Mercedes knapp am Sieg vorbei: Zwei Runden mehr und...
Sie waren nicht die Favoriten und brachten trotzdem beide Autos aufs Podium - Lewis Hamilton verpasst den Sieg nur knapp
(Motorsport-Total.com) - Mercedes setzten beim Großen Preis von Belgien 2019 die in den Longruns am Freitag ausgesprochene Drohung in die Tat um: Lewis Hamilton und Valtteri Bottas machten Ferrari das Leben schwer, konnten Sebastian Vettel knacken und kamen letztlich beide aufs Podium. Lewis Hamilton verpasste den Sieg um weniger als eine Sekunde. (Formel 1 2019 im Live-Ticker!)
Viel wichtiger für Mercedes: Obwohl die Silberpfeile zum dritten Mal in dieser Saison einem anderen Team den Vortritt lassen mussten, war es im großen Bild wieder ein Schritt nach vorn: Hamilton baute seine WM-Führung aus, der nächste Verfolger aus einem anderen Team, Max Verstappen, blieb punktelos und Sebastian Vettel verlor ebenfalls Punkte auf beide.
Aber wäre der Sieg mit zwei Runden mehr vielleicht sogar realistisch gewesen? "Ja, vielleicht", sagt Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff. "Doch selbst dann ist es auf der Geraden sehr schwierig, die Ferraris zu überholen. Aber zwei mehr hätten vielleicht gereicht."
Lewis Hamilton glaubt, dass er eine Siegchance gehabt hätte, wäre er in der ersten Runde vor Sebastian Vettel geblieben. Diesen konnte er beim Start überholen, doch auf der Kemmel-Geraden flog der Ferrari wieder vorbei.
"Wäre das nicht passiert, hätten wir vielleicht ein spannendes Rennen gehabt", glaubt der fünfmalige Weltmeister. "Aber ich gehe mit einem guten Gefühl aus diesem Rennen. Entgegen aller Erwartungen konnten wir uns nach vorne kämpfen. Das Wochenende insgesamt war ein bisschen holprig, aber wir haben es gut zu Ende gebracht."
Schadensbegrenzung mit Doppelpodium
Knackpunkt war für Hamilton auch diesmal der überlegene Ferrari-Topspeed. Wolff rechnet vor: "Selbst mit DRS und Windschatten sind wir auf der Geraden nur 5 km/h schneller. Das ist nicht genug, wenn man überholen will. Ferrari hat das am Rennende sehr clever gemacht."
"Das war keine gute Strecke für uns, wir waren auf den Geraden zu langsam. Ich glaube, dass wir über alle 21 Strecken gesehen ein starkes Paket haben. Vielleicht das stärkste. Aber auf Strecken mit langen Geraden mangelt es uns an der Power. Und vielleicht haben wir auch ein bisschen zu viel Luftwiderstand. Aber wenn das Schadensbegrenzung ist, müssen wir damit sehr zufrieden sein."
Mit entscheidend war ein nicht ganz sauberer Boxenstopp bei Lewis Hamilton, bei dem er eine Sekunde auf Charles Leclerc verlor. "Der Stopp war keine Glanzleistung, da sind wir etwas zu lange stehen geblieben," sagt Wolff.
Hamilton ergänzt: "Ich hatte danach irgendwas um neun Sekunden Rückstand herum. Das war schwierig wieder aufzuholen. Aber ich habe alles gegeben und bin sehr zufrieden, dass wir nur neun Zehntelsekunden hinter ihm ins Ziel gekommen sind. Gratulation an Charles, das war ein hervorragender Job von ihm - Gratulation an ihn. Dieser Sieg war schon lang in der Mache und ich freue mich für ihn."
Bottas schont Material
Valtteri Bottas bekam am Anfang des Rennens einen Angriff auf Lewis Hamilton, den dieser aber parierte. Von da an blieb dem Finnen nichts übrig, als hinter Hamilton mit einem Polster von mehreren Sekunden herzufahren. Als sich der Kampf mit Sebastian Vettel um Position drei anbahnte, kam der Ferrari-Pilot an die Box. Bottas ergatterte den letzten Podiumsplatz.
"Wir haben die Schlussphase dazu genutzt, Motor und Getriebe zu schonen", so der 30-Jährige, der in der WM-Wertung nun 65 Punkte Rückstand auf Hamilton hat. "Die Rennpace war gut, aber die Ferraris waren auf den Geraden so stark, dass es keine Chance für mich gab."
"Auf dem Soft waren wir zunächst leicht langsamer. Am Ende des Stints waren wir besser. Auf dem Medium-Reifen fühlte es sich von Beginn an besser an und ich habe attackiert. Ich konnte auf Lewis und die Ferraris aufholen, aber dann gab es einen Drop in der Performance." Da war das Schicksal besiegelt, Bottas und Mercedes entschlossen sich für den Schongang, während Hamilton an der Spitze attackierte.
Insgesamt sind alle Beteiligten froh, das Wochenende hinter sich gebracht zu haben - vor allem wegen der tragischen Ereignisse in der Formel 2. Wolff fasst zusammen: "Man fühlt sich innerlich zerrissen. Man muss auf das Rennen schauen, aber es hat auch ein junger Mann sein Leben verloren. Das überschattet alles. Wir dürfen ihn nicht vergessen. Es ist daher gut, dass Charles das Rennen gewonnen hat; sie standen sich nahe. Alles passiert aus irgendeinem Grund."