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Daniel Ricciardo zog Belgien-Start in Zweifel
Daniel Ricciardo sagt offen, dass er in der Nacht von Samstag auf Sonntag eine Teilnahme am Belgien-Grand-Prix hinterfragte - Was ihn überredete, es doch zu tun
(Motorsport-Total.com) - Renault-Pilot Daniel Ricciardo zog eine Teilnahme am Formel-1-Rennen in Spa-Francorchamps nach den tragischen Ereignissen im Formel-2-Rennen in Zweifel. "Ich habe mich vergangene Nacht gefragt, ob es das wirklich wert ist", sagt der Australier. Letztlich nahm er am Rennen doch teil, als er Anthoine Huberts Familie im Fahrerlager sah.
Hubert war Teil des Renault-Nachwuchsprogramms und hatte daher intensiven Kontakt mit dem Werksteam in Enstone. Der Verlust des talentierten Franzosen traf das Renault-Team daher besonders hart.
Der sonst immer fröhlich aufgelegte siebenmalige Grand-Prix-Sieger gibt tiefe Einblicke in seine Gedanken in der Nacht von Samstag auf Sonntag: "Ja, es ist unser Job und unser Leben. Aber letztlich sind es immer noch Autos, die im Kreis fahren. Wenn man an diese Dinge erinnert wird, dann hinterfragt man das schon. Ist es das wert? Und ich habe es vergangene Nacht hinterfragt."
Trotzdem stieg er am Sonntag in seinen Renault R.S.19: "Ich habe drüber geschlafen und heute Morgen einen Teil seiner Familie im Fahrerlager gesehen. Das hat mir mehr Kraft gegeben als alles andere. Wie sie hier sein können nach... Ich muss meinen Hut ziehen. Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich kann es mir nicht vorstellen, in ihrer Situation zu sein. Sie waren stärker als wir alle."
Beim Start ist alles vergessen
In allen möglichen Rennserien rund um den Globus wurde Hubert gedacht. "Da versteht man, dass wir eine Community sind", findet Ricciardo. "Es gibt Rivalitäten und nicht jeder ist sich mit jedem grün. Aber insgesamt sind wir eine Gemeinschaft."
"Leider sind es immer diese Dinge, die uns zusammenbringen, aber es ist schön, das zu sehen. Es geht ja durch alle Kategorien. Die Formel-3- und die Formel-2-Fahrer waren mit uns in der Startaufstellung und. Da realisiert man, dass der Wettbewerb das eine ist, aber dass es eben doch mehr als das gibt. Man kann den Wettbewerb ziemlich leicht in den Hintergrund rücken lassen, wenn so etwas passiert."
Wettbewerb gab es natürlich auch: "Sobald man den Helm aufsetzt, oder besser: Wenn das Rennen losgeht und das Adrenalin fließt, dann kann man es in den Hinterkopf verbannen. Aber es komplett aus dem Kopf zu kriegen, war unmöglich. Als ich in die Startaufstellung gefahren bin, war ich einfach nur traurig. Es war keine Angst - wenn man die hat, sollte man besser keine Rennen fahren."
Kollision beim Start
Das Rennen lief für den Renault mit der Startnummer 3 wenig befriedigend, weil es bereits am Start krachte. Ricciardo wurde von Lance Stroll getroffen, als er hinter dem langsam fahrenden Max Verstappen hing.
"Danach hat der Unterboden auf der kompletten rechten Seite gefehlt. Er war nicht bloß beschädigt - er war komplett weg! Ich dachte eigentlich, dass ich aufgeben muss. Das Auto fühlte sich in Eau Rouge ziemlich wackelig an - gelinde gesagt. Aber wir haben Mediums draufgeschraubt und obwohl das Auto ziemlich schlimm zu fahren war, schien die Pace der anderen nicht allzu stark zu sein."
Ricciardo hielt sich lange Zeit in den Punkten auf, als die Konkurrenz stoppte. Er selbst schleppte sich ohne weiteren Boxenstopp durch. "Ich konnte das zwischenzeitlich gar nicht glauben und dachte, dass wir vielleicht noch mit ein paar Punkten hier raus gehen. Aber ich musste jede Runde in Eau Rouge den Atem anhalten."
Doch 42 Runden auf dem mittelharten Reifen erwiesen sich als zu viel. Gegen Ende wurde er durchgereicht und fiel letztlich aus den Punkten heraus. Ricciardo wurde undankbarer Elfter. "Ich bin stolz darauf, wie lange wir uns gehalten haben, aber am Ende ging es einfach nicht mehr."
Die Reifen nochmal zu wechseln, hätte auch keinen Sinn gemacht, weil dann der Punkteplatz gleich weggewesen wäre. "Das hätte nichts [am Ergebnis] geändert", ist er sich sicher.
"Um das abzuschließen: Ich bin einfach nur froh, dass es vorbei ist. Ich weiß, das war heute die beste Art und Weise, ihn zu ehren. Aber ich glaube nicht, dass irgendjemand von uns wirklich Lust auf dieses Rennen hatte. Ich kann nur für mich selbst sprechen, aber ich bin mir sicher, dass ich nicht der einzige bin."
"Es war hart, hier zu sein und ein tapferes Gesicht für alle zu machen. Ich weiß, dass es vielen Menschen in diesem Fahrerlager wehtut. Ich denke, wir sind alle froh, dass es vorbei ist. Hoffentlich ist das das letzte Mal gewesen, dass so etwas passiert."