warum 2018 Verstappen noch immer ärgert
Dabei hatte Verstappen 2018 auf der Strecke einen Top-3-Platz erzielt, indem er auf P2 die Ziellinie kreuzte. Eine Fünf-Sekunden-Strafe für das Verursachen einer Kollision aber warf ihn dann noch zurück und aus den Top 3 hinaus.
"Das [Ergebnis] hat man mir weggenommen", meint er bis heute. "Doch das ist eine Erfahrung, die ich nun schon ein paar Mal gemacht habe. Ich habe mich daran gewöhnt. Ich hoffe, ich kann endlich mal [an der Siegerehrung in Monza] teilnehmen."
Mehr als P3 rechne er sich unter normalen Umständen nicht aus, weil Mercedes schlicht zu schnell sei. Daran werde auch das Verbot des Party-Modus nicht viel ändern, glaubt Verstappen.
Party-Modus als Vorteil? Verstappen verneint
"Ich sehe zwei Mercedes vor mir, zu denen ich meistens nicht auf DRS-Reichweite aufschließen kann. Wahrscheinlich bleibt es so."
Rein technisch werde die Maßnahme die Formel 1 "ein bisschen vereinfachen", sagt Verstappen. "Nicht, dass es vorher kompliziert gewesen wäre, aber jetzt bleibst du halt in einem Modus beim Start oder beim Restart. Das ist ein bisschen besser, denke ich."
"Nach dem Qualifying dürfen wir ja nichts mehr am Auto machen. Bisher aber durfte man den Motorenmodus verändern. Wenn man also die gleiche Richtung einschlagen will, dann ist es eine gute Sache."
Von gewaltigen Unterschieden im Vergleich zu vorher aber dürfe man bei Red Bull nicht ausgehen. Der Party-Modus von Renault sei "nicht so gewaltig" gewesen, meint Verstappen. "Wir dürften da also nicht allzu viel Leistung verlieren. Schwer zu sagen, wie es bei den anderen Teams aussieht. Da müssen wir Q3 abwarten."