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Halbe Sekunde hinter Verstappen: Druck auf Albon steigt in Silverstone weiter
Red-Bull-Pilot Alexander Albon verliert rund sechs Zehntelsekunden im Durchschnitt auf Max Verstappen, auch in Silverstone - Wie er sich verbessern will
(Motorsport-Total.com) - "Es war okay. Nicht schlecht." So lautet das Fazit von Alexander Albon nach dem Trainingstag in Silverstone. Im Red Bull schafft er am Freitag des Jubiläumwochenendes Platz elf im Gesamtergebnis. 1,354 Sekunden fehlen auf die Bestzeit von Lewis Hamilton, rund eine halbe Sekunde auf Teamkollegen Max Verstappen.
"Ich habe zwar noch ein paar Probleme, das aus dem Auto zu bekommen, was ich will", erkennt Albon nach den beiden Trainingssessions, "aber es ist ein Fortschritt." Zunächst fuhr der Thailänder einen Versuch auf dem Medium-Pneu, danach einen auf dem weichen Reifen.
Auf dem Soft setzte er seine persönliche Tagesbestzeit: 1:26.960 Minuten. Wenig später steckte er noch einmal auf einen frischen Medium-Reifen um. Mit den weicheren Mischungen ist er an diesem Rennwochenende nicht zufrieden: "Es ist keine tolle Wahl von Pirelli."
Der Druck steigt: Horner findet Berichte "zu hart"
Der weiche Reifen sei "nicht schnell" und "zu weich für den Kurs". Er habe sich auf dem Medium-Pneu deutlich wohler gefühlt. Und er sei auf dem gelben Reifen schneller gewesen. "Wir werden mal schauen für das Qualifying. Einige werden nicht versuchen, sich auf den Softs zu qualifizieren."
Albon glaubt: "Wenn man sich die Streckenentwicklung anschaut, dann war man höchstens eine Zehntelsekunde schneller, wenn man auf dem Soft schneller war. Das Ding ist, dass wir nicht genügend Mediums und Hards für das Wochenende haben. Daher stecken wir in der Strategie fest."
Für ein gutes Qualifying werde es am Samstag entscheidend sein, "den richtigen Reifen zum richtigen Zeitpunkt zu wählen". Und sich besser auf den erhöhten Mindestdruck der Reifen einzustellen: "Natürlich sorgt der höhere Druck nicht für ein besseres Gefühl, aber das müssen wir in den Griff bekommen und das Auto neu balancieren."
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Generell gilt für Albon, über Nacht seine Hausaufgaben zu erledigen und noch ein paar Zehntelsekunden auf Verstappen zu finden. Denn die Zahlen lügen nicht: In dieser Saison konnte Verstappen bislang alle Quali-Duelle für sich entscheiden (4:0). Albon schaffte es nur zweimal in das Q3, seine durchschnittliche Platzierung im Zeittraining (9,25) liegt deutlich hinter dem Potenzial des RB16 (Verstappen: 3,75).
Im Durchschnitt lässt Albon sechs Zehntelsekunden auf einer schnellen Runde auf den Niederländer liegen (Abstand am Freitag: 0,523 Sekunden). Aufgrund seiner mäßigen Leistungen bislang in dieser Saison gerät der 24-Jährige immer mehr unter Druck.
Red-Bull-Teamchef Christian Horner findet die mediale Berichterstattung nicht fair: "Ihr seid ein bisschen zu hart mit ihm", merkt er in einem 'Sky'-Interview am Freitag an. Wie schon in den vergangenen Wochen stellt sich Horner auch nun wieder vor seinen Schützling.
Crash am Freitag hat Albon aus dem Konzept gebracht
"Man muss seine Erfahrung mit seinen Leistungen in Relation setzen. Wenn man sich seine Aufholjagd am vergangenen Wochenende ansieht, dann war das ein großartiges Rennen mit tollen Manövern. Er ist ein guter Racer und hat das auch schon bei vielen Gelegenheiten gezeigt", findet der Brite.
Er weiß, was Albon für ein Topergebnis braucht: "Er muss einen reibungslosen Samstag haben, sich gut qualifizieren und dann im Rennen aus der guten Ausgangslage starten." Das ist ihm am vergangenen Wochenende nicht gelungen.
Schon am Freitag wurde Albon durch einen Crash im zweiten Freien Training aus dem Konzept gebracht. "Das ist nicht gut fürs Selbstvertrauen, wenn du das Auto in die Mauer schmeißt", weiß Red-Bull-Chefingenieur Paul Monaghan. Nach der Reparatur über Nacht bekam das Team am Samstagmorgen Probleme mit der Batterie.
Dennoch sah das Training am Freitag (P2 - 1:27.364 Minuten) ursprünglich recht verheißungsvoll aus. "Wenn man sich seinen Speed am Freitag anschaut, dann ist es für Alex ein bisschen enttäuschend, Q3 nicht zu erreichen. Er hat das drauf, das Auto ist gut genug dafür."
Gefehlt haben schließlich nur 0,044 Sekunden auf den Einzug in die Top 10, wieder einmal scheiterte Albon knapp. Woran das liegt? "Wir müssen es halt auch auf den Punkt bekommen", kommentiert Monaghan. Zum Teil hat auch der Rhythmus gefehlt, der auf einer Strecke wie Silverstone wichtig ist.
Aufgrund der hohen Kurvengeschwindigkeiten geht es außerdem darum, die richtige Linienwahl zu treffen. "Es ist nicht so sehr eine Rhythmusfrage, sondern du musst dir einfach erarbeiten, wie du hier am besten fährst." Hätte Albon ein besser ausbalanciertes Auto gehabt, wäre er "locker" ins Q3 gekommen, ist der Chefingenieur überzeugt.
Zwischenfall im Zweikampf: "Bereue es nicht"
"Die Herausforderung liegt mehr auf unserer Seite als bei Alex, wenn wir brutal ehrlich mit uns selbst sein wollen." Für das zweite Silverstone-Wochenende hat Red Bull daher ein paar Aero-Updates ans Auto gebracht, unter anderem einen neuen Heckflügel.
Insgesamt konnte Red Bull "definitiv einen Schritt vorwärts" machen seit dem ersten Silverstone-Wochenende, meint Horner. Besonders die Rennpace habe sich verbessert. "Wir waren ein wenig näher an Mercedes dran." Allerdings wieder nur mit einem Auto, da sich Albon durchs Feld kämpfen musste.
"Die Rennpace beider Fahrer war ermutigend", fügt der Brite hinzu. Albon musste sich nicht nur vom schlechten Startplatz erholen, sondern war später im Zweikampf gegen Kevin Magnussen in einen Zwischenfall verwickelt. "Der Crash hat das Rennen deutlich erschwert", berichtet er. Sein Unterboden wurde dadurch beschädigt.
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"Wir lagen schon einen Stopp zurück und hatten dann auch noch die Fünf-Sekunden-Strafe. Das war knifflig, aber auf dem Papier war das Rennen überhaupt nicht schlecht", spricht er sich selbst Mut zu. Er ist mit seiner Pace und der Aufholjagd zufrieden.
Der achte Rang wurde es am Ende. "Das ist natürlich nicht die Platzierung, die wir wollen. Aber wenn man bedenkt, wo ich nach den ersten Runden lag, war es ein gutes Comeback", fasst Albon zusammen. Bereits zum wiederholten Mal war er nun in einen Zwischenfall verwickelt.
Schon in Österreich geriet er mit Lewis Hamilton aneinander, als er den Briten außen in Kurve 4 überholen wollte. Seine Herangehensweise an Zweikämpfe will er dennoch nicht überdenken. "Das waren für mich beides Rennunfälle. Das ändert nichts an meiner Art zu fahren."
Neustart mit Renningenieur Rennie lief "gut"
Natürlich hätte er auch geduldig abwarten können, wirft er ein, doch: "Wir fahren um Punkte und wollen durchs Feld. Ich habe es versucht, es hat nicht geklappt - aber ich würde es nicht bereuen, wenn ich es noch einmal mache."
Eine zweite Chance bekommt Albon nun eine Woche später auf der Traditionsrennstrecke in Silverstone. Mit mehr Erfahrung will er am zweiten Wochenende vor allem seine Pace auf dem Shortrun verbessern. "Es ist gut, dass wir auf derselben Strecke wieder fahren, dann können wir direkt vergleichen, was wir gelernt haben."
Er will sich dieses Wochenende auf die Schwächen des vorangegangenen Rennens fokussieren. Helfen soll ihm dabei sein neuer Renningenieur, Simon Rennie. "Sie hatten einen guten Start", berichtet Horner. "Bis zum Ausritt sah es gut aus." Mit Rennie hat er einen sehr erfahrenen Mann an die Seite gestellt bekommen.
"Er ist sehr gut darin, das Beste aus den Fahrern herauszuholen und sie anzuspornen." Der erfahrene Ingenieur hat in der Vergangenheit bereits mit Daniel Ricciardo, Mark Webber und Kimi Räikkönen gearbeitet, daher ist Horner guter Dinge: "Alex wird davon für die restliche Saison profitieren."
Den ersten positiven Eindruck teilt Albon mit seinem Teamchef. "Ja, es ist ganz gut gelaufen mit Simon. Er ist erfahren, deshalb hat ihn das Team wieder zurückgeholt." Besonders um an Albons Performance auf der Strecke, aber auch an seiner mentalen Stärke zu arbeiten.
Im Gegensatz zu den meisten Beobachtern will der Thailänder allerdings gar nicht von einem "schrecklichen Saisonstart" sprechen. Er gibt zwar zu, dass es "nicht reibungslos" lief bislang, er habe aber bereits ordentlich Punkte gesammelt.
Halb so viele Punkte wie Verstappen
Der Blick auf die Fahrer-Wertung erzählt ein anderes Bild: Albon hält bei 26 Zählern nach vier Rennen, Verstappen bei 52. Der Niederländer konnte also bereits doppelt so viele Punkte einfahren. Trotzdem gibt sich Albon selbstbewusst: "Man muss stark bleiben und Fragen ignorieren."
Albon möchte sich nur auf sich selbst fokussieren und nicht zu sehr auf die Leistungen seines Garagennachbarn schielen. "Man beschäftigt sich nicht mit zu viel abseits von sich selbst. Ich fokussiere mich darauf, was ich vom Auto brauche und wo ich mich verbessern kann."
Zwar könne man seine Leistungen wohl mit Verstappen vergleichen. Doch er sieht seinen Teamkollegen eher als Messlatte an, "damit man sich selbst versucht zu verbessern".