• 27. September 2019 · 15:30 Uhr

Formel 1 Sotschi 2019: Verstappen überrascht mit Bestzeit

Alexander Wurz analysiert das Freitagstraining beim Grand Prix von Russland, spricht von einer "Trendwende" und betont: "Mercedes ist nicht Favorit"

(Motorsport-Total.com) - Fünfmal ist die Formel 1 bisher in Sotschi gefahren, fünfmal hat Mercedes den Grand Prix von Russland gewonnen. Doch im Freitagstraining zur 2019er-Auflage des Rennens (Formel 1 2019 live im Ticker) gab's eine Überraschung. Denn Max Verstappen (Red Bull), auf dieser Strecke noch nie unter den Favoriten, sicherte sich vor Charles Leclerc (Ferrari) und Valtteri Bottas (Mercedes) die Bestzeit (1:33.162 Minuten).

Foto zur News: Formel 1 Sotschi 2019: Verstappen überrascht mit Bestzeit

Max Verstappen sicherte sich die Bestzeit im zweiten Freien Training in Sotschi Zoom Download

Den Grundstein für seine Bestzeit legte Verstappen im kurvenreichen letzten Sektor, wo er um 0,318 Sekunden schneller war als Leclerc. Daraus schließt Helmut Marko: "Unser Auto funktioniert wieder. Das Tief von Singapur ist überwunden. Ich glaube, dass Mercedes sicher noch was in petto hat. Aber unser Grundspeed ist sehr gut. Ich glaube, dass wir da vorne mitfahren können."

Allerdings geht Red Bull mit einem Handicap in den Grand Prix. Weil Honda im Hinblick auf das bevorstehende Heimrennen in Suzuka schon die neueste Ausbaustufe in die Waagschale wirft, kassieren alle vier Red-Bull-Piloten eine Grid-Strafe (plus fünf Positionen). "2018 mussten wir aus der letzten Reihe starten. Diesmal sind es nur fünf Plätze", lacht Marko im 'ORF'.

Singapur-Sieger Sebastian Vettel (Ferrari) belegte mit 1,039 Sekunden Rückstand den fünften Platz. Aber das ist erklärbar: Seine erste schnelle Runde mit dem Soft musste er wegen eines Fehlers im ersten Sektor abbrechen. Auf der zweiten hatte er Verkehr. Und im dritten Anlauf fuhr er zwar absolute Bestzeit im ersten Sektor - aber dann ging den Reifen die Puste aus.

Wurz: Reifenmanagement ein entscheidender Faktor

"Im letzten Sektor", erklärt Experte Alexander Wurz im 'ORF', "musst du noch genügend Saft im Hinterreifen haben. Dann kommst du aus diesen 90-Grad-Kurven besser raus, kannst mehr Geschwindigkeit mitnehmen. Da sind gleich mal zwei, drei Zehntelsekunden begraben, die du im dritten Sektor holen kannst, wenn du die Reifen davor geschont hast."

Bei den abschließenden Longrun-Tests fuhr Leclerc mit 1:38.1 Minuten die schnellste Einzelrunde; insgesamt betrachtet lagen aber alle drei Topteams recht dicht beisammen. Auch Mercedes. In FT1 herrschte bei den Silbernen noch kein Alarm, weil man den Rückstand durch härtere Reifen erklären konnte. Aber in FT2 fehlten 0,6 beziehungsweise 0,8 Sekunden.

Valtteri Bottas war der Schnellere der beiden, obwohl er nicht frei von Problemen war. Am Ende von FT1 brach sein Heckflügel, sodass dieser über Mittag verstärkt werden musste. Und in FT2 verbremste er einen Reifensatz, sodass er bei den Longrun-Übungen nur einen statt zwei geplanter Stints fahren konnte.

Wurz traut Mercedes trotzdem zu, "dass sie sich erfangen und näher dran sind. Dass sie sich über Nacht zum Favoriten mausern, das sehe ich nicht." Er glaubt an die neue Ferrari-Stärke: "Die Trendwende in der Formel 1 entfaltet sich vor unseren Augen. Mercedes ist nicht Favorit. Aber sie sind nicht abgeschrieben." Denn: "Ich glaube, die fahren noch nicht die volle Motorleistung."

Dass Bottas heute schneller war als Lewis Hamilton, ist nicht weiter ungewöhnlich - der Finne ist Sotschi-Spezialist, hat hier 2017 seinen ersten Grand Prix gewonnen und wäre auch 2018 ohne Stallorder nicht zu schlagen gewesen. "Das ist Valtteris Strecke", sagt Mercedes-Teamchef Toto Wolff. "Er ist hier immer sehr stark."

Albon: Unterboden gebrochen, Zeit verloren

Platz sechs ging nicht an Alexander Albon (Red Bull), sondern überraschend an dessen Toro-Rosso-Nachfolger Pierre Gasly (+1,809). Albon "ist über einen Kerb drüber, recht heftig", berichtet Motorsportkonsulent Marko. "Das hat den Unterboden gespalten und leider auch ein Öl-Leck verursacht." So konnte der Thailänder nur 18 Runden fahren: P10, 2,054 Sekunden Rückstand.

Sergio Perez (Racing Point) landete auf Platz sieben und glänzte mit exzellenten Longrun-Zeiten. Nico Hülkenberg (Renault), Lance Stroll (Racing Point) und Albon komplettierten die Top 10. McLaren präsentierte sich weniger stark als erwartet, und Daniel Ricciardo (14.) war Renault-intern diesmal nur die Nummer 2.

Etwas besser als zuletzt war das Haas-Duo unterwegs, das in Sotschi geschlossen mit der Melbourne-Spec ausrückt. Kevin Magnussen wurde 13. und musste am Ende der Session mit einem technischen Problem langsam an die Box zurückfahren. Romain Grosjean landete auf Rang 16. Zwischendurch fuhren die beiden aber weiter vorne mit.

Lokalmatador Daniil Kwjat (Toro Rosso) fuhr in FT2 38 Runden und wurde Zwölfter. Nach seinem technischen Defekt (Benzinsystem) in FT1 besonders wichtig. Und dann gab's noch eine VSC-Phase, als der neue "Pylonen-Slalom" im Auslauf von Kurve 2 repariert werden musste - eine Passage, die noch für Diskussionen sorgen könnte ...

Das Qualifying zum Grand Prix von Russland steigt am Samstag ab 14:00 Uhr. Ergänzend zur TV-Übertragung empfehlen wir den Live-Ticker von Motorsport-Total.com & Formel1.de als "Second Screen" mit fachkundigen Zusatzinformationen. Und die neueste Ausgabe des Formel-1-Podcasts "Starting Grid" als Einstimmung auf das Sotschi-Wochenende!

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