• 05. September 2019 · 17:28 Uhr

Sebastian Vettel: Es war offensichtlich, wie gut Leclerc ist

Sebastian Vettel spricht vor dem Ferrari-Heimrennen über seine Chancen, die sieglose Serie zu beenden und über Charles Leclercs ersten Triumph

(Motorsport-Total.com) - Sebastian Vettel blickt zuversichtlich auf das Heimrennen seines Rennstalls Ferrari. In Italien stehen die Chancen der Scuderia aufgrund des starken Antriebs gut. Kann der Deutsche seine Durststrecke ausgerechnet vor den Tifosi zum 90. Jubiläum des aufbäumenden Pferdes beenden? Oder wird erneut sein junger Teamkollege Charles Leclerc aufzeigen und ihm die Show stehlen?

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Leclerc und Vettel freuen sich auf Ferraris Heimspiel Zoom Download

Zunächst hält der viermalige Weltmeister fest, dass der erste Formel-1-Sieg seines Teamkollegen nur eine Frage der Zeit war. Während die Leistung für Außenstehende überraschend gekommen sein mag, sei es das für das Team keineswegs. "Im Team konnten wir sehen, dass er viel Potenzial hat, er ist ja schon länger Mitglied in der Akademie. Und er hatte eine stark Rookie-Saison mit Alfa."

"Es ist daher gut zu sehen, dass er gleich vorn mitfahren konnte." Vettel musste in Spa eine Teamorder befolgen, die nicht zu seinen Gunsten ausging. Dadurch stieg intern und extern der Druck auf den 32-Jährigen. Denn: Leclerc kommt immer besser in Schwung und hatte Vettel in Belgien über weite Strecken im Griff.

Vettel: "Wir sind nicht die Favoriten"

Der junge Monegasse erlöste die Scuderia und schenkte ihr den ersten Saisonsieg 2019. Stimmen werden laut, dass das Team zukünftig auf den 21-Jährigen setzen und Vettel als Nummer 1 abgelöst werden soll. Aus Teamsicht sei es jedenfalls "das Wichtigste", dass die Piloten miteinander arbeiten - "und nicht gegeneinander", betont der Heppenheimer. "Das scheint zu funktionieren, das ist wichtig."

Leclerc prophezeit er jedenfalls eine rosige Zukunft mit wohl noch mehr Siegen. Die nächste große Chance haben beide am Sonntag. Wird Vettel seine sieglose Serie beenden? Er betont, dass ihm nicht mehr nur dieses Rennen bleibt. Es würden sich auch in den kommenden Grands Prix Chancen auftun, ist er sicher. Bezüglich des Italien-Rennens versucht Vettel, die Erwartungen zurückzuschrauben.

"Wir sind nicht die klaren Favoriten. Es gibt Zeichen, denen wir uns bewusst sind und die uns in eine gute Position bringen, aber wir müssen behutsam optimistisch und realistisch sein." Schließlich gebe es viele Faktoren, von der Technik bis hin zum Wetter, die ein Wochenende beeinflussen können.

Bereits seit neun Jahren, seit dem Sieg von Fernando Alonso 2010, müssen die enthusiastischen Ferrari-Fans auf einen Sieg ihres Teams zu Hause im königlichen Park warten. "Wir waren ein paar Mal auf dem Podium, aber nicht auf dem obersten Treppchen. Das ist eine große Sache. Das ist das größte Rennen für uns, ohne Zweifel", weiß Vettel um die Bedeutung.

Schon am Mittwoch durfte der Heppenheimer miterleben, wie viel Ferrari für Italien bedeutet. In Mailand veranstaltete die Scuderia anlässlich des 90-jährigen Jubiläums der Marke eine Feier mit den aktiven und ehemaligen Ferrari-Piloten, unter anderem waren Gerhard Berger, Mario Andretti oder auch Kimi Räikkönen und Jean Alesi mit dabei.

"Gestern konnten wir die Leidenschaft der Fans sehen. Ich bin sicher, das sehen wir auch das gesamte Wochenende. Das wird uns einen Schub geben. Wie viel? Das werden wir sehen." Im Vorjahr musste Vettel lernen, was es bedeutet, die Erwartungen der Italiener nicht zu erfüllen.

Trend im Qualifying, Nachteil im Rennen?

Er lieferte sich ein Duell gegen Kimi Räikkönen, der von der Pole-Position gestartet war. Nach einem Dreher wurde er nur Vierter. In den drei Jahren davor schaffte er es zweimal als Dritter und einmal als Zweiter auf das Podium. In Monza müsse Ferrari "über dem Soll abliefern", ist ihm bewusst.

Die Chance sei vorhanden. Denn schon in Belgien zeigten die Ferrari-Piloten, wie stark der Power-Vorteil auf den langen Geraden ist. Vor allem im ersten Sektor fuhren Vettel und Leclerc der Konkurrenz auf einer Runde auf und davon. In Monza, der Hochgeschwindigkeitspiste schlechthin, wird das Team deshalb die neue Ausbaustufe des Ferrari-Antriebs zünden.

Mit dem ersten Ferrari-Sieg seit Austin 2018 im Gepäck reist das Team ein wenig erleichtert zum Heimspiel. Die gute Nachricht: Die Abstimmung des Autos sei "ähnlich" zu jener in Spa-Francorchamps, die Teams werden wieder auf möglichst wenig Abtrieb setzen.

"Ich hoffe, dass wir so konkurrenzfähig sein werden wie in Belgien. Es ist schwierig zu sagen. Wir haben gesehen, dass es einen Trend im Qualifying gibt. Wir scheinen da einen Vorteil zu haben auf diesen Strecken. In den Rennen zieht sich aber alles wieder zusammen."

War Leclerc im Zeittraining noch allen anderen haushoch überlegen, konnte er seinen ersten Formel-1-Sieg am Ende der 44 Runden nur noch mit knapp einer Sekunde Vorsprung ins Ziel retten. Über die Renndistanz schmilzt der Ferrari-Vorteil.

Für Vettel geht es daher primär darum, das richtige Set-up und die beste Balance zu finden, um sich im SF90 wohl zu fühlen und auf die Reifen achten zu können. "Ich kann keine Prognosen abgeben, aber ich denke, es wird eng. Ich hoffe, wir reden vorn mit. Mercedes war natürlich bislang an jedem Wochenende in der Lage, Rennen zu gewinnen. Das war bei uns nicht der Fall. Je mehr Chancen wir kriegen, desto besser."

Er weiß: In der zweiten Saisonhälfte muss er liefern. Denn: "Wir wissen, dass wir bislang nicht die Saison hatten, die wir wollten. Wir sind gut in die zweite Hälfte gestartet, hoffentlich können wir das beibehalten. Wir müssen aber auch einsehen, dass Mercedes der Favorit ist."

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