Haas: So kann man das Q1-Aus in Spa auch positiv betrachten
Haas wird in Belgien von den Positionen 17 und 20 ins Rennen gehen - Romain Grosjean freut sich über den geringen Abstand zu Ferrari
(Motorsport-Total.com) - Das Haas-Team belegt im Qualifying zum Grand Prix von Belgien die enttäuschenden Ränge 17 und 20. Dennoch findet Romain Grosjean auch ermutigende Worte nach der Zeitenjagd - der Abstand auf Ferrari ist deutlich geringer geworden. Teamchef Günther Steiner lässt dieses Argument nicht gelten.
Zwei Zehntelsekunden haben Grosjean in Q1 auf Platz 15 von Charles Leclerc gefehlt. Er verpasste den Einzug in den zweiten Quali-Abschnitt damit hauchdünn. "Das Auto fühlt sich ähnlich an wie in den vergangenen Rennen. Wir haben eine Schwäche an der Front in langsamen Kurven, das ist kein Geheimnis."
Das sei auch im Zeittraining am Samstag das größte Problem für ihn gewesen, schildert Grosjean. "In mittelschnellen bis schnellen Kurven sind wir ganz okay. Das passt ganz gut zu dieser Strecke. Wir haben ein Auto, das in Spa ganz gut funktioniert und darum konnten wir auch den Abstand auf die Ferraris reduzieren."
Steiner: "Fahren nicht in der Ferrari-Meisterschaft"
Am Ende der Zeitenjagd fehlten ihm dennoch sechs Zehntelsekunden auf den langsameren Ferrari (Vettel/P14). Im Vorjahr war Haas 1,8 Sekunden langsamer als der Deutsche, auf Leclercs Pole-Position fehlten gar 2,6 Sekunden.
Teamkollege Magnussen sieht die Verbesserung gegenüber der Scuderia pragmatisch: "Ich denke, das hat wohl eher damit zu tun, dass Ferrari zurückgefallen ist." Das entspricht eher der Wahrheit, wenn man sich die Verbesserungen und Verschlechterungen der beiden Teams im Vergleich zu 2019 ansieht.
Ferrari konnte sich im Qualifying im Vergleich zum Vorjahr nicht steigern: Vettel war praktisch gleich schnell, Leclerc um vier Zehntelsekunden langsamer. Haas ist hingegen schneller geworden: Grosjean unterbot seine 2019er-Zeit um knapp eine Sekunde, Magnussen um sieben Zehntelsekunden.
"Ich habe gehört, dass Alfa Romeo und wir rund neun Zehntel aufgeholt haben im Vergleich zum Vorjahr, und Ferrari hat vier Zehntel verloren. Das bedeutet, dass wir uns im Gegensatz zu ihnen steigern konnten. Das ist natürlich positiv, wobei wir immer noch ganz hinten sind."
Dieser Realität muss auch Günther Steiner ins Auge sehen: "Wir sind einfach nicht gut, sonst würden wir nicht in Q1 ausscheiden! Das reicht einfach nicht." Der Südtiroler betont außerdem, dass der Vergleich mit Ferrari hinkt: "Wir fahren nicht in einer Ferrari-Meisterschaft, sondern in der Formel-1-Weltmeisterschaft."
Er sei keinesfalls froh über den geringen Abstand zum Topteam am Ende des Feldes, merkt Steiner an. "Ich denke, wir alle wissen, warum wir in dieser Region unterwegs sind. Wir müssen versuchen, dort rauszukommen. Und deshalb müssen wir ruhig bleiben."
Grosjean hätte ins Q2 einziehen können
Ihm wäre es viel lieber, Ferrari würde wieder auf der Pole-Position stehen und Haas wäre dann nur zwei Zehntelsekunden zurück. "Das würde bedeuten, dass wir in den Top 10 stehen. Aber dort sind wir im Moment nicht."
Die Misere habe bereits am Freitag begonnen, als an beide Haas-Autos technische Probleme im Bereich des Motors aufgetaucht sind. Grosjean und Magnussen konnten kaum Runden abspulen. "Beide sind wenig gefahren, das ist für das Selbstvertrauen auf dieser Strecke von Nachteil."
Steiner glaubt, dass zumindest Grosjean ins Q2 einziehen hätte können, doch die FIA-Waage kam dazwischen: "Er konnte keinen dritten Versuch in Q1 fahren. Kevin hat außerdem zu hart gepusht, aber er hatte auch nicht viel zu verlieren. Da ist es besser, Risiko einzugehen."
Magnussen ging über das Limit und verabschiedete sich im Mittelsektor ins Kiesbett, daher war sein letzter Platz besiegelt. Wie erklärt sich der Teamchef den generell schwierigen Saisonauftakt für die US-Mannschaft?
"Zu Beginn der Saison konnten wir unsere Probleme des Vorjahres verstehen und ausräumen. Ist das schon gut genug? Nein. Zumindest haben wir das realisiert. Aber dennoch ist das ein schwieriges Jahr, auch mit dem Coronavirus, da wir keine Updates bauen konnten aufgrund der mangelnden Entwicklungsarbeit."
Dennoch spricht Steiner von einem "guten Schritt vorwärts". Im Moment sei der VF-20 aber noch nicht gut genug, um bessere Positionen einzufahren oder in die Punkteränge zu kommen. Sein Plan sieht vor, ruhig weiterzuarbeiten und auf Verbesserungen beim Ferrari-Motor zu hoffen.