• 10. Juli 2020 · 21:37 Uhr

Hamilton nur auf Platz sechs: Mercedes "tappt ein bisschen im Dunkeln"

Mercedes kann am Trainingsfreitag zum Grand Prix der Steiermark keine weitere Bestzeit aufstellen - Bottas zufrieden, Hamilton rätselt - Nur Startplatz sechs?

(Motorsport-Total.com) - Nach zwei Bestzeiten am vergangenen Freitag muss sich Mercedes am Trainingsfreitag zum Grand Prix der Steiermark (Formel 1 2020 live im Ticker!) mit den Plätzen zwei und sechs zufriedengeben. Valtteri Bottas verpasste die Tagesbestzeit von Max Verstappen allerdings nur knapp - um 0,043 Sekunden. Lewis Hamilton hatte im zweiten Freien Training ein wenig mehr Mühe, er verlor fast sieben Zehntelsekunden.

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Lewis Hamilton ist am Freitag unzufrieden und langsamer als in der Vorwoche Zoom Download

"Ein bisschen tappen wir im Dunkeln", gibt Mercedes-Teamchef Toto Wolff nach der zweiten Trainingseinheit gegenüber dem 'ORF' zu, "vor allem mit Lewis' Zeit. Da gibt's ein Problem am Auto." Der Weltmeister fühlte sich im W11 am Nachmittag nicht wohl.

Das Team checkte den Mercedes mit der Nummer 44 während der Session gründlich durch, da Hamilton mit dem Fahrverhalten nicht zufrieden war. Er drehte deshalb auch weniger Runden (27) als sein Teamkollege (36).

Steht Hamilton am Sonntag nur auf P6?

Wo das Problem liegt, das konnte Wolff nach dem Training nicht beantworten. "Wenn wir das wüssten. Im Moment wissen wir das noch nicht. Das Auto ist einfach in den langsamen und mittelschnellen Kurven 'all over the place', wie man so schön sagt."

Tatsächlich war Mercedes vor allem im dritten Sektor schnell, dort liegen die schnellen Kurven auf dem Red-Bull-Ring. Bottas konnte die absolut schnellste Sektorzeit in jenem Abschnitt aufstellen, auch Hamilton war schneller als Verstappen.

Besonders viel hat der Brite im zweiten Sektor von Kurve 3 bis Kurve 6 verloren. "Das müssen wir uns jetzt in Ruhe anschauen", meint Wolff. "Es fühlte sich heute relativ normal an, aber die Pace war relativ weit weg. Uns erwartet heute Abend also noch viel Arbeit, um den Grund dafür zu finden", lautet Hamiltons Resümee.

Im ersten Training (4./1:05.120 Minuten) habe er sich noch deutlich wohler gefühlt, betont er. "Auch zu Beginn der zweiten Session war alles gut. Aber danach fiel es immer weiter ab. Die anderen haben schnell ausgesehen und Valtteri hatte auch eine gute Pace."

Hamilton droht auch im zweiten Österreich-Rennen ein Start aus der dritten Reihe. Denn sollte sich der Wetterbericht für Samstag bewahrheiten - starker Regen und Schauer werden erwartet - und kein reguläres Qualifying möglich sein, dann wird das FT2-Ergebnis als Startaufstellung herangezogen.

Dann würde der Brite auf dem sechsten Rang stehen am Sonntag. Im ersten Rennen musste er von Platz fünf losfahren, nachdem er eine Startplatzstrafe kassiert hatte. "Das wäre sicherlich eine Herausforderung."

Hamilton: "Werde einen Trockentanz aufführen"

Der Brite merkt schmunzelnd an: "Ich werde deshalb wohl heute noch einen Trockentanz aufführen, wenn es so etwas überhaupt gibt." Er wünscht sich ein klassisches Zeittraining am Samstag, um seine Ausgangsposition verbessern zu können.

"Lewis erlebte einen schwierigeren Tag, besonders im zweiten Training. Er kam mit dem Auto nicht annähernd an die Pace heran, die er am vergangenen Freitag hatte - sowohl mit Blick auf eine schnelle Runde als auch auf den Longruns", pflichtet Andrew Shovlin, der leitende Mercedes-Renningenieur, dem Champion bei.

Es warte noch etwas Arbeit auf seine Mannschaft, um herauszufinden, wo Hamilton die Performance verloren hat. Der Vergleich mit der Vorwoche zeigt: Der Weltmeister konnte seine Freitagsbestzeit (1:04.304 Minuten) nicht unterbieten (1:04.348 Minuten). 0,044 Sekunden fehlten.


Grand Prix der Steiermark - Freitag

Shovlin gibt Hoffnung: "Wir haben jedoch schon einige Ansatzpunkte gefunden, die wir uns im Laufe des Abends ansehen werden." Grundsätzlich konzentrierte sich das Weltmeisterteam auf die Lösungen für die Vibrationsprobleme vom vergangenen Rennen.

Bekanntlich hatten beide Fahrer Aufhängungs- und Getriebeprobleme. "Hinter uns liegt eine arbeitsreiche Woche in der Fabrik, um die elektrischen Probleme, die uns das gesamte letzte Wochenende verfolgt haben, zu verstehen und eine Lösung dafür zu finden", erklärt der Mercedes-Verantwortliche.

Mittlerweile ist klar, dass Kabelbäume sich aufgrund der starken Vibrationen (durch das Überfahren der Randsteine) im Rennen gelockert haben, was sich wiederum auf die Elektronik auswirkte. Das hätte das Getriebe beschädigen können, erklärt das Team.

Bottas hat "noch ein bisschen härter gepusht als sonst"

"Rechtzeitig zum Aufbau des Autos am Mittwoch erreichten uns neue Kabelbäume, die wir heute erfolgreich eingesetzt haben. Wir möchten aber noch ein paar mehr Runden zurücklegen, bevor wir feststellen können, ob das Problem gelöst ist." Jedenfalls habe sich die Situation bereits verbessert.

Trotzdem müssen die Piloten weiterhin behutsam mit ihrem Boliden umgehen. "Ich denke, ich muss immer noch vorsichtig sein, denn man kann das Auto über die Randsteine weiterhin ziemlich gravierend beschädigen", weiß Hamilton.

Teamkollege Bottas erlebte einen "nützlichen" Trainingstag, wie er selbst schildert. "Nach dem vergangenen Wochenende hatten wir einige Dinge, die wir testen mussten. Im ersten Training ging es größtenteils darum, zu sehen, ob wir die Zuverlässigkeitsbedenken vom vergangenen Sonntag beseitigen konnten."

Auch er konnte Fortschritte erkennen. "Wir haben einige gute Veränderungen am Set-up vorgenommen und ich habe versucht, die Lehren vom vergangenen Wochenende umzusetzen - sowohl mit Blick auf die Pace auf einer schnellen Runde als auch beim Fahrstil über die Renndistanz."

Im Gegensatz zu Hamilton konnte sich der Finne am Freitag im Vergleich zur Vorwoche sehr wohl steigern: Von 1:04.501 Minuten auf 1:03.703 Minuten, starke acht Zehntel. Aufgrund des drohenden Wetterumschwungs habe er allerdings einen extra Reifensatz verwendet, gesteht er.

"Wir haben einen extra Reifensatz verwendet, weil es morgen regnen wird. Daher haben wir auf dem Reifen noch ein bisschen härter gepusht als sonst. Das war zwar kein richtiges Qualifying, aber hat dennoch Spaß gemacht."

Wolff: "Halbschwanger" in das zweite Training gestartet

Eine volle Attacke, wie in einem Q3-Abschnitt, sei das aber noch nicht gewesen, klärt Wolff auf. "Wir haben schon ein bisschen was dazugelegt. Sagen wir, ein Leistungslevel, das wir normalerweise am Freitag nicht fahren."

Das Team habe lange überlegt, wie man in das zweite Training starten soll. Schließlich könnte das Ergebnis bereits die Startaufstellung für Sonntag abbilden. Ganz einig war man sich nicht: "Im Endeffekt sind wir dann ein wenig halbschwanger in die Session gegangen - nicht die volle Power reingelegt, aber auch nicht ganz langsam gecruist."

Ingenieur Shovlin gibt zu, dass man etwas mehr abgetankt habe für die schnellen Runden als sonst, und auch einen weiteren neuen Satz weicher Reifen verwendet hat. Aber er muss auch einsehen: "Rückblickend hätten wir noch etwas weiter gehen sollen."


Grand Prix der Steiermark - Technik

Sollte am Samstag das Qualifying tatsächlich ins Wasser fallen, dann starten die Mercedes-Piloten von den Plätzen zwei und sechs in den Grand Prix der Steiermark. Wenn ein reguläres Zeittraining ausgetragen wird, dann habe Mercedes "nicht mehr ganz so viel" in petto, gibt Wolff zu.

"Gegenüber letzter Woche hat Verstappen zugelegt, und vor allem die Racing Points. Alle anderen sind langsamer, so wie auch wir", konnte der Teamchef beobachten. "Aber da gibt es einige Überlegungen und [gilt es] Daten zusammenzusammeln, um zu schauen, wo die Performance ist."

Auf dem Longrun konnte der Sieger des Saisonauftakts mit den Schnellsten mithalten. Bottas fuhr, wie auch Verstappen, niedrige 1:09er-Zeiten. Allerdings bemerkt Shovlin: "Wir hatten etwas mehr Reifenabbau auf den Longruns und wir müssen jetzt verstehen, woran das gelegen hat. Aber das sollte nicht schwer zu lösen sein."

Den Freitag hat das Team außerdem bereits dazu genutzt, sich für das bevorstehende Rennwochenende in Ungarn zu rüsten - einer Strecke, auf der vor allem viel Abtrieb gefragt ist. Deshalb hat Mercedes unter anderem einen neuen Heckflügel ausprobiert. "Wir haben einige Testteile am Auto eingesetzt und auch High-Downforce-Teile als Vorbereitung auf Budapest getestet", verrät der Mercedes-Ingenieur.

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