Heizdecken: Was hinter Mercedes' Spielchen steckt
Dass Lewis Hamilton in Q3 in Brasilien ohne mit Heizdecken vorgewärmten Reifen auf die Strecke geschickt wurde, war keine Panne, erklärt James Allison
(Motorsport-Total.com) - Während des Qualifyings zum Grand Prix von Brasilien in Interlagos, Sao Paulo (Formel 1 2019 live im Ticker), wunderten sich viele Mercedes-Fans darüber, dass Lewis Hamilton mit Reifen, die nicht vorgewärmt wurden, auf seine erste Q3-Runde geschickt wurde. Aber das war keine Panne seitens der Mechaniker, sondern eine Maßnahme im vollen Bewusstsein.
Technikchef James Allison erklärt: "Lewis ist am Morgen in FT3 eine sehr gute Runde gefahren. Das hat uns gezeigt, dass wir die Vorderreifen vielleicht etwas kühler wünschen als es nach dem Freitagstraining den Anschein hatte." Also wagte man einen unkonventionellen Versuch, um die Reifentemperatur zu senken, und verzichtete zunächst auf den Einsatz von Heizdecken.
"Im Qualifying haben wir dann aber nach und nach realisiert, dass das keine gute Richtung war", erklärt Allison. Also wurde Hamilton auf seine letzte Runde wieder mit vorgewärmten Reifen geschickt, und damit verbesserte er sich immerhin noch vom vierten auf den dritten Platz.
"Hätten wir früher realisiert, dass wir auf dem falschen Weg waren, wäre es in der Startaufstellung wahrscheinlich enger geworden und wir hätten uns vielleicht bessere Startpositionen sichern können", bedauert Allison, dass es letztendlich nur die Positionen drei und fünf wurden.
Valtteri Bottas erklärt die Logik hinter dem ungewöhnlichen Experiment: "Manchmal war es bewölkt, manchmal schien die Sonne durch. Da haben die Streckentemperaturen ziemlich variiert. Wir haben versucht, der Strecke zu folgen und uns bestmöglich einzustellen, was Reifentemperaturen und Reifendruck betrifft."
Interessant: Obwohl der Mercedes als "Reifenflüsterer" gilt, kam er - zumindest dem Ergebnis nach - mit kühleren Temperaturen am Freitag und Samstagmorgen besser zurecht als mit bis zu 35 Grad Asphalttemperatur im Qualifying.
Am Freitag betrug die Asphalttemperatur maximal 24 Grad. Im Rennen werden über 50 erwartet. "Das Auto, das am besten mit der heißeren Strecke zurechtkommt, und das Team, das auf den Verschleiß, je nachdem, wie er sich entwickelt, am besten reagiert, wird am Ende wahrscheinlich gewinnen", glaubt Allison.
"Mir wäre natürlich am liebsten, wir wären auf Pole", sagt er. "Aber Max hat schon das ganze Wochenende stark ausgesehen, und es ist nicht zum ersten Mal in diesem Jahr, dass er das schnellste Auto war. Für uns kommt das nicht überraschend. Die haben ein gutes Auto mit einem extrem guten Fahrer und waren heute einfach besser als wir. Daher verdienen sie die Pole."