• 22. September 2019 · 17:51 Uhr

"Ein echter Fehler": Mercedes lässt Hamiltons Siegchance liegen

Mercedes ist bei der Strategie in Singapur zu konservativ und lässt dadurch eine Möglichkeit zum Sieg liegen - Lewis Hamilton hätte sich mehr "Risiko" gewünscht

(Motorsport-Total.com) - "Wir gewinnen und verlieren zusammen als Team", erklärt Lewis Hamilton nach seinem enttäuschenden vierten Platz in Singapur. Doch dem Weltmeister ist anzumerken, dass er mit den Entscheidungen seines Teams an diesem Sonntag nicht zufrieden war. Hamilton lag nach dem Start auf Rang zwei und steckte hinter dem Ferrari von Charles Leclerc fest, der das Tempo an der Spitze verschleppte.

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Lewis Hamilton steckte im ersten Stint hinter Charles Leclerc fest Zoom Download

Hamilton forderte von Mercedes einen Undercut - doch dieser kam nicht. "Wir haben den Undercut besprochen, aber es bestand die Gefahr, im Verkehr festzuhängen", erklärt Teamchef Toto Wolff bei 'Sky'. Zu Beginn des Rennens war das auch ein valides Argument. Doch als sich eine Lücke im Mittelfeld ergab, entschied man sich bei Mercedes trotzdem dagegen, Hamilton an die Box zu holen.

Diese Lücke nutzte stattdessen Sebastian Vettel. Der stoppte genau zum richtigen Zeitpunkt, sprang so von Platz drei auf eins und gewann am Ende. Ferrari habe es "richtig gemacht", gesteht Wolff. "Sie hatten nichts zu verlieren. Ich glaube, dass alle überrascht waren, wie stark der Undercut war", so der Österreicher. Alle? Nein, denn Hamilton ahnte laut eigener Aussage, dass die Strategie aufgehen würde.

Wolff lobt "mutige" Ferrari-Entscheidung

"Ich weiß, dass wir einen Undercut hätten versuchen sollen. Ich wusste es schon am Morgen in der Besprechung. Ich habe gesagt, dass wir das Risiko einfach eingehen sollten. Aber das sind sie nicht", zuckt er die Schultern. Während des Rennens forderte der Brite sein Team am Funk noch einmal dazu auf, auf einen Undercut zu setzen. Doch bei Mercedes entschied man sich für den konservativen Weg.

"Wir stecken das weg. Es tut aber weh, dann wir hätten heute leicht gewinnen können", ärgert sich Hamilton, für den Platz vier am Ende nicht mehr als Schadensbegrenzung war. "Der Undercut [von Ferrari] kam von irgendwo ... Da war viel Verkehr, das war ein echt mutiger Call. Wir haben es diskutiert und nicht gemacht", sagt Wolff im 'ORF' und räumt rückblickend ein: "Das war ein echter Fehler."

Denn statt Vettel hätte Hamilton ganz oben auf dem Siegerpodest stehen können, wenn Mercedes den Weltmeister ebenfalls in Runde 19 zum Service geholt hätte. Leclerc stoppte eine Runde nach Vettel, Hamilton kam aber erst in Runde 26. Warum wartete Mercedes anschließend noch einmal so lange? "An diesem Punkt hatten wir die Position schon an Sebastian verloren", erklärt Wolff.

Mercedes mit Problemen nach den Re-Starts

"Der Sieg war weg, und dann haben wir versucht, etwas länger zu fahren. Lewis hat gesagt, dass die Reifen noch in einem guten Zustand waren, und wir wussten, dass [Vettel und Leclerc] irgendwann auf den Verkehr auflaufen würden. Viele Annahmen, aber letztendlich war alles anders. Unser Reifen hat einfach abgebaut und war überhaupt nicht mehr konkurrenzfähig. Darum sind wir im Niemandsland gelandet", so Wolff.

Die drei Safety-Car-Phasen in der Schlussphase sorgten zwar dafür, dass Hamilton noch einmal direkt an die Top 3 heranfahren konnte. Doch Wolff glaubt nicht, dass das Safety-Car Mercedes am Sonntag geholfen hat - im Gegenteil. "Ich glaube, dass wir am Ende sogar zu viele Safety-Cars hatten", sagt er und erklärt: "Als wir einmal in Schwung gekommen sind, hatten wir auch ein schnelles Auto."

"Aber wir sind nie richtig ins Rollen gekommen, weil wir am Anfang ein langsames Auto hatten. Nach jedem einzelnen Re-Start hat uns Pace gefehlt. Das ist die Realität", räumt Wolff ein, und auf die Frage, was er rückblickend anders machen würde, antwortet der Österreicher knallhart: "Alles. Wir waren das ganze Wochenende am falschen Fuß. Es ist vielleicht mal gut, eine gesunde Watschn zu bekommen."

Wolff ärgert sich über "zu viele Fehler"

"Es waren zu viele Fehler - unüblich. Ein Wochenende, das man einfach total abschreiben kann", winkt Wolff ab. Während es für Ferrari der dritte Sieg in Serie war, ist Mercedes seit der Sommerpause sieglos. Bröckelt der Vorsprung der Silberpfeile oder ist die aktuelle Ferrari-Stärke nur eine Momentaufnahme? "Die haben schon ein gutes Paket. Das muss man ernst nehmen", warnt Wolff.


Mercedes in Monza: Wo der Sieg verloren ging

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"Das tun wir", versichert er, räumt allerdings ein: "Heute sind sie eins und zwei, und das Ergebnis sagt alles. In dem Sport gewinnen die, die es am besten machen." Auf die Frage, ob er sich im Hinblick auf das kommende Rennen in Russland Sorgen mache, antwortet er: "Ja, man muss sich immer Sorgen machen und aufmerksam sein. Sie haben die vergangenen drei Rennen gewonnen."

"Wir dürfen uns nicht auf unseren Lorbeeren vom Saisonbeginn und unserem Punktepolster ausruhen", warnt er, und Hamilton ergänzt: "Es fühlt sich an, dass sie momentan hungriger sind. Wir müssen also einfach einen Zahn zulegen. Wir sind dazu in der Lage, wir sind noch immer das beste Team." Im Hinblick auf die WM stimmt das ohne Frage, da hat Mercedes noch immer einen Vorsprung von 133 Punkten vor Ferrari.

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