Nach Titelrekord: Wolff verrät Mercedes' Erfolgsgeheimnis
Sechs Fahrer- und Konstrukteurs-WM-Titel in Serie hat noch nie ein Team geschafft, bis Mercedes in Japan beide fixierte - Toto Wolff plaudert über die Erfolgsfaktoren
(Motorsport-Total.com) - Das Mercedes-Team hat in Japan Geschichte geschrieben und könnte schon in Mexiko damit weitermachen. Nachdem der Konstrukteurs-WM-Titel zum sechsten Mal in Folge fixiert wurde, könnte Lewis Hamilton schon am Sonntag seinen sechsten Fahrer-WM-Titel einfahren. Damit haben die Silberpfeile endgültig einen neuen Rekord aufgestellt. Doch worauf beruht dieser Erfolg?
Mercedes-Teamchef Toto Wolff glaubt, dass die Menschen im Rennstall dafür verantwortlich sind. Sie seien der Schlüssel für die Dominanz seit 2014 - und eine Kultur ohne Fingerzeig. Nur so habe man die Ferrari-Siegesserie (1999-2004) egalisieren und mit dem sechsten Fahrertitel sogar übertreffen können.
"Ich denke, das würde dem jetzt nicht gerecht werden, wenn ich in 30 Sekunden antworte", meint der Österreicher nach dem Titelgewinn über die Frage nach dem Erfolgsrezept. "Aber wenn ich es einfach zusammenfassen müsste, dann wären es die Menschen."
Kultur ohne Schuldzuweisungen
"Diese Gruppe an Menschen, die tagtäglich an dem Projekt arbeitet, die alles gibt in der jeweiligen Position und die Stärke des Pakets, das hat zu den Erfolgen und den WM-Titeln geführt." Zuvor konnte nicht nur die Scuderia eine solche Siegesserie hinlegen, auch Red Bull dominierte - und beide Teams kann man nun bereits jahrelang übertrumpfen.
"Ich habe nie in diesen Teams gearbeitet und ich zweifle auch nicht an, dass dort sehr kompetente Leute sitzen", meint Wolff darauf angesprochen, was Mercedes den anderen Topteams voraus hat. "Es geht im Ende um marginale Gewinne und darum alles zusammenzufügen und keinen Stein auf dem anderen zu lassen."
Besonders betont der Wiener die offene Kultur im Team ohne Schuldzuweisungen. "Wir zeigen nicht mit dem Finger auf eine Person, sondern bestärken uns gegenseitig, auch wenn das manchmal ziemlich schwierig ist und man lieber die Situation kontrollieren möchte."
Diese Stärke reiche sehr tief in die Organisation hinein, diese "Werte" seien in der Mannschaft "verwurzelt". Es gehe nicht darum, jedem Mitglied einzureden, dass man sich gegenseitig stärken soll. "Das muss man in den schwierigen Momenten leben. Das macht die Stärke des Teams aus."
Auch nach Rückschlägen, wie in Deutschland (Unfälle, verkorkste Strategie) oder Österreich (Kühlproblem) 2019 habe man sich wieder gesammelt und analysiert, warum man nicht nach den eigenen Ansprüchen abgeliefert hat. "Wir konnten stärker zurückkehren."
Wolff merkt außerdem an, dass man einen ganzen Tag lang analysieren könnte, wo die Stärken seiner Mannschaft liegen. "Es gibt so viele verschiedene Faktoren. Ich sehe sehr viele Gesichter vor mir, die müde und glücklich immer weiter pushen."
"Nicht einfach, sich jedes Jahr neu zu erfinden"
Der sechste WM-Titel für das Team sei trotz all der vergangenen Erfolge ein besonderer, denn Mercedes habe die Motivation weiterhin aufrecht halten können. "Es ist nicht immer einfach, sich von Jahr zu Jahr neu zu erfinden und Ziele zu definieren, die jeden motivieren und das dann in einer langen Saison umzusetzen", gibt Wolff zu bedenken.
Im Kampf um die Fahrerkrone will sich das Team zurückhalten. "Wir wollen die beiden gegeneinander fahren sehen." Jedoch muss der Österreicher auch zugeben, dass Valtteri Bottas mit 64 Punkten Rückstand nur noch Außenseiterchancen habe. "Das sind zweieinhalb Siege in vier Rennen", stellt er fest und merkt an: "Wir werden ihnen dieselben Chancen geben. Dann müssen sie es auf der Strecke ausmachen."