• 29. September 2019 · 14:47 Uhr

Formel 1 Sotschi 2019: Vettel-Aus bringt Hamilton den Sieg

Lewis Hamilton siegt in Sotschi, doch die Schlagzeilen schreibt Sebastian Vettel: Erneuter Disput mit Teamkollege Leclerc, dann unfreiwillige Hilfe für Mercedes

(Motorsport-Total.com) - Lewis Hamilton hat den Grand Prix von Russland 2019 gewonnen (Jetzt Fahrer benoten!) und damit seinen vierten Sieg im sechsten Rennen in Sotschi gefeiert. Der Mercedes-Pilot setzte sich nicht zuletzt dank eines glücklichen Händchens in Sachen Strategie vor Teamkollege Valtteri Bottas und Charles Leclerc (Ferrari) durch.

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Lewis Hamilton hat den Grand Prix von Russland in Sotschi gewonnen Zoom Download

Der große Pechvogel des Tages war Sebastian Vettel. Der Ferrari-Pilot hatte aus dem Windschatten heraus Leclerc überholt, der sich gegen den Führungsverlust nicht weiter wehrte. Warum, wurde im Laufe des Rennens klar: Ferrari-intern gab es die Absprache, dass Leclerc Vettel Windschatten spendieren würde. Dafür sollte er nach dem Start wieder von Vettel vorbeigelassen werden.

Aber trotz mehrmaliger Aufforderung, sich an die Abmachung zu halten und Leclerc überholen zu lassen, blieb Vettel in Führung. In der Phase bis zum ersten Boxenstopp fuhr der Deutsche die schnellsten Rundenzeiten und baute den Vorsprung auf bis zu vier Sekunden aus. Leclerc wurde vertröstet: Man werde den Positionswechsel später vollziehen.

Das geschah beim ersten Boxenstopp, denn Leclerc kam vier Runden früher rein als Vettel und ging durch einen meisterhaft exekutierten Undercut am Teamkollegen vorbei. Noch bevor sich der Deutsche darüber groß aufregen konnte, rollte er mit einem Defekt im Hybridsystem aus und motzte: "Bringt diese verdammten V12 zurück!"

Wieder Stunk bei Ferrari

Bei Ferrari hängt damit erneut der Haussegen schief. Auf die Frage, ob er langsam Vertrauen in Vettel verliere, antwortet Leclerc: "Dem Team werde ich immer vertrauen." Und lässt den Teamkollegen unerwähnt. Vettel selbst versteht die Aufregung nicht: Es sei "klar" gewesen, was die Absprache war, bleibt er vage und schwammig. "Ehrlich gesagt möchte ich das intern regeln."

Die große Ironie: Als Vettel vom Karma eingeholt wurde und den Motor abstellen musste, löste er damit eine virtuelle Safety-Car-Phase aus - die Ferrari den Sieg kostete. Denn Hamilton, auf den härteren Mediums gestartet, hatte zu dem Zeitpunkt noch nicht Reifen gewechselt und nutzte den günstigen Zeitpunkt.

Als das Rennen wieder freigegeben wurde, hatte er frische Reifen und mehr als sechs Sekunden Vorsprung auf Leclerc. Ein Schock für die Ferrari-Crew, die sich zu einem Taktik-Harakiri hinreißen ließ, Leclerc in der nächsten Safety-Car-Phase noch einmal an die Box holte, um ihn mit frischeren und weicheren Reifen auszustatten.

Dadurch schlüpfte aber Bottas auf den zweiten Platz durch, und den gab der Mercedes-Pilot nicht mehr her. "Mercedes ist im Renntrimm sehr schnell - viel schneller als im Qualifying", seufzt Leclerc, der nur einmal - unmittelbar nach dem Re-Start - wirklich nahe dran war, ansonsten aber trotz bis zu 25 km/h DRS-Delta keine Attacke reiten konnte.

Leclerc: Keine Chance auf die schnellste Runde

Im Finish ging Leclerc dann zumindest auf den Bonuspunkt für die schnellste Runde los, aber auch den sicherte sich Hamilton: 1:35.761 Minuten. Da fehlte Ferrari letztendlich eine halbe Sekunde. Trotzdem sieht Leclerc auch etwas Positives: "Zumindest sind wir jetzt konstant. Es ist gut, wieder auf dem Podium zu stehen."

Bei Mercedes war die Freude umso größer, "denn das war kein Rennen, das wir von vorne weg kontrolliert haben", sagt Technikdirektor James Allison. Entschieden habe "natürlich" der Ausfall von Vettel, gibt Teamchef Toto Wolff zu - und ergänzt: "Du kannst trotzdem gewinnen, auch wenn du nicht immer das schnellste Auto hast."

Für Hamilton hat entschieden, dass seine Boxencrew nicht aufgegeben hat und "innovativ" war: "Angesichts dessen, wie schnell die Ferraris waren, war das eine unheimlich schwierige Aufgabe. Aber wir haben das fantastisch gemeistert." Der WM-Titel 2019 ist ihm kaum noch zu nehmen: 73 Punkte Vorsprung auf Bottas sind bei fünf noch zu fahrenden Rennen eine Menge Holz.

Auf Leclerc beträgt Hamiltons Vorsprung bereits 107 Punkte. Das bedeutet, dass Mercedes in der WM den Sack bereits beim nächsten Rennen in Suzuka zumachen kann. Vettel bereitet das keinen Kummer: "Wir waren schneller als Mercedes", hält er fest. "Ja, wir haben in Singapur zwar gewonnen. Aber da waren sie eigentlich schneller als wir."

Red Bull gegen Topteams chancenlos

Letztendlich fehlten Leclerc 1,4 Sekunden auf Bottas und 5,2 auf Hamilton. Nach hinten hatte er 9,0 Sekunden Vorsprung auf Max Verstappen. Red Bull war beim Grand Prix von Russland abgeschlagen dritte Kraft. Alexander Albon kämpfte sich nach dem einen oder anderen Fahrfehler zwar noch auf Platz fünf nach vorne. Überzeugen konnte er dieses Wochenende aber nicht.

"Best of the Rest" wurde Carlos Sainz (McLaren) vor Sergio Perez (Racing Point), Lando Norris (McLaren) und Kevin Magnussen (Haas). Letzterer kassierte eine Fünf-Sekunden-Strafe. Er hat die Strecke bei Kurve 2 unerlaubt abgekürzt. Hinter ihm landeten Nico Hülkenberg (Renault) und Lance Stroll (Racing Point) auf P9/10.

Keine Strafe gab's für Antonio Giovinazzi (15./Alfa Romeo), obwohl der gleich in der ersten Runde Daniel Ricciardo (Renault) und Romain Grosjean (Haas) in eine Kollision schubste. Kimi Räikkönen (Alfa Romeo) wurde 13. - nach einer Fünf-Sekunden-Strafe wegen Frühstart. Und das Williams-Team verzeichnete nach einem Unfall von George Russell einen Doppelausfall.

Die Formel 1 macht nun zwei Wochen Pause, ehe es am 13. Oktober mit dem Grand Prix von Japan in Suzuka weitergeht. Dort zieht Red Bull ein letztes großes Update, und Mercedes könnte in Sachen Motorleistung nochmal nachlegen. Mit den beiden Oktober-Rennen beginnt der letzte Abschnitt der spannenden Saison 2019.

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