Werde jetzt Teil der großen Community von Formel1.de auf Facebook, diskutiere mit tausenden Fans über die Formel 1 und bleibe auf dem Laufenden!
Ricciardo: Zum Überholen in Barcelona musst du eine Sekunde schneller sein
Formel-1-Fahrer Daniel Ricciardo erklärt, welche Voraussetzungen in Barcelona erfüllt sein müssen, um ein Überholmanöver erfolgreich abzuschließen
(Motorsport-Total.com) - Möglichkeiten gäbe es. Zum Beispiel am Ende der langen Zielgeraden vor Kurve 1. Oder ausgangs der Gegengeraden vor Kurve 10. Und wer besonders mutig ist, der probiert es vielleicht sogar bei der Einfahrt zu Schikane in Kurve 14. Aber: Einfach ist das Überholen auf dem Circuit de Catalunya-Barcelona, wo heute der Spanien-Grand-Prix gefahren wird, nicht. (Hier im Liveticker verfolgen!)
© Motorsport Images
Daniel Ricciardo glaubt: Überholen ist nur mit Geschwindigkeitsvorteil möglich Zoom Download
Das verdeutlicht ein Blick auf die Überholstatistik der Formel 1 aus den vergangenen Jahren, wie sie die Motorsport-Datenbank Forix zusammengestellt hat. Gewertet wurden hierfür weder Positionswechsel beim Start noch beim Boxenstopp oder bei Überrundungen und technischen Defekten. Kurz: nur die "echten" Überholvorgänge auf der Strecke.
Das Ergebnis: Seit 2017 wird in den 66 Rennrunden nur spärlich überholt. Im vergangenen Jahr waren 21 erfolgreiche Manöver das höchste der Gefühle. Die Bestleistung der Formel 1 in Barcelona im vergangenen Jahrzehnt liegt allerdings bei 60 Überholvorgängen im Jahr 2011 - es war das erste Jahr mit dem verstellbaren Heckflügel (DRS).
Eben dieses Hilfsmittel steht den Fahrern in der Saison 2020 erneut zur Verfügung. Trotzdem meint Renault-Fahrer Daniel Ricciardo: "Es braucht wohl mindestens einen Pace-Unterschied von einer Sekunde pro Runde zum Auto vor dir, wenn du überholen willst."
"Natürlich: Man kann Fehler machen oder mal einen schlechten Kurvenausgang bei der Schikane erwischen. Hier in Barcelona aber gilt die Faustregel: Für ein sauberes Überholmanöver musst du eine Sekunde schneller sein."
Ricciardo, der in der Startaufstellung P13 belegt, hat sich deshalb bewusst für eine aggressive Abstimmung entschieden und den Heckflügel seines R.S.20 "ein kleines bisschen flacher gestellt", wie er sagt. "Das könnte mir im Rennen zugutekommen und ein, zwei km/h extra bringen auf den Geraden."
Was die Reifenstrategie hergibt
Vielleicht aber erfolgen die entscheidenden Positionswechsel auch abseits der Ideallinie beim Boxenstopp. Denn noch ist nicht klar, ob es in Barcelona auf einen oder zwei Stopps zum Reifenwechsel hinauslaufen wird. Formel-1-Reifenlieferant Pirelli empfiehlt: zweimal abbiegen. Theoretisch aber wäre auch ein Dauerlauf mit nur einem Service möglich.
Ricciardo aber sagt: "Ich bin nicht überzeugt davon, dass eine Spazierfahrt mit nur einem Stopp drin ist. Das ist zwar möglich, aber wahrscheinlich nicht so einfach." Der Grund: Die Reifen spielen bei zu langer Belastung nicht mehr mit, der Fahrer verliert zu viel Zeit.
Und: So dramatisch wie beim zweiten Silverstone-Rennen vor einer Woche wird es in Barcelona nicht werden, alleine schon, weil dieses Mal die drei härtesten Pirelli-Reifen gefahren werden.
Die theoretisch beste Reifentaktik
"Wir sehen hier keine Probleme mit Blistering oder Graining", erklärt McLaren-Teamchef Andreas Seidl. "Unterm Strich verschleißen die Reifen hier sehr. Damit kann man aber besser umgehen als mit der genannten Situation in Silverstone. Vor uns liegt also wohl ein durchaus spannendes und interessantes Rennen mit unterschiedlichen Strategien."
Die theoretisch beste Rennstrategie sieht laut Pirelli einen Start auf Soft-Reifen vor, die nach 19 Runden gegen Medium-Pneus eingetauscht werden. Nach weiteren 28 Runden soll dann zurück auf Soft gewechselt werden, für erneut 19 Runden.
Alternativ dazu schlägt Pirelli sogar eine Dreistoppstrategie mit Soft-Medium-Soft-Soft vor, wobei die weichen Reifen jeweils nur 15 Runden lang gefahren werden. Die dritte Variante ist eine Soft-Medium-Medium-Taktik mit jeweils 25 Runden auf der mittleren Mischung.