• 03. November 2019 · 23:58 Uhr

Strategieduell Bottas vs. Hamilton: Auch Mercedes hatte keine Ahnung!

Mercedes gibt zu, dass sie auch nicht wussten, welche Strategie am Ende die bessere sein würde - Freies Racing zwischen Piloten soll auch 2020 stattfinden

(Motorsport-Total.com) - Die Entscheidung in der Weltmeisterschaft war im Grunde schon vor dem Rennen in Austin gefallen, doch die Entscheidung um den Rennsieg zwischen Valtteri Bottas und Lewis Hamilton fiel erst in der Schlussphase des Grand Prix. Beide Piloten waren auf komplett unterschiedlichen Strategien unterwegs, und am Ende setzten sich die zwei Stopps von Bottas durch.

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Lewis Hamilton versuchte am Ende vergeblich, vor Valtteri Bottas zu bleiben Zoom Download

"Es ist ein schöner Sieg", strahlt der Finne, der zwischenzeitlich nicht sicher war, ob seine Strategie die richtige war. Schon nach 14 Runden kam er zu seinem ersten Boxenstopp, um sich die harten Reifen abzuholen. Hamilton tat es ihm erst zehn Runden später gleich und sparte sich dadurch einen weiteren Stopp - Bottas musste hingegen ein zweites Mal kommen.

Eigentlich sah Plan A für ihn aber auch nur einen Boxenstopp vor. Doch schon im ersten Stint konnte er spüren, dass der Drop-Off bei den Reifen schlimmer als erwartet war. "Von daher war ich froh, an die Box kommen zu können", sagt er. Hamilton zögerte seinen Stopp hingegen hinaus und missachtete auch eine Ansage seines Teams, als er einfach noch eine Runde länger draußen blieb.

Hamilton glaubte nicht an Einstopp

"Er hat gespürt, dass er noch eine Runde länger fahren konnte", sagt Motorsportchef Toto Wolff und scherzt: "Chefstratege Hamilton hat sich draußen gelassen. Am Ende hat die Runde vielleicht geholfen."

Denn während Bottas in jeder Runde Zeit gutmachen musste, musste Hamilton seine Reifen am Leben lassen, um am Ende nicht noch weiter zurückzufallen oder einen zweiten Stopp einlegen zu müssen. "Ich dachte nicht, dass der Einstopp möglich wäre, aber ich habe so hart ich konnte gearbeitet", meint der Brite.

Und das brachte ihm zwischenzeitlich sogar Aussichten auf den Sieg, obwohl man bei Mercedes nicht glaubte, dass es für den ersten Platz reichen würde. "Es sah nicht so aus, dass es machbar wäre, Erster zu bleiben. Es ging eher um die Frage, ob er Zweiter werden konnte", sagt Technikchef James Allison.

Mercedes gewährt freie Fahrt

Doch Hamilton konnte die Reifen wieder einmal ins Ziel bringen und den Kampf um den Sieg noch knapp gestalten. "Ich war mir nicht sicher, welche Strategie am Ende die bessere sein würde", sagt Bottas. "Irgendwann hatte ich die Sorge, dass Lewis' Reifen bis zum Ende halten würden. Aber das haben sie zum Glück nicht."

Fünf Runden vor dem Ende war es dann soweit und Bottas konnte nach einem ersten Fehlversuch doch an seinem Teamkollegen vorbeigehen. Der machte dem Finnen das Leben aber mehr als schwer und hielt enorm dagegen. Und obwohl es für Mercedes in diesem Rennen um viel ging, durften beide Fahrer auch gegeneinander fahren.

"Es war an der Grenze, aber es war das letzte Rennen um die Weltmeisterschaft", sagt Toto Wolff. Man habe daher im Vorfeld besprochen, dass die beiden frei fahren dürfen - auch weil man etwa aus Singapur gelernt habe, wo man Bottas zugunsten von Hamilton eingebremst hatte. "Wir haben entschieden, dass wir sie fahren lassen wollten", sagt er und kündigt an: "Das werden wir auch in das nächste Jahr mitnehmen."

Hamilton: "Hatte gehofft, gewinnen zu können"

So durfte Bottas doch vorbeiziehen und sich den Sieg in Austin holen, während Hamilton Max Verstappen noch in Schach halten konnte - auch dank einer gelben Flagge durch den Abflug von Kevin Magnussen kurz vor Schluss - und sich mit Rang zwei den WM-Titel sicherte.

"Wir hatten eine starke Pace und ich bin sehr glücklich über den Sieg", sagt Bottas. "Das war das einzige, auf das ich mich konzentrieren konnte in Sachen Meisterschaft. Es war aber nicht genug und Lewis hat den Titel geholt."

Auch der Brite war trotz des Titels nicht hundertprozentig glücklich darüber, dass er die Meisterschaft nicht mit einem Sieg feiern konnte: "Mein Vater hat mir schon als Kind gesagt, dass ich niemals aufgeben dürfe. Das ist unser Familienmotto", so der Brite. "Ich hab so hart ich konnte gepusht. Ich habe gehofft, dass ich heute gewinnen könnte. Aber das haben die Reifen nicht zugelassen."

Für Mercedes war der Tag aber generell ein voller Erfolg: "Besser geht es nicht, als die Meisterschaft zu gewinnen mit einem 1 und 2", strahlt Toto Wolff.

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