Vettel-Aussetzer in Monza: Nur eine Stufe an einer Disqualifikation vorbei
Mit der Stop & Go gegen Sebastian Vettel entschieden sich die Kommissare für eine harte Strafe - Anschließend wäre nur noch eine Disqualifikation möglich gewesen
(Motorsport-Total.com) - Für sein gefährliches Manöver gegen Lance Stroll in Monza bekam Sebastian Vettel eine Zehn-Sekunden-Stop-&-Go-Strafe. "Abgesehen von einer Disqualifikation ist das die höchste Strafe, die wir aussprechen können", erklärt Rennleiter Michael Masi bei 'Sky' und macht damit deutlich, wie schwerwiegend Vettels Vergehen war. Der Deutsche war nach einem Dreher unvorsichtig zurück auf die Strecke gefahren.
Dabei kam es zu einer Berührung mit Stroll, die glücklicherweise verhältnismäßig harmlos endete. "Wäre alles normal weitergegangen und Sebastian hätte keinen Zwischenfall mit einem anderen Auto gehabt, dann hätte es auch keine Untersuchung gegeben", erklärt Masi und ergänzt: "Es wäre einfach ein simpler Dreher gewesen. Die Kommissare schauen sich alles genau an."
"Was für mich in diesem Fall den Ausschlag gibt, sind zwei Dinge: Erstens, dass er so auf die Strecke zurückgefahren ist, und zweitens, dass es eine Berührung mit einem anderen Auto gab. Stroll war in dieser Situation ein unschuldiges Opfer", hält er fest. Kurios: Wenige Sekunden später passierte Stroll, der sich wegen Vettels Aussetzer ebenfalls gedreht hatte, gegen Pierre Gasly genau das gleiche.
Für ihn gab es aber nur eine Durchfahrtsstrafe, also eine etwas geringere Sanktion. Warum? "Die Kommissare haben sich beide Zwischenfälle angeschaut. Der größte Unterschied ist, dass es beim Zwischenfall zwischen Sebastian und Lance nicht nur um das Zurückfahren auf die Strecke ging, sondern dass es zudem eine Berührung zwischen den beiden Autos gab", erklärt Masi.
"Beim Zwischenfall zwischen Lance und Pierre gab es überhaupt keine Berührung. In diesem Fall war es einzig das unsichere Einreihen auf der Strecke. Deshalb gab es für Sebastian eine zehnsekündige Stop-&-Go-Strafe. Für Lance gab es eine einfach Durchfahrtsstrafe", so Masi, der die Teams auffordert, ihre Fahrer bei ähnlichen Situationen in der Zukunft besser zu unterstützen.
Fotostrecke: Italien: Fahrernoten der Redaktion
Sebastian Vettel (6): Über die fahrerische Leistung am Wochenende (Leclerc konnte er nicht das Wasser reichen) müssen wir gar nicht erst diskutieren. Blind auf die Strecke zurückzufahren und damit einen schweren Unfall zu riskieren, das ist ein absolutes No-Go. Erst recht für einen viermaligen Weltmeister. Fotostrecke
Vettel beklagte nach seinem Unfall die schlechte Sicht im Auto. "Es war auch nicht möglich, irgendetwas zu sehen", betont er. Hier kommen für Masi die Teams ins Spiel. "Sie alle haben GPS und alle Positionen. Außerdem wurde es live übertragen, und sie haben alle die gleichen Bilder wie wir", erinnert er. Die Piloten sollten in solchen Fällen abwarten, bis sie wirklich sicher seien, dass die Strecke frei ist.
Stroll (beim ersten Zwischenfall) und Gasly macht Masi derweil keinen Vorwurf - obwohl gelbe Flaggen gezeigt wurden. "Alles passierte sehr schnell", erinnert er und erklärt: "Es ist nicht so, als habe viel Zeit dazwischen gelegen. Es passierte Schlag auf Schlag. Es war wie bei einer Ziehharmonika." Letztendlich dürfte auch er in erster Linie glücklich sein, dass den Fahrern nichts passiert ist.