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Brennpunkt Parabolica: Randstein nach F3-Crash entfernt, Fahrer vorgewarnt
Die FIA wird im Qualifying zum Grand Prix von Italien in der letzten Kurve genau hinschauen, ob die Piloten die Streckenlimits beachten - Randstein vor FT3 entschärft
(Motorsport-Total.com) - Das dritte Freie Training der Formel 1 in Italien musste am Samstagmorgen etwas verspätet starten, nachdem die Organisatoren des Rennens in der Parabolica einen hohen Randstein nach einem schweren Formel-3-Unfall entfernten. Die Fahrer wurden bereits am Freitag gewarnt, die Streckenlimits in der letzten Kurve zu beachten. Ansonsten könnten im Qualifying Rundenzeiten gestrichen werden.
"Der Grund, warum die FIA begonnen hat, diese hohen Randsteine an Kurvenausgängen zu entfernen, war Imola 1994 ... Ich habe diese Randsteine nie gemocht", kommentiert GPDA-Vorsitzender Alexander Wurz die Arbeiten.
Im Interview mit dem 'ORF' legt der Ex-Rennfahrer nach: "Irgendwer hat sich dazu entschlossen, in einer Auslaufzone einen Kerb hinzustellen. Wenn du den mit dem Unterboden triffst, fungiert der als Rampe. Der darf dort nicht sein! Man sieht dann, was passiert. Es ist egal, in welchem Auto."
Wurz: Nach 1994 "drehen wir uns im Kreis"
Das Formel-3-Auto sei wie "ein Blatt im Herbstwind" durch die Luft gewirbelt worden. "Ich bin total baff, dass an dieser Stelle so ein Randstein positioniert wird. Wohl wissend, dass wir in der Geschichte in der Formel 1 nach dem Barrichello-Unfall 1994 die hohen Kerbs am Kurvenausgang für zu gefährlich erklärt haben."
Nach dem heftigen Unfall des Brasilianers in Imola habe das Sicherheitsdenken begonnen. Doch mittlerweile seien "viel zu viele" Asphalt-Auslaufzonen angebracht worden, die "in gewissen Bereichen nicht gerechtfertigt" seien, so Wurz.
Damit die Fahrer sich dennoch an die Streckenlimits halten, wurden daraufhin immer mehr Randsteine angebracht. "Nach 20 Jahren ist man wieder zur schlechten Lösung zurückgekommen, zum Ausgangspunkt. Wir drehen uns im Kreis." Ihm seien die Baguette-Kerbs "eh und je ein Dorn im Auge" gewesen.
"Das ist total kontraproduktiv. Ich hoffe, dass wir die Kerbs in Zukunft nicht mehr auf Rennstrecken sehen. Auch für den Fahrer zum Fahren sind sie katastrophal. Ein Kerb soll ein Charakter sein, aber keine Sprungschanze."
Der Österreicher ist der Ansicht, dass die Baguette-Randsteine "meist eine schlechte Lösung sind". Am schwarzen Wochenende der Formel 1 vor mittlerweile 25 Jahren wurde Rubens Barrichello im Freitagstraining von einem ebensolchen Randstein ausgehebelt und in die Reifenstapel geschleudert.
Ähnlich verlief der Unfall von Formel-3-Pilot Alex Peroni. Der Nachwuchsfahrer kam von der Ideallinie in der langgezogenen Rechtskurve ab, geriet auf den Baguette-Randstein am Kurvenausgang und wurde daraufhin in die Luft geschleudert - der Kerb fungierte in diesem Fall als Rampe. Er landete im Fangzaun und konnte selbstständig aussteigen.
Streckenlimits: Zwei Rundenzeiten werden gestrichen
Die Organisatoren in Monza haben nach dem Rennen auf den schweren Unfall reagiert. Denn schon im Freien Training am Freitag wurde McLaren-Pilot Lando Norris in der Parabolica ebenso weit abgetragen, er verfehlte den Randstein nur um wenige Zentimeter.
Vor dem dritten Freien Training der Königsklasse wurde der Randstein eliminiert, um weiteren Zwischenfällen vorzubeugen. Zuvor war den Fahrern mitgeteilt worden, dass ihnen zwei Rundenzeiten gestrichen werden, sollten sie die Streckenbegrenzung in der letzten Kurve missachten.
Dies hat FIA-Rennleiter Michael Masi schriftlich festgehalten. Die Fahrer müssen innerhalb der weißen Linie bleiben, lautet die strenge Vorgabe der Regelhüter: "Das Verlassen der Streckenlimits mit allen vier Rädern in Kurve 11 hat zur Folge, dass diese Rundenzeit und jene die darauf folgt, gestrichen werden."
Damit will Masi verhindern, dass die Fahrer in der letzten Kurve besonders viel Schwung vor einer schnellen Qualifying-Runde holen. Die Piloten wurden vom Rennleiter außerdem darüber informiert, dass sie im Zeittraining am Nachmittag nicht unnötig langsam fahren sollen.
Denn bereits im Qualifying in China, später auch in Ungarn und vergangenes Wochenende in Belgien bildete sich ein Zug an Fahrern, die sich auf ihre schnelle Runde vorbereiteten. Dabei wurden einige Piloten behindert und es entstanden teilweise brenzlige Situationen.
Besonders im dritten Qualifying-Abschnitt kann dieses Szenario immer wieder beobachtet werden, da die Fahrer versuchen, eine möglichst gute Ausgangsposition zu erwischen. In Spa sorgte diese Taktik allerdings dafür, dass Lewis Hamilton und Valtteri Bottas beide eine plötzliche Notbremsung hinlegen musste, da vor ihnen ein Fahrer langsamer wurde.
Vettel erwartet "eigenartige Spielchen"
"Das ist etwas, das wir mit den Sportdirektoren diskutiert haben. Derzeit ist es noch zu managen", so Masi. In Italien könnte es zu ähnlichen Situationen kommen, da auf der Hochgeschwindigkeitsstrecke vor allem der Windschatten eine entscheidende Rolle spielt.
Jeder Fahrer wird versuchen, sich hinter einem Rivalen zu positionieren. Manche Teams setzen auch auf die Strategie, beide Fahrer hintereinander auf die Strecke zu schicken. Im Fahrerbriefing am Freitagabend hat Masi klargestellt, dass er Szenen wie in Belgien nicht noch einmal sehen möchte.
Das habe "dämlich" ausgesehen auf den TV-Bildern, wird er zitiert. Zwar wurde keine spezifische Regel ausgesprochen, er appellierte allerdings an den Hausverstand der Fahrer. Sie sollen sich genügend Platz lassen. Er merkte außerdem an, er könnte jene Regel anwenden, die gegen unnötig langsames Fahren auf der Strecke Strafen vorsieht.
Am Freitag hagelte es für einige Formel-3-Fahrer Strafversetzungen, weil diese ebenso langsamer machten vor der schnellen Quali-Runde. Sebastian Vettel hat bereits am Donnerstag angemerkt, dass er im Qualifying am Samstag "eigenartige Spielchen" erwarte.
"Sieht man sich das Streckenlayout an, dann erwartet man hier eigenartige Spielchen", spielt er auf den Windschatten-Vorteil an. "Das kann man aber kaum vorbereiten, weil es sehr vom Timing der Session abhängt."