#VirtualGP Monaco: Überlegener Russell-Sieg, fragwürdiges Spektakel
George Russell holt einen überlegenen Sieg beim virtuellen Monaco-Grand-Prix der Formel 1 - Das Rennen dahinter artete in ein Crash-Festival aus
(Motorsport-Total.com) - Mit einer unangefochtenen Fahrt an der Spitze hat George Russell (Williams) einen überlegenen Sieg beim virtuellen Großen Preis von Monaco 2020 eingefahren. Von Startplatz zwei gestartet, übernahm er direkt beim Start die Führung und fuhr einen überlegenen Sieg mit 39 Sekunden Vorsprung auf Esteban Gutierrez (Mercedes; 2.) und Charles Leclerc (Ferrari; 3.) heraus.
© Formula 1 (Youtube)
George Russell holte sich einen unangefochtenen Sieg im virtuellen Monaco Zoom Download
Diese grandiose Fahrt des jungen Briten dürfte das einzige sportlich Wertvolle an diesem Rennabend gewesen sein. Insgesamt lieferte die Formel 1 bei ihrem sechsten offiziellen Sim-Race nämlich ein äußerst fragwürdiges Spektakel ab.
Der Grund dafür war unter anderem, dass für das Straßenrennen das Schadensmodell deaktiviert wurde. Die Autos waren also unzerstörbar. Diese Tatsache nutzten mehrere Fahrer aus. Es wurde mehr überholt als in der Realität, aber in der Regel mit Vorbande. Und zahlreiche Fahrer nutzten die Bande, um sich Vorteile zu verschaffen.
Da es noch immer keinen Live-Rennleiter gibt, blieben die meisten Abschüsse ungestraft. Doch selbst F1 2019 ahndet gewisse Szenen mit geringen Strafen von drei Sekunden. Und so blieben lediglich Rennsieger Russell und Louis Deletraz (Haas; 9.) straffrei. Andere Fahrer fingen sich bis zu fünf Zeitstrafen ein.
Vor allem Gutierrez ragte negativ heraus. Auf seinem Weg zur zweiten Position rammte er rücksichtslos eine ganze Reihe von Fahrern weg. Ausgerechnet an der letzten Kollision, die den Kampf um Platz zwei entschied, war er aber unschuldig. Leclerc übersah im Tunnel, dass Gutierrez schon leicht neben ihm war. In der Realität wäre dort ein Überholversuch gar nicht möglich gewesen.
Fairplay von Norris nach Kollision
Leclerc hatte einen frühen Boxenstopp nach zehn von 39 Runden eingelegt, womit er gegen Ex-Formel-1-Fahrer Gutierrez keine Chance mehr haben konnte, der zweimal an die Box gekommen war. Für kurze Zeit lieferten beide sehenswertes Racing und Leclerc leistete starke Defensivarbeit.
Die Kollision hätte in der Realität beide Fahrer aus dem Rennen gerissen, doch dank Unzerstörbarkeitsmodus komplettierten sie das Podium. Leclerc nahm die Schuld für die Kollision auf seine Kappe.
Den vierten Platz holte Alexander Albon. Der Red-Bull-Pilot konnte sich weniger stark in Szene setzen als in den vergangenen Rennen und war außerdem in einen Unfall verwickelt (s.u.). Mit einem späten Boxenstopp machte er hinten heraus noch Positionen gut.
Dabei überholte er unter anderem Arthur Leclerc (Ferrari; 5.) kurz vor Schluss. Der jüngere Bruder von Charles Leclerc lag in der Startphase aussichtsreich im Rennen, wurde aber Opfer eines monumentalen Abschusses von Lando Norris (McLaren; 7.) in St. Devote. Dieser hatte seinen Bremspunkt weit verpasst.
Norris zeigte als einer der wenigen Fahrer an diesem Abend Sportsgeist und wartete nach der Kollision auf Leclerc, doch beide hatten mehrere Positionen verloren. Auch hier kamen beide nur durch den Unzerstörbarkeitsmodus ungeschoren davon.
David Schumacher brilliert im Regen
Dass es zu zahlreichen Kollisionen kam, war auch der Tatsache geschuldet, dass das Qualifying bei regnerischen Bedingungen über die Bühne gegangen war und somit die Startaufstellung etwas untypisch aussah. Pietro Fittipaldi (Haas; 6.) holte sich sensationell die Pole vor Russell, verlor jedoch schon beim Start die Führung und in der ersten Runde zwei weitere Positionen.
Aus deutscher Sicht war der dritte Startplatz von David Schumacher (Racing Point; 10.) das Highlight des Abends. Im trocknen Rennen fehlte dem Sohn von Ralf Schumacher allerdings ein bisschen Pace. Auch er wurde unsanft aus dem Weg geräumt - diesmal von Fittipaldi in der Spitzkehre.
In einer weiteren Szene versuchte Gutierrez, sich in der Hafenschikane an ihm vorbei zu pressen. Der Mercedes-Pilot ging durch, was auch Albon nutzen wollte. Vor Tabac schien der Red-Bull-Pilot aber vergessen zu haben, dass man bremsen muss, und knallte volles Programm in Gutierrez. Dabei drehte es den Thailänder weg, was ihn letztlich einen Podiumsplatz gekostet haben könnte.
Debütant Valtteri Bottas (Mercedes; 11.) wurde nach einem respektablen siebten Startplatz gleich in der ersten Runde abgeräumt und fiel dadurch ans Ende des Feldes zurück. Der Finne gab jedoch nicht auf und verfehlte die Punkteränge nur knapp. Esteban Ocon, der als zweiter aktiver Formel-1-Fahrer sein virtuelles Debüt geben wollte, trat nach Platz 17 im Qualifying nicht zum Rennen an.