• 21. September 2019 · 16:03 Uhr

Formel 1 Singapur 2019: Vettel verpasst Pole, Leclerc jubelt

Charles Leclerc holt im Qualifying für das Nachtrennen seine dritte Pole hintereinander und schlägt Lewis Hamilton und Sebastian Vettel knapp

(Motorsport-Total.com) - Beinahe hätte Sebastian Vettel im Qualifying zum Grand Prix von Singapur einen Befreiungsschlag geschafft - aber letztendlich stand er doch wieder im Schatten seines Ferrari-Teamkollegen Charles Leclerc. Der Spa- und Monza-Sieger fuhr zum dritten Mal hintereinander auf Pole-Position und ist mit fünf Poles 2019 nun alleiniger Spitzenreiter der diesjährigen Quali-Rangliste.

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Lewis Hamilton, Polesetter Charles Leclerc und Sebastian Vettel nach Q3 Zoom Download

Dabei hatte es für Vettel so gut ausgesehen. "Totgesagte leben länger", staunte der TV-Kommentator, als der Deutsche nach dem ersten Q3-Run mit vier Zehntelsekunden Vorsprung auf Leclerc auf Pole-Kurs lag. Noch bemerkenswerter: Vettels Runde war nicht einmal fehlerfrei, sondern beinhaltete einen "Streifschuss" an einer der Betonmauern.

Aber im zweiten Versuch blieb er in den ersten beiden Sektoren zunächst um 0,175 Sekunden hinter seiner eigenen Bestzeit, während Leclerc zulegen konnte. Als Vettel dann auch noch ein kleiner Fehler unterlief, bog er vorzeitig in Richtung Box ab - und musste zuschauen, wie er auf Platz drei durchrutschte.

"Die letzte Runde hätte besser sein müssen", ärgert er sich. Insgesamt sei das Auto aber stärker als vor der Sommerpause: "Ich konnte mich von Runde zu Runde steigern. Vielleicht war ich ein bisschen früh dran, denn die Strecke wurde immer schneller." Während sich die anderen auf die üblichen Out-Lap-Spielchen einließen, fuhr Vettel nämlich einfach vorne weg.

Leclerc: Bange Momente auf dem Weg zur Pole

Am Ende holte Leclerc die Pole mit 0,191 Sekunden Vorsprung auf Lewis Hamilton (Mercedes) und 0,220 auf Vettel. "Es gab ein paar Momente, da dachte ich schon: 'Jetzt verliere ich das Auto!' Aber ich habe es irgendwie geschafft, und jetzt stehen wir mit dieser Runde auf Pole-Position", strahlt Leclerc.

Nach der überragenden Trainingsleistung von Mercedes am Freitag (0,5 Sekunden Vorsprung auf Ferrari im Longrun-Tempo) "hat uns Ferrari wirklich überrascht", analysiert 'Sky'-Experte Damon Hill. "Ich glaube, das hat niemand kommen sehen. Es kann auf dieser Strecke nicht nur der Motor sein. Sie müssen auch mit dem Chassis Fortschritte gemacht haben."

Mercedes-Teamchef Toto Wolff, der nach den überlegenen Bestzeiten in Q1 noch selbstsicher in die Kamera gelächelt hatte, gibt zähneknirschend zu: "Sie gewinnen auf den Geraden sehr viel Zeit, aber sie sind auch in den Kurven sehr schnell." Den Grundstein legte Ferrari im schnellen ersten Sektor. Da war Leclerc um 0,231 Sekunden schneller als Hamilton.

"Das war besser als erwartet. Aber das neue Aero-Paket geht in die richtige Richtung", freut sich Teamchef Mattia Binotto. Für ihn ist die Pole in Singapur mehr wert als die Siege auf den Highspeed-Strecken, mit denen man fast gerechnet hatte: "Das ist im Hinblick auf nächstes Jahr wichtiger als die zwei Siege in Spa und Monza."

Im ersten Q3-Run hatte das Mercedes-Duo sogar eine Sekunde auf Vettel eingebüßt. Da bestand aber noch Hoffnung, denn Hamilton klagte am Funk über Untersteuern und Valtteri Bottas hatte sich gleich in Kurve 3 einen Fehler geleistet. Letztendlich mussten die Silberpfeile mit Platz zwei und Platz fünf vorliebnehmen.

Verstappen sieht Schuld für P5 nicht bei sich

Vor Bottas reihte sich Max Verstappen ein, den viele als Geheimfavoriten betrachtet hatten. Aber als die Pole vergeben wurde, konnte er nicht so zulegen wie Ferrari und Mercedes: "An mir lag's nicht", grummelt der 21-jährige Niederländer. "Wir sind zu langsam. Das Auto fühlte sich nicht schlecht an, aber es hat nicht genug Grip."

Seinen Teamkollegen Alexander Albon (6.) schlug er um eine halbe Sekunde. Albon wiederum hatte nach hinten fast eine halbe Sekunde Puffer auf den ersten Top-6-Verfolger. Das war diesmal Carlos Sainz (McLaren), der im letzten Anlauf eine seiner besseren Runden hinlegte und Daniel Ricciardo (Renault) im Kampf um P7 drei Zehntelsekunden abnahm.

Dabei hatte das Qualifying für Sainz mit einer Schrecksekunde begonnen, als er in Q1 funkte, er habe "keine Leistung" mehr. Der McLaren reparierte sich aber offenbar selbst, sodass der Rest der Session ohne Probleme verlief. Und: Sainz knackte seinen Teamkollegen Lando Norris (10.), einen Singapur-Rookie, um eine halbe Sekunde.

Neunter wurde Nico Hülkenberg. Der Renault-Pilot hatte sich in Q2 um 0,040 Sekunden gegen Sergio Perez (Racing Point) durchgesetzt - was so gar nicht geplant war! "Ich bin auf P11 gefahren, aber den Plan hatten andere auch", ärgert er sich. "Die gute Nachricht ist, dass unser direkter Gegner McLaren auf der gleichen Strategie ist."

Perez wird aufgrund einer Grid-Strafe noch rückversetzt und verliert seinen elften Platz in der provisorischen Startaufstellung an Antonio Giovinazzi (Alfa Romeo). Kimi Räikkönen (14./Alfa Romeo) schied nach einem relativ heftigen Mauerkuss aus. Und Pierre Gasly (Toro Rosso) wurde nach starkem Q1 13.: "Schwierigkeiten mit dem Heck."

Kwjat: Stallduell und Chance auf Red-Bull-Cockpit verloren

Bereits in Q1 hatte es unter anderem Daniil Kwjat (Toro Rosso) erwischt, für den Singapur kein gutes Wochenende ist: Helmut Marko hat nach FT3 bekannt gegeben, dass der Russe 2020 definitiv nicht Red Bull fahren, sondern bei Toro Rosso bleiben wird. Fast wie zur Bestätigung war Kwjat in Q1 um eine Sekunde langsamer als Teamkollege Gasly.

Bei Haas schaffte diesmal nur Kevin Magnussen (15.) den Cut. Romain Grosjean verpasste diesen als 18. um drei Zehntelsekunden. Der Franzose verrät: "Wir haben das Auto letzte Nacht wieder auf die Melbourne-Spec zurückgebaut. Aber im Qualifying war es kühler als tagsüber, und da hat dieses Paket nicht so funktioniert, wie wir uns das erhofft hatten."

17. wurde Lance Stroll (Racing Point), dessen Abschneiden von Teamchef Otmar Szafnauer nach einem Mauerkuss mit Kopfschütteln quittiert wurde. Und ganz hinten landeten wie immer die Williams-Fahrer George Russell und Robert Kubica. Kubica verlor drei Zehntelsekunden auf Russell und eine Sekunde auf P18.

Übrigens: Perez ging mit Grid-Strafe wegen Getriebewechsel ins Qualifying und startet am Sonntag voraussichtlich als 16. statt Elfter. Bei Kwjat wurde über Mittag auf einen gebrauchten Antriebsstrang zurückgebaut, nach einem Öl-Leck in FT3. Für den Russen gibt's aber keine Strafe, weil der Motor ohnehin schon in seinem Kontingent war.

Der Grand Prix von Singapur, das "Night-Race" der Formel 1, findet am Sonntag um 14:10 Uhr deutscher Zeit statt. RTL, Sky, ORF und SRF übertragen live. Ideal als "Second Screens" sind die Live-Ticker von Motorsport-Total.com & Formel1.de. "Paddock live" mit Stefan Ehlen startet um 11:00 Uhr, "Rennen live" mit Christian Nimmervoll um 13:40 Uhr.

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