Kimi Räikkönen und Alfa Romeo: "Am falschen Ende der Startaufstellung"
Warum Alfa-Romeo-Fahrer Kimi Räikkönen nicht an rasche Fortschritte glaubt und weshalb Teamchef Frederic Vasseur an die Moral im Team appelliert
(Motorsport-Total.com) - "Wir stehen am falschen Ende der Startaufstellung." Dieser ungewöhnlich deutliche Satz findet sich in der Pressemitteilung von Alfa Romeo zum Silverstone-Qualifying der Formel 1. Und tatsächlich hat sich das Team nicht mit Ruhm bekleckert: Antonio Giovinazzi und Kimi Räikkönen sind die Schlusslichter und "einfach viel zu langsam", wie Räikkönen beklagt.
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Nichts geht voran: Kimi Räikkönen beklagt die schwache Form von Alfa Romeo Zoom Download
Der Formel-1-Weltmeister von 2007 blieb im Zeittraining sogar wieder einmal hinter seinem Teamkollegen zurück. Und allmählich setzt bei Räikkönen Resignation ein: "Es ist enttäuschend, so weit hinten zu stehen, wenn man alles gegeben hat. Das ist aber gerade unsere Situation."
Alfa Romeo habe speziell im Qualifying große Probleme. "Der Unterschied zwischen einer guten und einer schlechten Runde bedeutet P16 oder P20. Das ändert also nicht viel", meint Räikkönen, dem in Q1 genau 1,755 Sekunden auf die Pole-Zeit von Valtteri Bottas gefehlt hatten. Giovinazzi war jedoch nur sechs Hundertstel besser gewesen.
Alfa Romeo sieht "keine einfache Lösung"
Ob mehr drin gewesen wäre für Alfa Romeo? Wahrscheinlich nicht. Denn zum Weiterkommen hätte das Team sieben Zehntelsekunden finden müssen, und hätte damit nur knapp den Einzug in den nächsten Qualifying-Abschnitt sichergestellt.
Und Räikkönen meint: Besserung ist nicht in Sicht. Es gäbe nämlich "keine einfache Lösung für unsere Probleme", so sagt er, "sonst hätten wir sie schon längst gelöst. Es geht aber halt auch nicht in einer Woche oder in zwei Wochen. Wir können nur morgen fahren und schauen, was dabei herauskommt."
Alfa Romeo habe grundsätzliche Baustellen. "Vielleicht geht da oder dort ein Platz mehr, aber das macht keinen verdammten Unterschied für uns", sagt Räikkönen. "Wir sind zu langsam."
Liegt es nur am Ferrari-Antriebsstrang?
Letzteres will er aber nicht alleine auf den Ferrari-Antriebsstrang schieben, den Alfa Romeo als Kundenteam verwendet. Dessen Leistung sei "nicht hundertprozentig das, was wir uns wünschen würden", erklärt Räikkönen. "Aber das ist nicht der alleinige Grund. Es gibt andere Autos, die sind mit dem gleichen Paket im Heck schneller als wir."
Das Auto brauche "mehr Anpressdruck" und müsse "überall" schneller werden, meint Räikkönen. Es sei "nicht nur ein Bereich", der Alfa Romeo einbremse.
Das sieht auch Teamchef Frederic Vasseur so. Und er appelliert nach den Positionen 19 und 20 "an die gesamte Mannschaft" und meint: "Dieses Ergebnis muss ein Ansporn sein, dass wir uns steigern müssen."
Durchhalteparolen in der Pressemitteilung
"Man braucht nicht extra erwähnen, dass die letzte Startreihe nicht unser Ziel ist. Das Layout kommt unserem Auto nicht entgegen und das Qualifying exponiert unsere Schwäche auf eine schnelle Runde. Das bedeutet, wir müssen noch härter arbeiten, um nach vorne zu gelangen."
Dabei fehlt nicht viel auf die direkte Konkurrenz: Gerade mal drei Tausendstel trennten Giovinazzi auf P19 von Williams-Fahrer Nicholas Latifi auf Williams. Weitere zwei Zehntel davor lag Haas-Fahrer Kevin Magnussen.
Giovinazzi hatte es selbst in der Hand, sich besser zu platzieren: "In meiner letzten Runde drehte der Wind und ich machte einen Fehler in Kurve 13, weil ich vorne keinen Grip mehr hatte." Q2 aber wäre so oder so "außer Reichweite" gewesen, wie er meint.
Und so schließt die Alfa-Romeo-Pressemitteilung mit Durchhalteparolen für das Rennen: "Es wird Möglichkeiten geben, am Start, durch die Strategie, durch Zweikämpfe. Es liegt an uns, sie zu nutzen."