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Aero-Dilemma: Haas-Piloten sprechen sich für Melbourne-Spec aus
Warum P18 im Qualifying für Romain Grosjean mit weitestgehend Melbourne-Spezifikation nicht repräsentativ ist und wie es weitergehen könnte
(Motorsport-Total.com) - Haas tappt im Singapur im Dunkeln. Damit ist weniger die Tatsache gemeint, dass es sich um das einzige echte Nachtrennen im Formel-1-Kalender handelt, sondern darum, dass das Team aus den USA noch immer keine Klarheit darüber hat, ob das im Sommer gebrachte Aero-Upgrade ein Schuss in den Ofen war oder nicht. Die Anzeichen verdichten sich aber.
Romain Grosjean fuhr am Singapur-Samstag kurzerhand mit einer Spezifikation, die "in gewisser Weise" der Spezifikation vom Saisonauftakt in Australien entspricht. Diesen Schritt zurück wollte man bei Haas nach einigen Vergleichstests eigentlich nicht mehr machen. Nun aber hat man ihn zumindest am Auto von Grosjean doch zu großen Teilen vollzogen.
"Wir fahren die neueste Version des Frontflügels, aber den Unterboden, die Barge-Boards und den Heckflügel der Melbourne-Spezifikation", erklärt Grosjean mit Verweis auf seinen VF-19. Ergebnis? Im Qualifying auf dem Marina Bay Circuit verpasste der Franzose schon in Q1 das Weiterkommen. Trotzdem glaubt er, dass es der richtige Schachzug war, auf große Teile der Melbourne-Spezifikation zurückzurüsten.
"Es war nicht zwingend ein Wunsch meinerseits, aber gestern hatten wir einfach nichts mehr zu verlieren", spricht Grosjean auf den Freitag an, an dem er nach einem Dreher im FT2 nur auf P17 abgeschlossen hatte. Am Samstag kam es für ihn noch dicker. Das führt Grosjean aber nicht zuletzt auf einen besonderen Umstand des Singapur-Wochenendes zurück.
Grosjean offenbart: Fehlerhafte Korrelation Windkanal/Strecke
"Ich glaube, die Entscheidung war die richtige. Leider aber ist hier das FT3 überhaupt nicht repräsentativ für das Qualifying. Gleiches gilt für das FT1", bemerkt Grosjean dahingehend, dass die "Vormittagstrainings" auf dem Marina Bay Circuit am frühen Abend und somit bei höheren Temperaturen gefahren werden als es unter voll eingeschalteten Flutlicht im Qualifying (und im Rennen) der Fall ist.
Die Folge? "Wir hatten nicht genügend Zeit, um das Auto richtig abzustimmen. Ehrlich gesagt glaube ich, dass noch mehr Potenzial darin steckt als in der neuen Spezifikation. Uns ist aber einfach die Zeit ausgegangen", so Grosjean (Formel 1 2019 live im Ticker).
Auf konkrete Nachfrage, ob Haas inmitten des Hin- und Herwechselns der Autospezifikationen verloren ist, liefert Grosjean erstmals eine Erklärung für das Dilemma: "Wir wissen, dass die Korrelation von Windkanal zur Strecke nicht korrekt ist. Eigentlich hätten wir mit dem einen [neuen] Paket wesentlich mehr Abtrieb haben sollen, aber das ist nicht der Fall. Wenn wir das alte fahren, sind wir genauso schnell, wenn nicht sogar schneller."
Magnussen hofft, dass auch er wieder zurückrüsten darf
Während Grosjean mit der Melbourne-Spezifikation aufgrund der Zeitplan-Situation nicht mehr als P18 im Qualifying herausholen konnte, schaffte Teamkollege Kevin Magnussen mit der neuesten Spezifikation des Haas VF-19 den Q2-Einzug. Dort blieb der Däne dann als 15. hängen, feiert diese Errungenschaft aber als Erfolg.
"Zu Beginn des Wochenendes sah es für uns hier überhaupt nicht gut aus. Wir hatten nicht damit gerechnet, dass wir Q1 überstehen würden. Es trotzdem aus Q1 heraus geschafft zu haben, war eine tolle Leistung", sagt Magnussen und vergleicht: "Es war einer dieser Tage, an denen man das Gefühl hat, das absolute Maximum herausgeholt zu haben. Im Team wurde angepackt als ginge es um die Pole-Position."
Im Gegensatz zu Grosjean hat Magnussen die Melbourne-Spezifikation schon länger nicht mehr gefahren, würde dies aber gerne ändern: "Dieses Wochenende hier hat wieder einmal deutlich gezeigt, dass das neue Paket überhaupt nicht mehr Abtrieb hat. Es sollte zwar mehr haben, hat es aber nicht. Das alte Paket fühlte sich konstanter und stabiler an. Ich habe es jetzt schon länger nicht mehr gefahren, würde es aber gerne nochmal probieren."
Magnussens Hoffnung: "Ab jetzt werden wir uns vielleicht für die Strecken, auf den wir glauben, dass es besser ist, auf das alte Paket zurückrüsten. Das gilt noch nicht jetzt für dieses Rennen hier, aber für die Zukunft." Auf die Frage, ob man diesbezüglich unter Zeitdruck stehe, antwortet Teamkollege Grosjean entschlossen: "Je früher, desto besser. Eine Deadline gibt es nicht. Ich finde aber, wir haben inzwischen genug verstanden."
Grosjeans Renn-Ausblick: Eigentlich nicht viel Hoffnung, aber ...
Was rechnet sich Grosjean mit der (großteils) Melbourne-Spezifikation für das Singapur-Rennen aus? "Ich gehe davon aus, dass das alte Paket im Rennen besser sein wird, weil es die Hinterreifen nicht so stark beansprucht. Ja, das Auto neigt damit etwas mehr zum Untersteuern, weil die Performance an der Front nicht ganz so gut ist. Aber warten wir einfach mal ab."
Allerdings räumt Grosjean auch ein, dass seine Ausgangsposition für das Rennen basierend auf P18 im Qualifying nicht die beste ist: "Wenn man hier vom 18. Platz losfährt, gibt es eigentlich nicht viel Hoffnung. Da müssen schon Safety-Car-Phasen zum richtigen Zeitpunkt kommen."
Ob Grosjean und Magnussen tatsächlich von P18 und P15 starten werden, ist noch offen. Denn Renault-Pilot Daniel Ricciardo droht der nachträgliche Ausschluss vom Qualifying und damit eine Rückversetzung ans Ende der Startaufstellung.