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"Im Prinzip zu langsam": Kritik an Alexander Albon nimmt zu
Alexander Albon macht in Sachen Speed keinen Stich gegen Max Verstappen, weshalb Ralf Schumacher hinterfragt, ob er der Richtige für Red Bull ist
(Motorsport-Total.com) - Wären an den vergangenen beiden Sonntagen nur ein paar Kleinigkeiten anders gelaufen, Alexander Albon könnte jetzt die WM 2020 anführen. Und trotzdem wächst der Druck auf den Red-Bull-Junior. Denn auch wenn er sich von den Platzierungen her wacker schlägt im Spitzenfeld der Formel 1, ist die Diskrepanz zu seinem Teamkollegen Max Verstappen doch groß.
© Motorsport Images
Alexander Albon behauptete Platz vier in Spielberg gegen Sergio Perez Zoom Download
Die Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache: In bisher elf Trainings- und Qualifying-Sessions auf dem Red-Bull-Ring verlor der 24-Jährige durchschnittlich 0,644 Sekunden auf seinen um zwei Jahre jüngeren Teamkollegen Verstappen. Schneller war er lediglich in Q2 zum Grand Prix von Österreich, und das auch nur, weil Verstappen schon durch war und er selbst noch einmal auf Zeitenjagd gehen musste.
Beim Saisonauftakt fiel Albons Speed-Defizit nicht auf, weil Verstappen früh ausschied und er selbst mit ein bisschen Safety-Car-Glück mutmaßlich sogar gewonnen hätte, wenn er nicht von Lewis Hamilton aus dem Rennen befördert worden wäre. Aber im zweiten Lauf am Red-Bull-Ring war die Diskrepanz zwischen den beiden Red-Bull-Piloten eklatant - und für jeden sichtbar.
Während Verstappen über weite Strecken in fünf Sekunden Schlagdistanz zum späteren Sieger Hamilton bleiben konnte, hatte Albon in der Schlussphase sogar mächtig Druck von hinten - von Sergio Perez im auf Position 17 gestarteten Racing Point. Das ist für einen, der Red Bull dabei helfen soll, Mercedes in der Konstrukteurs-WM herauszufordern, zu wenig.
Schumacher: "Im Renntrimm teilweise noch schlimmer"
Albon sei "im Prinzip zu langsam", lautet daher das vernichtende Urteil von 'Sky'-Experte Ralf Schumacher: "Wir reden da immer von einer halben Sekunde, was im Renntrimm teilweise noch schlimmer wird."
Die Frage, die sich Red Bull seiner Meinung nach stellen muss, ist: "Wenn sie an den Punkt kommen, dass sie um die WM fahren, und da wollen sie ja hin, brauchen sie dann nicht einen zweiten Fahrer, wie ihn Mercedes hat, um den Konstrukteurstitel gewinnen zu können? Denn so wie jetzt wird das nicht gehen."
Unser Formel-1-Experte Marc Surer ergänzt: "Albon ist die Nummer 2 im Team. Aber er ist zu langsam, um Verstappen wirklich zu helfen. Im Kampf mit den Mercedes ist Max alleine."
Seitens Red Bull hat Albon noch Schonfrist. Wegen seines soliden ersten Rennens und wegen der Schlussphase am Sonntag, als er zunächst drohte, von Perez geschnupft zu werden, sich dann aber tapfer behauptete, als Perez' Reifen abbauten.
"Alex hatte ein Rennen mit zwei unterschiedlichen Hälften", analysiert Teamchef Christian Horner. "In der ersten hat er sich schwergetan. In der zweiten ist er gut gefahren. Da war sein Tempo in Ordnung. Da hat er sehr gut mit Perez gekämpft, und der war zu dem Zeitpunkt das schnellste Auto auf der Strecke - drei, vier Zehntel schneller als Bottas, der die frischesten Reifen hatte."
"Alex ist ein gutes Rennen gefahren", findet er, "besonders in der zweiten Rennhälfte. Jetzt müssen wir verstehen, woran es lag, dass die erste nicht so gut war, und ihn dabei unterstützen, mit viel Benzin an Bord besser zurechtzukommen. Denn in der zweiten Rennhälfte, als das Auto leichter wurde, hat das Tempo gepasst."
Lob vom Ingenieur: Gutes Feedback für einen Junior
Chefingenieur Paul Monaghan beobachtet: "Nach dem Boxenstopp, mit frischen Reifen, war seine Balance sehr gut. Der Abbau nach den Stopps scheint bei ihm aber stärker zu sein als bei Max. Da muss man den Fahrern nur zuhören. Sein Feedback ist wirklich sehr gut. Wie er sich Kurven und Runden merken kann, ist wirklich beeindruckend."
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Und Red-Bull-Motorsportkonsulent Helmut Marko halt dem Thailänder zugute, dass Perez a) "lange Zeit die schnellsten Rundenzeiten gefahren" ist und sich Albon b) "toll gesteigert" und "toll verteidigt" hat. Seiner Meinung nach hatte es einen ganz anderen Grund, dass Perez im Finish so ein harter Gegner war: "Da hat man gesehen, was Mercedes-Kraft hier ausmacht."
Für Albon selbst war die Performance am Sonntag "okay". Er spricht von einem "guten Rennen", gibt aber zu: "Mir hat etwas die Pace gefehlt, schon das ganze Wochenende über, wenn ich ehrlich bin. Das müssen wir uns anschauen, wo die Zeit fehlt. Wir denken, dass wir es wissen. Mit P4 bin ich zufrieden. Nach dem Rennen vor einer Woche ist es gut, ein paar Punkte anzuschreiben."
Seine Situation ist keine einfache. Neben Supertalent Verstappen hat manchmal selbst Daniel Ricciardo alt ausgesehen. Dass sich Sebastian Vettel proaktiv bei Red Bull beworben hat, wurde vom Team zwar schnell abgewürgt - kann aber bei einem jungen Fahrer, der noch dazu gerade ein bisschen Rennpech hat, schnell für Verunsicherung sorgen.
Die beste Antwort auf der Strecke wäre ein Podium in Ungarn. Aber: "Es dürfte schwierig werden, schneller zu sein als Mercedes, weil sie sehr schnell sind in den schnellen Kurven. Die gibt es auch dort", fürchtet Albon. "Das müssen wir im Hinterkopf behalten. Wir wissen aber auch, wo unser Auto zu schwach ist."