Hamilton in Topform: Mercedes-Bolide fühlte sich "besser an als zuletzt"
Lewis Hamilton ist in Singapur in Topform und fährt dem Feld in der Abendsession davon - Valtteri Bottas erklärt seinen FT1-Crash: Auto in FT2 nicht ganz okay
(Motorsport-Total.com) - Mit einem lachenden und einem weinenden Auge geht Mercedes aus den Freitagstrainings in Singapur (Formel 1 2019 live im Ticker!). Lewis Hamilton fährt am Abend in 1:38.773 Minuten die Tagesbestzeit und distanziert die Konkurrenz (außer Max Verstappen) um satte acht Zehntelsekunden. Valtteri Bottas landet auf Rang vier mit 1,1 Sekunden Rückstand. Er muss einen Abflug im ersten Freien Training verdauen.
"Das war heute ein guter Tag", resümiert Hamilton. "Es ist so heiß da draußen. Das versetzt das gesamte System in einen Schock, wenn man auf die Strecke fährt. Es ist wellig, eine wirklich lange Runde und es fühlt sich im Cockpit wie in einer Sauna an", beschreibt der WM-Führende die Bedingungen.
Dennoch spricht er von einem soliden Tag. Er konnte seinen Plan für die Trainings durchziehen und das Auto verbessern, berichtet er. Im ersten Training fehlten ihm noch sechs Zehntelsekunden auf die Red-Bull-Spitze. Außerdem wurde er aufgrund seiner Benzintemperatur untersucht. Das Team bekam eine Geldstrafe von 5.000 Euro aufgebrummt.
"Wir wurden für einen Verstoß gegen die Benzintemperatur zu den Rennkommissaren gerufen, da wir eine falsche Zieltemperatur eingestellt hatten. Aber zum Glück war es nur ein Training, ansonsten hätten wir mehr als nur eine Geldstrafe dafür erhalten", weiß Chefingenieur Andrew Sholvin.
Hamilton hat Red Bull auf der Rechnung
"Ich bin damit wirklich zufrieden. Das Auto fühlte sich viel besser an heute als in letzter Zeit", betont der Brite. "Ich hoffe, das bleibt am Wochenende so." Er konnte die Reifen gut zum Arbeiten bringen und erwischte einen guten Rhythmus. "Das ist wirklich eine wunderschöne Runde hier, das habe ich sehr genossen."
Insgesamt dreht er 55 Runden, wobei er seine FT1-Zeit mit dem harten Reifen aufstellte. Erst am Abend ging Hamilton zur Primetime unter Flutlicht - unter jenen Bedingungen wird auch das Qualifying am Samstag stattfinden - mit den weichen Reifen (C5) auf Zeitenjagd.
"Es gibt definitiv noch Bereiche, in denen wir uns verbessern können - das ist immer gut. Und nichts ist jemals perfekt." Der Brite selbst könne sich ebenfalls noch verbessern, was das Bremsverhalten oder die Einlenkpunkte betreffe, zählt er auf.
Es gebe aber keinen großen Schwachpunkt, der ihm aufgefallen wäre. "Das sind alles feine Teile, die zu einem Puzzle zusammengefügt werden." Er werde am Samstag versuchen, erneut eine "besondere Runde" aus dem Hut zu zaubern, wie schon im Vorjahr. "Ich denke, wir hatten heute einen guten Start."
Shovlin stimmt ihm zu: "Auf dieser Strecke ist es uns in der Vergangenheit nicht immer einfach gefallen, aber das Auto scheint hier in diesem Jahr gut zu funktionieren." Hamiltons Pace habe mit viel und wenig Benzin an Bord "gut" ausgesehen "und er war mit dem Auto von der ersten Ausfahrt an zufrieden".
Auch im Longrun in FT2 fuhr er der Konkurrenz auf dem Soft und dem Medium auf und davon. Hamilton konnte hohe 1:44er- und niedrige 1:45er-Zeiten abspulen. Zum Vergleich: Bottas schaffte im Longrun insgesamt nur zwei Runden unter 1:46 Minuten. Auch Max Verstappen konnte nicht diese Konstanz abspulen.
Der Red Bull fuhr außerdem einen Longrun Soft-Hard. Er pendelte sich im hohen 1:45er-Bereich ein. Dennoch hat Hamilton die Bullen auf der Rechnung: "Ich denke, die sehen sehr schnell aus. Sie waren sehr knapp hinter uns. Ich freue mich auf die Challenge."
Nach FT1-Crash: Mercedes nicht richtig funktioniert?
Teamkollege Bottas hatte keinen besonders erfreulichen Start in das Wochenende. Gegen Ende des ersten Trainings stellte er seinen W10 in die Mauer. Schon davor beschädigte er sich die Felge und konnte nur drei Runden drehen. Beim Versuch die Reifen für eine schnelle Runde aufzuwärmen, verlor er schließlich am Ausgang der Tribünen-Unterführung die Kontrolle.
Mit Untersteuern schlitterte er in die TecPro-Barriere. Mercedes-Teamchef Toto Wolff runzelte daraufhin nur die Stirn, der Finne entschuldigte sich für seinen Fehler kleinlaut. "Das war ein schwieriger Tag. Ich hatte einen Moment im ersten Training, weshalb ich frühzeitig aussteigen musste."
Wie kam es zu dem Unfall? "Ich habe einfach das Heck verloren. Hier sind die Auslaufzonen recht begrenzt, daher habe ich den Preis dafür bezahlt. Das kann schon mal passieren." Seine Crew hatte während der Mittagspause allerhand zu tun, damit der Mercedes für die Abendsession wieder einsatzfähig sein würde.
"Der Unfall verursachte einigen Schaden an seinem Auto", kommentiert Shovlin. "Wir konnten es in einer beeindruckenden Zeit reparieren, aber er fühlte sich im zweiten Training zu keiner Zeit wirklich wohl darin." Am Abend spulte er 30 Runden ab.
Bottas bestätigt: "Ich bin nicht sicher, was los war. Mir hat Pace gefehlt in jedem Versuch und auf jeder Reifenmischung." Der 30-Jährige vermutet, dass das Auto womöglich nicht "ganz richtig" funktioniert habe. "Es liegt also noch etwas Arbeit vor uns, um uns durch die Daten zu wühlen und zu sehen, ob wir die Ursache dafür finden können", weiß der Chefingenieur.
"Ich bin nicht sicher, ob alles richtig lief. Das müssen wir uns ansehen. Es hat sich so angefühlt, als könnte ich einfach nicht schneller fahren. Ich war aber eine Sekunde weg von der Pace." Auf Rang vier fehlten ihm 1,121 Sekunden auf die Hamilton-Bestzeit, auch mit Verstappen und Sebastian Vettel konnte er nicht mithalten.
Ist womöglich bei der Reparatur etwas schiefgelaufen? "Ich konnte ein wenig Reibung in der Lenkung spüren. Ich hatte daher Schwierigkeiten das Auto ordentlich zu fühlen. Ich zweifle daran, dass alles hundert Prozent okay war."