Coronavirus: Formel-1-Fahrer könnten "Notbremse" ziehen, sagt Vettel
Sebastian Vettel erklärt, wie sich die Formel-1-Fahrer angesichts der Coronavirus-Situation für eine Absage des Auftaktrennens stark machen könnten
(Motorsport-Total.com) - "Unterm Strich schaust du auf dich selbst", sagt Sebastian Vettel. Und weil die angespannte Corona-Situation (hier alle Entwicklungen im Ticker verfolgen!) inzwischen auch das Formel-1-Fahrerlager in Melbourne erreicht hat, könnten drastische Maßnahmen folgen. Vettel jedenfalls schließt nicht aus, dass sich die Fahrer auf eine Absage des Auftaktrennens 2020 verständigen könnten.
O-Ton Vettel am Vortag der ersten Trainingseinheit auf dem Albert Park Circuit: "Wir hoffen, es kommt gar nicht erst so weit, aber wenn doch, dann musst du sicher die Notbremse ziehen."
Er nimmt sich und seine Kollegen aus der Fahrergewerkschaft GPDA in die Pflicht: "Wir sind 20 Burschen, die in den vergangenen Jahren unter diversen Umständen und bei diversen Themen einer Meinung waren. Bei großen Entscheidungen stehen wir einstimmig zusammen. Ich würde das für eine eben solche große Entscheidung halten."
Wie viel Normalität ist möglich?
Die Formel-1-Fahrer wären "reif genug", eine Rennabsage zu erwirken, sagt Vettel weiter. Er meint aber auch: "Es ist im Moment sehr schwierig einzuordnen, wie akut die Gefährdung ist und was in den nächsten Tagen und Wochen passiert."
"Ich glaube, auf der einen Seite versucht man alles so normal wie möglich weiterlaufen zu lassen. Andererseits stellt sich die Frage, ob das das Beste ist."
Fotostrecke: Coronavirus: So sieht man die Angst vor COVID-19 im F1-Paddock
Die Angst geht um im Formel-1-Fahrerlager von Melbourne: Erste Coronavirus-Verdachtsfälle sind gemeldet, einige Teammitglieder bereits in Quarantäne. Auf den folgenden Bildern zeigen wir, wie die Formel 1 vor Ort mit der COVID-19-Situation umgeht. Fotostrecke
"Fakt ist: Wir sind nun alle hier", sagt Vettel. Nun gelte es vor allem, Vorsicht walten zu lassen, "auf uns aufzupassen, auch gegenseitig, soweit wir können". Alles Weitere, so Vettel, "wird sich zeigen".
Fahrergewerkschaft GPDA äußert sich
Aber hätte die Formel 1 nicht gleich komplett auf ihre Australien-Reise verzichten sollen? "Darüber kann man sich lange streiten", meint Vettel. "Es gibt Anzeichen, die dafür sprechen, andere die dagegen sprechen. Ich denke, niemand wurde gezwungen, hierherzukommen. Alle sind hier."
Und jetzt befinden sich erste Teammitglieder vor Ort in Melbourne in Quarantäne. Überall im Fahrerlager sind Desinfektionsstationen aufgebaut, man begrüßt sich nicht mehr mit Handschlag, trägt Mundschutz und geht den Fans am besten komplett aus dem Weg.
"Wir sitzen alle im selben Boot", heißt es dazu in einem Statement der Fahrergewerkschaft. "Niemand nimmt die Situation auf die leichte Schulter. Wir schlagen respektvoll vor, einen sicheren Abstand einzuhalten, direkten Kontakt wie bei Selfies oder Autogrammen und Händeschütteln zu vermeiden."
Formel-1-Fahrer mit Entschuldigung an die Fans
Für dieses Verhalten hat sich McLaren-Fahrer Carlos Sainz in den sozialen Netzwerken bereits entschuldigt. Er bat um Verständnis, "dass wir keine Autogramme schreiben und nicht für Fotos zur Verfügung stehen". Und: "Bitte versteht, dass es hierbei um das Wohl jedes Einzelnen geht."
So richtet sich der Blick auf die Verantwortlichen in der Formel 1, auf Liberty Media und auf den Weltverband FIA. Es sei ihre Aufgabe, so Vettel, "die beste Entscheidung für alle Beteiligten zu treffen. Das sind unter anderem wir, aber vor allem die Fans, die Teams, alle Helfer rund um die Strecke."
"Wie viele Vorsichtsmaßnahmen man trifft und zu welcher Zeit, ist im Moment das heiße Thema, glaube ich. Wir hoffen natürlich, dass alles gut läuft, und dass sich das Ganze bald legt, sodass Normalität zurückkehren kann." Ob mit Rennabsage oder ohne.