• 09. September 2019 · 15:51 Uhr

Valtteri Bottas verspielt Siegchance: Schwächen in der "dirty Air"

Mercedes-Pilot Valtteri Bottas kann die Hoffnungen seines Teams im Grand Prix von Italien nicht in einen Sieg umwandeln - Er glaubt dennoch an seine WM-Chance

(Motorsport-Total.com) - Mercedes-Pilot Valtteri Bottas' Siegchance im Grand Prix von Italien war drei Runden vor Rennende zum Greifen nahe. Der Finne jagte Charles Leclerc über die Hochgeschwindigkeitspiste im königlichen Park von Monza, doch zwei kleine Fahrfehler ließen die Seifenblase platzen. Bottas musste sich mit Rang zwei begnügen.

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Valtteri Bottas jagt in Monza Charles Leclerc Zoom Download

"Ich bin enttäuscht", ließ der WM-Zweite nach dem Rennen wissen. Ihm war bewusst, dass er die große Chance auf den Sieg verspielt hatte. Nachdem Teamkollege Lewis Hamilton seine Attacke gegen Rennende einstellen musste, war die Zeit für Bottas gekommen. Zunächst ging er in Runde 42 am Mercedes-Teamkollegen vorbei.

Ohne Notwehr und mit Fahrfehler in der ersten Schikane ließ Hamilton seinen schnelleren Garagennachbar passieren. Er hätte Bottas auch ohne Fehler vorbeigelassen, merkte der Brite später an. "Das haben wir zwar nicht besprochen, aber er war eine Sekunde pro Runde schneller als ich."

Zwei Fehler in der entscheidenden Phase

"Ich hätte mich also gar nicht wehren müssen. Ich wusste, ich hätte nicht länger mit ihm mithalten können. Meine Reifen waren hinüber und haben stark abgebaut." Denn während Hamilton bereits in Runde 20 stoppte, versuchte es sein Teamkollege mit dem Overcut und wechselte erst in Runde 28 auf Medium-Pneus.

Zwar hatte Bottas Pech mit dem Timing seines Boxenstopps - eine Runde später kam das Virtuelle Safety-Car zum Einsatz - dennoch konnte er über fünf Sekunden Rückstand auf die Spitze innerhalb von zehn Runden aufholen. "Er war schließlich viel schneller und hatte eine Chance auf den Sieg. Das war aus Teamsicht das wichtigste."

Am Boxenfunk wurde Bottas gesagt: "Jag ihn, du hast noch zwölf Runden Zeit." Er knabberte drei Zehntelsekunden pro Runde von Leclercs Vorsprung ab. Vier Runden vor Rennende drückte der 30-Jährige seinen Rückstand schließlich auf unter eine Sekunde.

"Ich habe alles versucht, um an ihm [Leclerc] vorbeizukommen." Der entscheidende Moment ereignete sich schließlich in der ersten Schikane in Runde 51. Bottas konnte auf Start-Ziel DRS verwenden, Leclerc vor ihm allerdings auch, da beide auf Lando Norris aufgelaufen waren. Beim Anbremsen verschätzte sich Bottas und kam in Kurve 1 von der Ideallinie ab.

Sein Rückstand stieg von 0,6 auf 1,5 Sekunden. Danach konnte er in der letzten Runde zwar noch einmal in das DRS-Fenster fahren, für einen Angriff war es dann aber bereits zu spät. Ein weiterer Fehler, am Ausgang von Kurve 5, kostete noch einmal eine halbe Sekunde. Damit verschaffte er dem Ferrari-Piloten die nötige Luft zum Atmen.

"Es gab aber einfach keinen Weg vorbei. Immer dann, wenn ich nahe genug dran war, ist mir das Vorderrad stehengeblieben, weil ich Abtrieb verloren habe. Auf den Geraden waren sie [Ferrari] sehr schnell", verteidigte sich Bottas nach dem Rennen.

Finnen-Statistik: Siebenmal Zweiter, kein Sieg

Im Ziel fehlten ihm 0,835 Sekunden auf den Sieg. Mercedes-Teamchef Toto Wolff war während des Rennens anzumerken, dass er über die Fahrfehler von Bottas nicht erfreut war. Mit verzwicktem Gesicht wurde der Wiener von der Kamera eingefangen.

"Was ich mir dabei gedacht habe? 'Oh nein!'", hält Wolff inne und ergänzt: "Charles hat sich gegen Lewis über viele Runden verteidigt. Wir wussten, dass es schwierig werden würde. Wenn es der beste Kerl nicht schafft, dann kann man es nicht schaffen."

Bei Bottas ist dem Österreicher aufgefallen, dass er im Zweikampf beim Hinterherfahren seine Schwächen hat. "Es sieht so aus, als würde er Schwierigkeiten haben, sein Maximum abzurufen, wenn er in die Verwirbelungen eines anderen Autos kommt."

Während Hamilton in der Lage sei, sich näher an den Vordermann heranzuarbeiten und sich in eine Position zu bringen, von der aus er angreifen kann. "Daran muss Valtteri arbeiten." In seiner Analyse findet er aber auch lobende Worte für den Finnen: "Er ist toll gefahren und war wirklich schnell. Vielleicht sogar das schnellste Auto."


Fotostrecke: Italien: Fahrernoten der Redaktion

Mit seinem zweiten Platz führt Bottas eine unrühmliche Serie fort: Bereits zum siebten Mal kam ein Finne in Monza auf dem zweiten Rang ins Ziel. Gewinnen konnte die Nation im Autodromo noch nie. Während im Vorjahr Kimi Räikkönen Zweiter wurde, war es 2017 ebenso Bottas hinter Sieger Lewis Hamilton. Es sei nicht "unmöglich", glaubt er, als Finne in Monza zu siegen.

"Ich war nicht weit weg. Vielleicht wird es eines Tages passieren. Ich werde es im kommenden Jahr wieder versuchen." Zwar habe er im Rennen die richtige Strategie gehabt und konnte alles maximieren, doch das habe schlussendlich einfach nicht gereicht.

In der Fahrer-WM konnte er zwei Punkte auf Teamkollegen Hamilton aufholen. Das ist allerdings bei einem Rückstand von 63 Punkten ein Tropfen auf den heißen Stein. Bottas hat seine WM-Chance noch nicht abgeschrieben. "Es ergibt keinen Sinn jetzt schon aufzugeben, wenn es statistisch gesehen noch möglich ist."

Ihm ist allerdings auch bewusst, dass dies eine extrem schwierige Aufgabe ist, bei "der Performance und Konstanz, die Lewis abliefert". Bottas will sich deshalb auf sich selbst konzentrieren, seine bestmöglichen Leistungen abrufen und sich verbessern. "Dann werden wir zu Jahresende sehen, was passiert."

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