Horner nimmt Gasly in die Pflicht: Kostet Performance WM-Rang zwei?
Max Verstappen sammelte in der ersten Saisonhälfte fast dreimal so viele Punkte wie Teamkollege Pierre Gasly - Christian Horner fordert nachhaltige Fortschritte
(Motorsport-Total.com) - Bei Pierre Gasly zeigt die Formkurve mittlerweile wieder klar nach unten. Nachdem man in Silverstone noch das Gefühl hatte, ihm könnte ein (kleiner) Durchbruch gelungen sein, war Ungarn für den Red-Bull-Piloten in sportlicher Hinsicht wieder eine schallende Ohrfeige. Nachdem er im Qualifying bereits fast neun Zehntel auf seinen Teamkollegen verloren hatte, wurde im Rennen sogar erneut von Max Verstappen überrundet.
Zwar betonte Helmut Marko zuletzt, dass man die Saison 2019 mit Gasly beenden werde. Doch Teamchef Christian Horner scheint langsam die Geduld mit dem Franzosen zu verlieren. "Es tut uns weh, dass wir nicht zwei Autos haben, die vorne dabei sind - besonders in der Konstrukteurs-WM", schickt Horner eine klare Kritik Richtung Gasly. "Ich glaube, wir haben heute so viele Punkte wie Ferrari geholt", so Horner.
Sowohl Red Bull als auch Ferrari reisten mit je 27 Punkten aus Budapest ab - obwohl der RB15 (zumindest in den Händen von Verstappen) das deutlich schnellere Auto war. "Wenn wir [in der WM] irgendeine Chance gegen Ferrari haben wollen, dann ist es für uns elementar, dass er weiter vorne landet", nimmt Horner Gasly in die Pflicht und erklärt: "Das Problem ist, dass er überhaupt nicht [in der Spitzengruppe] dabei ist."
Das schränkt Red Bull auch taktisch ein. Hätte Gasly die Pace von Verstappen am Sonntag halbwegs mitgehen könnten, hätte Lewis Hamilton beispielsweise nicht so problemlos einen zweiten Boxenstopp einlegen können, weil er dann möglicherweise hinter den Franzosen zurückgefallen wäre. Stattdessen bekam der Weltmeister einen "freien" Stopp und konnte Verstappen dadurch noch überholen.
"Er sollte nicht gegen McLaren kämpfen"
Auch der Blick auf die WM spricht eine deutliche Sprache. Verstappen steht bereits bei 181 Punkten, Gasly gerade einmal bei 63. Würde der Franzose zumindest ansatzweise so stark wie Verstappen punkten, läge man in der Konstrukteurs-WM vor Ferrari. Stattdessen liegt man 44 Zähler dahinter. Und in der Fahrer-WM liegt Gasly lediglich noch fünf Zähler vor McLaren-Pilot und Ex-Red-Bull-Junior Carlos Sainz.
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"Es war ein frustrierendes Wochenende für Pierre", erklärt Horner im Hinblick auf Budapest. "Der Start war nicht toll, und die ganze erste Runde auch nicht. Wir sollten nicht gegen Sauber [Alfa Romeo] und McLaren kämpfen. Er muss gegen Ferrari und Mercedes kämpfen", schickt er eine weitere klare Ansage Richtung Gasly. "Ich glaube, er muss sich während der Sommerpause dringend eine Auszeit nehmen", so Horner.
Das sieht übrigens auch Gasly selbst so. Er wolle in den kommenden Wochen "abschalten" und über die vergangenen Monate nachdenken, um in der zweiten Saisonhälfte "stärker" zurückkommen. Doch wie soll das klappen? Klare Anhaltspunkte scheint er selbst jedenfalls nur bedingt zu haben. "Manchmal" spüre er Fortschritte im Auto. "Und manchmal ist es dann wieder weg", zuckt er die Schultern.
Gasly sucht nach Erklärungen
Ein Ziel sei es daher, konstanter zu werden. Doch auch in Ungarn hatte er wieder keine Ahnung, warum es plötzlich nicht mehr lief. Zu Beginn des Wochenendes sei seine Pace gut und sogar "besser als üblich" gewesen. "Samstag und Sonntag waren viel schwieriger als der Start des Wochenendes", berichtet er allerdings. Plötzlich war er im Vergleich zum Teamkollegen wieder im Niemandsland.
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Ab FP3 sei etwas "anders" gewesen. Eine Erklärung dafür hat er jedoch nicht. Und auch Horner erklärt, dass ihm kein Problem am Auto oder etwas ähnliches bekannt sei. "Wir müssen es verstehen und mit den Jungs analysieren", so Gasly. Horner kündigt an, dass man alles tun werde, um den Franzosen zu unterstützen. "Unsere Absicht ist es, ihn bis zum Ende des Jahres im Auto zu lassen", betont er noch einmal.
Klar sei jedoch auch, dass Gasly dringend das "Potenzial des Autos" ausschöpfen müsse. "Ich beachte diese Dinge eigentlich nicht", erklärt Gasly selbst, als er auf die Spekulationen im Hinblick auf seine Zukunft angesprochen wird. "Ich versuche einfach, meinen Job so gut wie möglich zu machen", erklärt er. Ob er das 2020 weiterhin bei Red Bull tun darf, wird sich in der zweiten Saisonhälfte klären.