Formel 1 Brasilien 2019: Ferrari schlägt nach Vorwürfen zurück!
Sebastian Vettel vor Charles Leclerc, und das vor allem dank herausragender Highspeed-Sektoren: Ferrari hat am Freitag in Sao Paulo die Nase vorn
(Motorsport-Total.com) - Sebastian Vettel hat im zweiten Freien Training zum Grand Prix von Brasilien in Sao Paulo (Interlagos) die Bestzeit erzielt. Der Ferrari-Pilot lieferte am Freitag sowohl auf nasser als auch auf trockener Strecke eine starke Performance ab und verwies seinen Teamkollegen Charles Leclerc (+0,021) und Max Verstappen (Red Bull/+0,134) hauchdünn auf die Plätze (Formel 1 2019 live im Ticker).
Besonders bemerkenswert ist Vettels Bestzeit insofern, als er diese auf nicht mehr ganz frischen Reifen erzielte. Auf der ersten Soft-Runde stand ihm nämlich ausgangs der letzten Kurve Valtteri Bottas (4./Mercedes/+0,156) im Weg, der kurz zuvor schon seinen eigenen Teamkollegen Lewis Hamilton (5./+0,223) die erste Runde auf Soft gekostet hatte.
Vettel, der mit einem Sieg am Sonntag mit Interlagos-Rekordhalter Michael Schumacher (1994, 1995, 2000, 2002) gleichziehen würde, legte den Grundstein für seine Bestzeit dank überragender Ferrari-Power in den Sektoren 1 und 3 - eine passende Antwort auf die Betrugsvorwürfe von Verstappen, die seit Austin für Schlagzeilen gesorgt hatten.
Dabei war es Verstappen selbst, der am Freitag mit 335 km/h am Messpunkt im dritten Sektor den höchsten Topspeed erzielte. Allerdings mit Windschatten. Leclerc lag als bester Ferrari-Pilot nur auf Platz sechs dieser Wertung, mit 326 km/h. Interessant: Keiner der beiden Mercedes-Fahrer taucht in einem der drei Sektoren in den Top 6 der Topspeed-Messung auf.
Longruns: Alle drei Topteams Kopf an Kopf
Wie spannend Brasilien werden könnte, obwohl's in der WM um nichts mehr geht, zeigten dann die abschließenden Longrun-Übungen. Zwar hinterließ Hamilton mit dem "reifenflüsternden" Mercedes unterm Strich den besten Eindruck. Aber auch die Ferraris fuhren konstant schnelle Zeiten, und selbst Verstappen spielte in der gleichen Liga.
"Auf eine Runde haben wir ein bisschen Rückstand", analysiert Mercedes-Technikchef James Allison in Abwesenheit von Teamchef Toto Wolff, der in Brasilien ausnahmsweise nicht vor Ort ist. Aber: "Auf den Longruns sind wir ziemlich stark. Wir hatten das ganze Jahr ein starkes Rennauto. Aber wir müssen daran arbeiten, am Samstag das letzte Bisschen herauszukitzeln."
Verstappen bewertet den ersten Trainingstag aus Red-Bull-Sicht "positiv", schränkt aber ein: "Ich kann nicht sagen, wo wir stehen." Die Bedingungen seien "nicht repräsentativ" gewesen - vor allem, weil es am Samstag und Sonntag komplett trocken bleiben soll.
Albon: Nach Crash in FT1 nur Neunter in FT2
Der zweite Red-Bull-Pilot Alexander Albon belegte am Freitag (nach Bestzeit in FT1) nur den neunten Platz, 1,058 Sekunden hinter der Spitze. Seinen Crash am Ende des ersten Freien Trainings führte er nicht auf die Slicks, sondern auf zu kalte Bremsen zurück. "Und es passierte an der denkbar ungünstigsten Stelle", seufzt er.
Am Ende von FT2 passierte Toro-Rosso-Pilot Daniil Kwjat an genau der gleichen Stelle genau der gleiche Unfall! Auch beim Russen wurden Front und Radaufhängung beschädigt. Bereits davor hatte sich Pierre Gasly mit Motorschaden verabschiedet. Kein guter Tag für Toro Rosso: Am Ende P12 und P14 mit etwas mehr als einer Sekunde Rückstand.
"Best of the Rest" war somit Kevin Magnussen (+0,926), der vor Daniel Ricciardo (Renault) und Kimi Räikkönen (Alfa Romeo) den sechsten Platz belegte. McLaren, erwarteter Mittelfeld-Favorit, fiel hingegen etwas ab: Carlos Sainz wurde mit 1,093 Sekunden Rückstand Zehnter, Lando Norris gar nur 18.
McLaren: Teamchef Seidl "nicht ganz zufrieden"
"Wir sind noch nicht ganz zufrieden mit der Pace. Lando hat die Sektoren nicht zusammengebracht", analysiert Teamchef Andreas Seidl gegenüber 'Sky'. "Wir haben noch Arbeit vor uns. Beide Fahrer waren mit der Balance nicht zufrieden. Im Longrun hat es etwas besser ausgesehen. Das müssen wir jetzt analysieren."
Nico Hülkenberg (Renault), für den der Tag eher behäbig begonnen hatte, was die Performance betrifft, belegte letztendlich P11. Racing Point spielte mit den Positionen 15 und 17 keine Rolle. Und ganz hinten landeten wie immer die Williams-Fahrer - selbst auf einer so kurzen Strecke wie Interlagos mit mehr als einer Sekunde Rückstand auf den Rest der Welt ...
Übrigens: Obwohl FT2 im Gegensatz zu FT1 trocken war, musste die Session schon nach fünf Minuten unterbrochen werden. Robert Kubica (Williams) kam ausgangs Senna-S auf der weißen Innenlinie ins Rutschen, lenkte gegen, konnte den unweigerlichen Pendler nicht abfangen und krachte außen in die Barrieren.
Dabei wurde die Front des Williams ebenso beschädigt wie die Radaufhängung links vorne. Für Kubica war der Arbeitstag gelaufen. Doppelt bitter: Im englischen Fernsehen wurde der Crash ausgerechnet von Nicholas Latifi kommentiert, der den Kubica-Williams in FT1 gefahren ist und nächstes Jahr wohl Stammfahrer wird ...